Der nun schon jahrelang andauernde Bullenmarkt zieht immer mehr Menschen an wie einen Magnet. Früher hat man das als “Hausfrauenhausse” bezeichnet.
Bildzeitung und Co. fangen an Geschichten von Menschen zu erzählen, die durch Aktien reich wurden oder mit 40 in Rente gehen.
Und auch bei den Blogs im Netz tauchen immer mehr dieser Berichte auf. Es ist genauso wie 2007 und davor 1999/2000. Die wundersame Geldvermehrung kennt keine Grenzen. Nun sollte man ja grundsätzlich offen für Neues sein. Aber das Beschriebene ist weder neu noch besonders verwunderlich, nach jahrelanger Geldflutung der Kapitalmärkte.
Klassische Asset-Inflation. Vermögenswerte jeglicher Art steigen. Offenheit ist immer gut, aber wenn man zu offen ist, fällt einem das Gehirn raus.
Was mit der Flutung der Kapitalmärkte passiert ist am besten mit einem See vergleichbar. Nehmen wir an, ein schöner See wird mit lauter Müll verschmutzt. Der Dreck schwimmt auf der Oberfläche. Je mehr Wasser hinein geleitet wird, desto mehr steigt der Wasserstand. Der Dreck auf der auf der Wasseroberfläche treibt, steigt natürlich mit.
Alle Assets steigen, ob sie von Qualität und Wert sind oder auch nicht. Und die riesige Liquidität an den Märkten kaschiert auch viele Probleme.
Aber zurück zu unserem Thema.
Timing scheint bei Börsenneulingen alles zu sein. Jeder fragt nach Einstiegszeitpunkten. Ist es jetzt günstig Aktien zu kaufen? Oder morgen? Jeder Bankkunde will das wissen.
Leider übersehen die meisten etwas, was viel wichtiger ist. Das Moneymanagement. Fehler die hier gemacht werden führen unweigerlich in den Ruin.
Derzeit werden Musterdepots, Handelssysteme und viele Backtestdaten verkauft. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich auch zuletzt. Denn zuerst stirbt der Anleger und zwar finanziell.
Es gibt viele Bücher und Blogs zu dem Thema Ein- und Ausstiegssignale an den Märkten. Auch und gerade für die Aktienmärkte. Von Moneymanagement liest man allerdings weniger. Meine Follower hier und jeder professionelle FX Trade hat es eigentlich im Blut. Es ist die Basis für jedes Handelssystem. Vor allem weil man nicht gegen die Mathematik gewinnen kann. Egal wie lange der Markt noch weiter läuft, am Ende der Party kommt die Rechnung. Immer.
Moneymanagement ist nicht sexy. Besser ist es vom reich werden zu erzählen. Vom Rentnerdasein mit 40 oder wie der Riestervertrag die 6% p.A. schafft, die er auch benötigt um all die Kosten und Gebühren zu tragen und am Ende doch noch 1,50 EUR Gewinn abzuwerfen.
Moneymanagement ist nüchtern, langweilig und Kalkulation. Moneymanagement ist aber vor allem das Überleben am Kapitalmarkt!
Dabei kann Moneymanagement sehr eindrucksvoll sein. Denn selbst profitable Systeme werden zu einer totalen Geldvernichtungsmaschine, wenn das Moneymanagement nicht stimmt.
Ich greife hier das berühmte und bekannte Glücksspiel des Münzwurfes mal auf. Jemand startet mit 1000 EUR und setzt auf einen Münzwurf. Eine faire Wette. Die Wahrscheinlichkeit für Kopf oder Zahl liegt bei 50%. Der Spieler erhält bei Kopf das 1,2 fache seines Einsatzes. Bei Zahl verliert er seinen Einsatz. Die Münze wird eintausendmal geworfen.
Eine gute Wette! Nur bietet sie niemand an. Denn sie wäre ein Traum für den Spieler. Aber wenn das Moneymanagement nicht stimmt, wird selbst dieses Spiel zum Albtraum.
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung des Kapitals bei 1000 Münzwürfen im Verhältnis zur Positionsgröße. Bei 2,5% wird also bei jedem Wurf 2,5% riskiert.
Die Zahlen wurden mit Zufallsdaten berechnet um die Münzwürfe unter realen Bedingungen darzustellen.
Bei einer Positionsgröße / Risiko pro Wurf von 10% des Kapitals führt selbst dieses profitable System in den sicheren Ruin.
Wie im echten Leben gibt es die Ungleichverteilung von Zahlen. Es kann also zu Gewinnserien und Verlustserien (Drawdowns) kommen.
Eigentlich ist es gerade besonders schlimm, wenn am Anfang eine Gewinnserie steht. Diese löst Verführung und Gefühle aus, die zu höheren Einsätzen führen.
Es kann sich dann meist keiner mehr vorstellen, dass es auch anders kommen kann. Natürlich greifen manche auch gleich in das fallende Messer und der finanzielle Tod
kommt schnell.
Eines wird klar: Moneymanagent ist unverzichtbar. Bei jedem Handelssystem. Alles andere ist Gambling, also Glückspiel. Und das gehört ins Casino.
Schöne Geschichten erzählt man also besser aus dem Urlaub.
Lieber langsam um stetig, also reproduzierbar das Vermögen vermehren als ein schneller Tod an den Finanzmärkten.