Ist Altersvorsorge ein Thema, dass du spannend findest? Oder schön? Ein gutes Gesprächsthema für Abende mit Freunden? Vermutlich eher nicht. Und dennoch ist es wichtig.

Vielleicht ist es kein schönes Thema, weil es etwas mit Alter und dem Altern zu tun hat. Beides verdrängen wir gerne und doch ist es unausweichlich so, dass wir älter werden bis wir eben alt sind. Vor kurzem habe ich schon mal einen überspitzen kleinen Post gemacht zu dem Thema Rentenlüge.

Und damit sind wir auch schon bei einem weiteren Grund, warum Altersvorsorge so wenig zum guten Gesprächsthema taugt. Es wird viel gelogen oder alternativ formuliert: die Unwahrheit gesprochen.

Als Norbert Blüm damals sagte, dass die Rente sicher ist, hatte er recht. Und dennoch gilt die Aussage heute als verlogen. Warum?

Die Rente ist definitiv sicher. Aber nicht wie hoch sie ausfällt, sowohl brutto als auch netto und vor allem ist nicht klar, welche Kaufkraft diese hat. Ich möchte es, wie ihr es von Blackwater.live gewohnt seid, dieses Thema ganz klar und direkt erklären, so
dass möglichst jeder es versteht. Nicht weil man eine Uni besucht haben muss um die Rente zu verstehen. Aber es ist doch so, dass es viel Verwirrung darüber gibt und vielen Menschen nicht klar ist, was auf sie zukommt. Banken und Versicherungen hinterlassen mit ihren oft widersprüchlichen Aussagen Verwirrung und die üblichen Interessenkonflikte tragen leider nicht zum Verständnis bei.

Also wie wollen wir anfangen?

Vielleicht mit der gesetzlichen Rente. Wie schon erwähnt würde ich mich der Aussage, dass diese sicher ist anschließen. Wenn ihr euren letzten Rentenbescheid nehmt, mag dieser auch gar nicht mal schlecht aussehen.

Was man dazu auf jeden Fall wissen muss ist, dass man diese Rente versteuern muss. Ab 2005 war der steuerpflichtige Anteil bei 50%. Das heißt, dass wenn man 1000 EUR Rente bekam, 500 EUR davon steuerpflichtig waren, so wie bei einem Lohn. Dieser Anteil steigt vom Jahr 2005 an bis zum Jahr 2040 auf 100%. Das bedeutet, dass ab 2040 die Rente 100% steuerpflichtig ist, wie euer Gehalt heute. Euer Gehalt ist 100% steuerpflichtig und euer persönlicher Steuersatz ist maßgeblich dafür, wie viel davon abgeht. So ist es bei der Rente dann auch.

Und auch Sozialabgaben wie beispielsweise die Krankenkasse gehen von der Rente ab.

Für die meisten der Blackwater Leser ist also eines klar: Eure/unsere Rente ab 2040 ist zu 100% steuer- und sozialabgabenpflichtig.

Wenn ihr also euren Rentenbescheid nehmt, dann müsst ihr dies wie eine Gehaltsabrechnung betrachten. Brutto, was oben steht, ist nicht netto, was raus kommt.

Inflation

Ich hatte auch die Kaufkraft anfangs erwähnt. Was bekomme ich mit EUR 1.000,- heute und was kann ich mit EUR 1.000,- in 30 Jahren kaufen? Das lässt sich für die Zukunft nicht exakt sagen. Wir wissen aber, dass mit der Zielinflation von 2% p. A., die die Europäische Zentralbank stets anstrebt, in 30 Jahren EUR 1.000,- nur noch eine Kaufkraft von EUR 500,- haben. Also wie wenn ihr heute für EUR 500,- einkaufen könnt, anstatt mit EUR 1.000.-

Jetzt merkt ihr sicherlich schon, warum die Rente sicher ist bzw. warum ein Politiker so eine Aussage machen kann. Wir könnten z.B. bei einem Rentenbescheid von EUR 2.000,- sagen, dass nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben und abzüglich der gerechneten Inflation für 30 Jahre in jedem Fall weniger als EUR 1.000,- an Kaufkraft zur Verfügung stehen. Möglicherweise sogar deutlich weniger.

Viele Renten in 20-30 Jahren liegen inflationsbereinigt zwischen 600-900 EUR netto im Monat. Um die EUR 600 beträgt die Grundsicherung. Das wird große Teile der Bevölkerung treffen.

Rente mit 70

Viele fragen sich was das nun soll. Will der Staat wirklich, das wir bis 70 arbeiten? Und wie soll das in vielen Berufen gehen? Bis 70 auf dem Bau? In der Pflege usw.?

Die Antwort ist: Nein, der Staat will das nicht. Er weiß, dass dies nicht möglich ist. Es geht um eine Rentenkürzung. Je früher ihr in Rente geht, desto weniger bekommt ihr. Das dürfte bekannt sein. Wenn der Staat das Renteneintrittsalter nach oben setzt, bedeutet dies folglich noch mehr Abzüge. Und des reale Renteneintrittsalter hat sich in den letzten Jahren in Deutschland nicht groß verändert. Es liegt um die 62-64 Jahre.

Was also tun?

Die platte und einfache Antwort zuerst: Reich werden. Spaß beiseite, aber das was viele heute als reich ansehen würden, also keine Schulden und ca. EUR 500.000 auf der hohen Kante haben, dass wäre schon… hilfreich.

Es geht auch um Cash. Also die selbst genutzte Immobilie für EUR 500.000 ohne Schulden dürfte zur Falle werden, wenn wir dann den Unterhalt und die Rücklagen nicht bestreiten können oder bei einer Eigentumswohnung uns die Eigentümergemeinschaft unter Druck setzt. Kostenzwangsbeteiligung ist hier das Stichwort.

Kinder dürften in unseren Breitengraden auch nicht die Allgemeinlösung sein. Denn ob diese es zu was bringen um uns dann versorgen zu können, wer weiß. In der Bankrealität ist dies heute schon selten. Es fängt schon damit an, dass die Kinder für die Eltern da sein müssten. Es ist traurig, aber meist ist das nicht so. Zumindest in Süddeutschland.

Ich könnte hier nun verlinken und einen 100 Seiten Artikel schreiben. Mit vielen Grafiken und Studien. Aber ich möchte zwei Lösungen anführen. Und vor allem das euch dieser Artikel hilft. Dazu müsst ihr ihn lesen und dazu darf er nicht zu überfüllt sein. Das Thema wird auch in Zukunft immer wieder bei Blackwater aufgegriffen, versprochen.

Lösungsansätze:

Der erste ist der, den Lara schon hier aufführte: HIER

Kurz, knapp und direkt: Sparen. KEIN Riester, KEIN Rürup, KEINE Bankprodukte. Achtet auf Kosten, Kosten, Kosten!!

Breit gestreute globale Anlagen. Kostentechnisch ideal sind ETF’s. Damit kann man ganz einfach gesprochen, hunderte bis tausende von Unternehmen kaufen und ist an deren langfristigen Wertsteigerungen beteiligt. Da man einen Index kauft, nehmen wir doch einfach mal heute den DAX. Der DAX oder DAX30 wie er bei Bloomberg heisst, umfasst die 30 nach Marktkapitalisierung größten deutschen Aktiengesellschaften.

Wenn wir den DAX sozusagen kaufen, kaufen wir die deutsche Autoindustrie, die Chemieindustrie, Software, Medizin und mehr. Würde ein Unternehmen pleite gehen
oder absteigen, würde ein anderes in den DAX aufsteigen. Wir sind immer automatisch dabei.

Die Kostenquote bei so einem ETF liegt zwischen 0,1% und 0,4% im Jahr und das sind schon die teureren.

Der DAX notierte am Jahresende 2017 bei 12.918 Punkten. Seit Dezember 1979 errechnet sich also ein Kursgewinn von 2586 %. Aus einer Anlage von 10.000 EUR wären 249.499 EUR geworden. Damit liegen wir bei ca. 8,9% p.A.

Allerdings ist das nur der deutsche Markt. Aus dem Blickwinkel der Risikostreuung ist es sinnvoller, das gleiche Investment mit einem globalen Index zu machen, dem MSCI World beispielsweise und eine niedrigere Rendite anzusetzen. Empfehlenswerterweise eher 6% p.A.

Ihr könnt selber die Berechnungen machen. In 30 Jahren bis zur Rente werden aus EUR 250,- monatlich mit 6% p.A. ca. EUR 244.000. Damit lässt sich doch schon rechnen.

Jetzt wird auch klar, warum Schulden so fatal sind. Man verkonsumiert seine Zukunft. Wirklich fatal.

Im Ausland leben

Ich möchte heute noch den zweiten Baustein aufgreifen. Wir leben in einem EURO Land. Das hat den Vorteil, dass wir eine verhältnismäßig starke Währung haben. Schon heute gibt es viele Deutsche, die im Ausland leben oder auswandern. Über 100.000 Deutsche wandern jedes Jahr aus. Renter und qualifizierte Fachkräfte.

Die Zielländer sind aber unterschiedlich. Während qualifizierte Fachkräfte wie Ärzte oft nach England oder die USA auswandern, wandern Rentner oft in den Süden aus. In Länder, wo das Leben günstiger ist, aber dennoch in EURO bezahlt wird.

Noch besser ist es allerdings Länder mit Fremdwährung zu wählen. Sehr beliebt ist Chile oder Argentinien. Stand heute kann man mit EUR 500,- in vielen Regionen dort leben, mit etwas mehr Geld sogar sehr gut. Das ist die klassische Geo-Arbitrage. Wir erhalten Geld (in dem Fall die Rente) in EURO, leben aber in einem Schwachwährungsland.

Ich möchte ausdrücklich sagen, dass wir hier nicht von Nigeria & Co. sprechen, sondern von Ländern, in denen man durchaus gut leben kann, in denen es medizinische Versorgung gibt. Gerade um diese ist es in Deutschland in den nächsten Jahren nicht gut bestellt.  Deutschland ist, was die Sozialsysteme angeht auf Talfahrt und es gibt derzeit nichts, was das ändern kann. Eher beschleunigen. Das dürfte vielen inzwischen klar sein. Es ist eine rein mathematisch-finanzielle Frage.

Schaut euch beim Thema Auswandern gerne auch nochmal Christophs Blog an:

www. staatenlos.ch

Sich über das Alter Gedanken zu machen und wie man dann leben möchte und von was, ist kein Thema für feucht fröhliche Abende. Aber wenn man ein paar Abende investiert hat, kann man sich zumindest beruhigt zurück lehnen und hat alles mögliche durchdacht und getan.

Was ist eure Meinung dazu?

3 Kommentare zu „Altersvorsorge

  1. Geht mir selbst ja auch so, aber wenn ich meine Oma sehe (lebt in Polen im Dorf), dann wird mir immer klar, dass ich mich damit beschäftigen muss und nicht um diese Sache drum rum komm. Und die vielen infos hier da und dort machen es nicht leichter. Ich finds schon gut, dass ihr das hier auf den Punkt gebracht habt mit okay, Altersvorsorge ist so viel Kohle wie möglich möglichst mit 60 😂

  2. Es ist bei diesem Thema vor allem wichtig, seine Zukunft nicht zu verkonsumieren indem man heute auf Pump lebt nur um den Nachbarn zu beeindrucken. Ich frage mich immer, wie dieses Thema bei mehr Menschen platziert werden kann. Die meisten verdrängen es und wollen darüber nicht reden.

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