“In einer Zivilisation, die aus ihrem Materialismus keinen Hehl macht und die materiellen Werte höher schätzt als die seelischen, ist es unvermeidlich, dass ein Vergehen gegen Eigentum und Besitz strenger bestraft wird als ein Vergehen gegen den Menschen.”
– Jack London
Wenn die geneigte Leserin oder der geneigte Leser von Islamic Banking hört, werden Assoziationen stets von dem ersten Teil des Begriffs ausgelöst: Islam. Aus dem Grund gibt es hier meistens erst einmal etwas zu erklären, bevor man mit dem zweiten Teil der Begrifflichkeit fortfahren kann. Und noch bevor das passiert muss klar sein, dass es einen Grund für die erwähnten Assoziationen gibt. Und der lautet meiner Auffassung nach: Die Medien.
Auch wenn es heute en vogue ist alles auf die Medien zu schieben – was auch eine unausgewogene Extremposition ist – so ist es teilweise eben einfach so, dass Medien massiv zur Meinungsbildung beitragen. Dies nach den letzten 2 Jahren Corona-Berichterstattung abzustreiten, wäre absurd. Zu angenähert, zu gleich hören sich die Aussagen in der Bevölkerung überall an, ganz wie in den TV-Sendern und Zeitungen von Nord nach Süd. Das merken vor allen Dingen die Menschen, die auch Auslandskontakte pflegen. Differenzierte Meinungen sind 2021/22 seltener geworden.
Die Medien haben zweifellos dazu beigetragen, ein sehr einseitiges Islambild zu vermitteln, welches fachlich auch noch meistens falsch ist. Dazu muss man nur ein Buch über Religionsgeschichte aufschlagen und schon merkt man das. Islamischer Staat, Taliban, Sunniten, Iran, Shia, Sufi, Aleviten, Alaviten, Scharia, Hammas, Hizbollah, Hijab, Burka, … alles ist irgendwie ein und das selbe. Dazu noch ein paar Qur’an Verse aus dem Zusammenhang gerissen und schon passt das Bild. Dass selbst zwischen den wenigen von mir genannten Begriffen ganze Welten liegen, wen interessiert das schon. Aber sobald man “mal was über Islam gehört hat”, kann man mitreden. Im noch deutlich besseren Fall kennt man eine muslimische Familie aus der Nachbarschaft. Und was die dann sagen, dass sagen und denken dann alle Muslime. Aber wer ist diese Familie überhaupt? Aus welchem Land? An welche der vielen Strömungen im Islam halten sie fest? In vielen muslimischen Ländern ist das selbst von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Und Kultur und Religion ergeben gerade in der muslimischen Welt einen bunten Mix, den man erst mal auseinander dividieren muss wenn man wissen will, was Islam bedeutet. Die islamische Realität ist so gar nicht mit der christlichen Welt vergleichbar, weil die christliche Welt Religion als straffe Institution kennt, wenn man nur mal an die Großkirchen und viele Sekten denkt. Abgesehen von der Shia im Iran und Teilen des Irak (auch hier gibt es Derivate), gibt es keine zentrale Organisation oder ein Oberhaupt. Es gibt im Mehrheitsislam der Sunniten tausende Meinungen von islamisch gebildeten Menschen. Und das liegt wiederum daran, dass die Sunna (Überlieferungen über Prophetenleben und Aussagen, daher Sunniten) und der Qur’an ausgelegt wird. Die Bandbreite dieser Auslegungen ist riesig und es würde den Rahmen sprengen hier darauf einzugehen. Wer sich dafür wirklich interessiert findet viele gute Quellen oder kann auch einmal sich die Mühe machen, verschiedene Moscheen zu besuchen und sich das jeweils erklären zu lassen. Eines ist sicher: Ein Moscheebesuch führt oft zu kognitiver Dissonanz. Denn das was wir glauben zu wissen (danke Medien) hat nichts mit dem zu tun, was gelebt und erlebt wird. Viele Menschen die aufrichtig Gott lieben und kein Heil in einer verklärten menschlichen Führung oder einer (Kirchen)Organisation suchen. Solange man einen Moscheebesuch noch vor sich hat, sollte man sich mit Wertungen über Muslime zurück halten. Sie sind meist falsch.
Manchmal geben sich Medien aber auch richtig Mühe und starten Experimente wie die Islamwoche. Ein paar agnostisch-atheistisch-christliche Teilnehmer leben eine Woche lang nach islamischen Grundsätzen. Eine Woche ist wohl deutlich zu kurz, aber viel verheerender ist, dass eine Ahmadiyya Gemeinde für dieses Projekt ausgewählt wurde. Also eine kleine Gruppe innerhalb des Islam (ca. 10 Millionen weltweit) die sich ab den 1880er Jahren zusammenfand. Mit Endzeiterwartung sowie Anführer und Ausleger der Schrift, auf den ein Treueid abgelegt wird. Kommt einem das bekannt vor? Naja, das sind sozusagen die Zeugen Jehovas des Islam. Manches wiederholt sich auch im Islam, was man aus dem Christentum kennt.
Manchmal fragt man sich schon, ob junge Journalisten sich heute noch die Mühe machen mal das ein oder andere Buch in die Hand zu nehmen, oder ob das “Studium” auch auf YouTube umgestellt wurde. Corona und so.
Aber kommen wir zum Thema zurück. Um diesen Prolog nicht endlos zu erweitern – was angesichts des Stoffs mit Leichtigkeit möglich wäre – kann man definitiv sagen, es gib neutral betrachtet nicht den einen Islam. Zumindest nicht, wenn man es an den verschiedenen Strömungen festmacht. Grundsätzlich vermittelt der Gesamtislam aber Spiritualität, ein schlüssiges Gotteskonzept, ein Way of Life und eine enorme Bandbreite in der Theologie, solange man das Denken nicht anderen überlässt, etwas, was man ohnehin niemals tun sollte. Und gerade weil es auch ein Way of Life ist, gibt es Grundsätze, eine Ethik für ein Miteinander von vielen Menschen. Und aus diesen Grundsätzen lassen sich auch Prinzipien für ein ethisches Banking ableiten.
Was ist Islam?
Das hängt losgelöst von einer je nach Blickwinkel ausgerichtete allgemeinen Definition stark damit zusammen, wen man fragt. 1000 Fragen, 1001 Antwort.
Aufgrund dieser und ähnlicher Vielfalt in der Realität war es ein leichtes für die Medien, ein Bild zu vermitteln wie es gebraucht wird. Meistens sehr undifferenziert, man macht sich leider wenig Mühe bei der Recherche.

Sozialisierung
Zugegeben, auf der Sozialisierung reite ich immer wieder herum. Der Grund ist, dass das Wort zwar in der Bedeutung verstanden wird, aber in seiner Auswirkung unterschätzt. Und da bin ich keine Ausnahme. Aufgrund meiner christlichen Sozialisierung muss ich mich auch immer fragen, warum ich Verhalten, Bräuche oder Gedanken von Menschen gut, schlecht oder neutral empfinde. Und oft stelle ich fest, dass es an meiner eigenen Sozialisierung liegt. Es gilt immer möglichst reflektiert durch das Leben zu gehen. Das ist die wahre Bereicherung und Erkenntnis, zumindest die, zu der wir selbst fähig sind.

Nachhaltigkeit, Ethik und Freiheit
Nachhaltigkeit und Ethik sind definitiv grosse Themen unserer Zeit. Daran ändert sich auch nichts, nur weil Wohlstandskinder die Instagram-Welle reiten und alles was als richtig “gelabelt” ist hypen. Selbst ein bekannter Formel 1 Star bekennt sich zu Greta, es wird immer absurder. Es müssen einfach bestimmte Worte fallen, die wie ein Trigger bei der angefixten Konsumentenmassen wirken. Induzierter Kaufrausch 2.0 ist das Greenwashing. Das fällt eher in den Bereich “Idiocracy” und an Bildung mangelte es schon vor Corona.
Die Erde hat nur begrenzte Ressourcen und es reicht für die Bedürfnisse aller, aber wie der berühmte Ausspruch sagte, nicht für jedermanns Gier. Freiheit ist ein enorm wichtiges Gut, aber sie hat Grenzen. Die Freiheit und der Frieden unseres Mitmenschen, die Ressourcen der Erde, die Umwelt. Blackwater Stammleser wissen, wie wichtig mir Freiheit ist. Nur sollte Freiheit nicht durch leeren Materialismus definiert werden. Das erinnert mich an das Nachkriegsdeutschland, beschrieben in den Schulbüchern meiner Zeit. Mit dem Aufbruch zu Demokratie, Freiheit und Wohlstand wurde meistens der Wurstladen und das Gesicht Ludwig Erhards verbunden. Endlich lag wieder Wurst gekringelt und zu Türmchen aufgehäuft im Schaufenster. Man konnte wieder essen und eine ganze Generation tat das – es gab reichlich! Noch heute liest man in bestimmten Gegenden Deutschlands bei positiven Restaurantbewertungen das Wort “reichlich”. Reichlich Schnitzel. Dass das leicht zu fakende Covid19 Zertifikat nebst Ausweis vorgezeigt werden muss, kommt meist gleich danach als Pluspunkt. Ja, toll ist sie, die allgemeine Ausweispflicht zur gastronomischen Sperrstunde. Das ist sozusagen selbst erlebtes Geschichtsbuch. Aber bleiben wir beim “reichlich”. Ist es Freiheit, dass es genug/reichlich Wurstwaren gibt? Ist es Freiheit, dass man sein 100K SUV durch die 30er Zone bewegen kann? Oder bei Primark für Kinder von Kindern einkauft? Oder ist das nicht ein unterhöhlter und ein Stück weit pervertierter Begriff von Freiheit? Menschen aus repressiven Systemen würden unter Freiheit eher Redefreiheit verstehen, die Freiheit sich politisch zu engagieren oder Versammlungsfreiheit. Für etwas einzustehen, auch wenn es nicht die Mehrheitsmeinung ist. Und da sieht es schon ganz anders im besten Deutschland aller Zeiten aus.
Freiheit ist ein immaterieller Wert für sich und nicht die Auswahl der Wurst an der Fleischtheke, Primark oder die Farbe des neuen SUVs.
Nachhaltigkeit und Ethik bedeutet in jedem Fall, dass Freiheit nicht grenzlos ist, was sie niemals sein kein. Sie muss begrenzt sein durch Rücksichtnahme auf unserer Mitmenschen und die Natur. Wenn das durch Unmengen an Gesetzen bis ins Detail erreicht werden muss, ist das bereits ein Rückzugsgefecht, wie wir es derzeit sehen. Besser wäre eine mündige Gesellschaft. Aber ich gebe persönlich zu, die gibt es in Deutschland nicht. So wäre Basisdemokratie zwar mein Traum, aber sie ist bei dem niedrigen Niveau an politischer und allgemeiner Bildung unrealistisch. Was mir derzeit mehr Sorgen macht ist, dass dieses niederschwellige infantile Niveau auch in der Politik vorzufinden ist.
„Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann. Das ist das große Wagnis, das er, um der Freiheit willen, eingegangen ist. Als freiheitlicher Staat kann er einerseits nur bestehen, wenn sich die Freiheit, die er seinen Bürgern gewährt, von innen her, aus der moralischen Substanz des einzelnen und der Homogenität der Gesellschaft, reguliert. Anderseits kann er diese inneren Regulierungskräfte nicht von sich aus, das heißt mit den Mitteln des Rechtszwanges und autoritativen Gebots zu garantieren suchen, ohne seine Freiheitlichkeit aufzugeben und – auf säkularisierter Ebene – in jenen Totalitätsanspruch zurückzufallen, aus dem er in den konfessionellen Bürgerkriegen herausgeführt hat.“
– Ernst-Wolfgang Böckenförde: „Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation“ In: Recht, Staat, Freiheit. 2006, S. 112 f. (Hervorhebung im Original)

Über den erweiterten Begriff “reichlich” wird in seinen verschiedenen Formen noch viel nachgedacht werden müssen. Reichlich Schnitzel, reichlich Saft, reichlich Auto, Haus, Hund, Fernseher… Nur was sind die echten Kosten davon? Was kostet das die Umwelt? Wie gross ist der erzwungene Verzicht anderswo auf der Welt, damit “reichlich” in Europa funktioniert?
Ich mache mir keine Illusionen darüber, dass es die meisten Menschen einfach nicht interessiert, wie Menschen woanders leben müssen. Und spätestens wenn man sich selbst dem Wohlstand und der Dopamin induzierten Dauerstimulation des Gehirns entwöhnen muss, wird es wirklich hart. Denn was bleibt dann noch?
Aber es ist ein ungemeiner Fortschritt sich dessen erst einmal bewusst zu werden, dass der allgemeine Zustand keine Selbstverständlichkeit ist. Unser gelebter Wohlstand ist nichts, was “wir” verdient haben, es ist das Glück unserer Geburt. Wären wir in einem Slum in Indien geboren, würden wir Pfützenwasser zum Trinken abkochen und nicht auf die Kalorien im Smoothie achten. Und dieses Bewusstsein macht dankbar. Wir haben nichts verdient, alles ist ein Geschenk. Das gilt im Übrigen auch für das Leben an sich.
Islamic way of Life

Wie Eingangs erwähnt, ist der Islam Spiritualität, aber er ist auch ein Way auf Life. Und davon gibt es viele Varianten, ich kann mich bezogen auf Nachhaltigkeit und Ethik nur auf die Hauptbestandteile konzentrieren. Und zwar die, die für alle Menschen interessant sind, auch ohne eine muslimische Vorbildung. Mir ist durchaus klar, dass viele muslimische Leserinnen und Leser hier ganze Masterarbeiten schreiben könnten. Aber wie würde das ein “Westler” erklären? Es ist sicher wichtig, das erst einmal zu verstehen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Und ganz nebenbei erwähnt, hat interkulturelles Wissen noch nie geschadet.
Meine Beschreibung ist natürlich unvollständig subjektiv. Aber ich wage es dennoch einmal. Ein grundsätzliches muslimisches Mindset würde ich nach den letzten 2-3 Jahren mit viel muslimischen Erfahrungen mit den Worten “bismillah” (mehr Wissen hier) und “InsahAllah” beschreiben (mehr Wissen hier). Beide Begriffe werden leider auch schnell als reine Floskel benutzt, obwohl sie eine sehr allumfassende Bedeutung haben, die sehr mächtig ist. “Bismillah” bedeutet “im Namen Gottes” und “InsahAllah” bedeutet “so Gott will oder wenn Gott will”. Wie gesagt, oft leichtfertig benutzt, steckt dahinter ein ganz anderes Mindset als wir es kennen. Und das muss erst einmal durchdacht werden. Denn wirklich ernst genommen ist das eine Sicht auf die Welt, die sich (1) dem Willen Gottes unterwirft und (2) für alles dankbar macht. Gerade ersteres ist die Definition von “Muslim sein”, sollte aber eigentlich jedem Bibelleser bekannt vorkommen. Und Dankbarkeit ist im biblischen Kontext der Gegensatz von der Handlung Satans in der Genesis, der aus Undankbarkeit und Stolz sich gegen Gott auflehnte (vgl. Bibelbuch Hesekiel, im Qur’an mit mehr Details). An dieser Stelle könnte man ein riesiges Essay schreiben (vergl. auch Qur’an 7:16).
Wenn ich dankbar für alles bin was ich erhalte, wirklich alles, dann bin ich glücklicher. Eine in sich ruhende Seele, zufrieden, entspannt. Wenn nicht mein Wille im Leben geschieht, sondern der einer höheren Macht und es ein echtes Leben als Belohnung “danach” gibt, bin ich in Erwartung darauf und muss nicht alles erleben, rausholen, haben, im Stress sein. An dieser Stelle muss ich als Bibelleser sagen, das ist exakt die biblische Aussage und das hat mich beim Studium die letzen Jahre immer verblüfft. Selbst in den griechisch-griechischen Schriften kommt das “InsahAllah” immer wieder vor (u.a. Apostelgeschichte 18:21, Jakobus 4:13-15) oder es wird ein Segen “im Namen Gottes” gesprochen, oft vor dem Essen. Das ist übrigens etwas anderes wie ein Gebet.
Der Islamic Way of Life sieht das Leben hier als Durchgangsstation an, als ein zeitweiliges ansässig sein. Das hält nicht davon ab es schön zu gestalten oder es zu geniessen. Aber eben alles im Namen Gottes, Bismillah. Und man gibt Gott die Ehre für alles, wie es auch beispielsweise muslimische Baumeister in den letzten 1400 Jahren getan haben, die in schönster und akribischer Architektur zeitlose Schönheiten in Marmor, Stein und Gold schufen. Auch wenn es Jahrzehnte dauerte diese mit allen Details zu errichten, auch wenn sie noch so groß, mächtig und schön wirken, es gab zu keinem Zeitpunkt Zweifel, dass diese nur in Anerkennung von Gottes Macht und Größe erschaffen wurden. Alles weil Gott es will, InsahAllah. Und alles in Dankbarkeit, alles hat einen Grund, alles hat etwas Gutes, man muss nur genau hinsehen. Und man muss Geduld üben. Diese Selbstbeherrschung und diese innerliche Ruhe ist es, die mich persönlich daran faszinieren.
Als Mrs. Blackwater und ich im März 2020 in Israel/Palästina/Jerusalem waren, mitten in der sich aufbauschenden Corona-Katastrophe, lernten wir in einer fast menschenleeren Altstadt Ost-Jerusalems einen älteren Mann kennen, der uns viele der alten Gebäude erklärte, uns durch Tore und Gassen führte bis zu einem muslimischen Friedhof. Es war ohnehin ein Tag wie kein anderer, weil wir erstmals in unserem Leben auf dem Boden der Heiligen Stadt standen. Ich weiss nicht mehr ganz genau, wie es zu dem Thema kam, aber Mrs. Blackwater fragte den Mann, ob er denn keine Angst wegen Corona hat. Bis dahin dachten wir, er sei Christ, weil wir ihn zuerst bei einer Kirche getroffen hatten und er uns dort einiges zu dem Bauwerk erklärte. Und er sagte, dass er in einer christlichen Einrichtung aufgezogen worden ist (Anmerkung: Für palästinensische Waisenkinder aus dem 1948 Krieg). Er beantwortet die Frage von Mrs. Blackwater damit dass er sagte, es wird so passieren wie Gott es will und dass er völliges Vertrauen hat. InsahAllah, da war es wieder. Für mich ist es seit dem viel mehr als eine Floskel, auch wenn die ganze arabische Welt es oft so verwendet, ganz nach Intention. Aber ist es ernst gemeint, bedeutet es völliges Gottvertrauen. Und das versteht zu beeindrucken, weil es so viel stärker ist als menschliche Erwägungen, Hoffnungen und Pläne. Das war der Beginn der Zeit, an der ich anfing sozusagen “wach” zu werden mit meiner christlich-westlichen Sozialisierung. Im Übrigen auch der Beginn eines Bibellesens mit einer anderen Brille. Vieles überliest man einfach, wenn man vorgeprägt ist, weil es nicht in das christliche Bild passt. Man kann die Bibel auch durch einen muslimischen Blick lesen und wird erstaunt sein.
Das ist keine im engen Sinne theologische Betrachtung. Aber sie führt bereits vor Augen, warum das islamische Konzept bewährt und ein Gegenentwurf zu “ich will alles, andere sind mir egal, grenzenloses Wachstum und you only life once” ist. Gerade letzt genanntes Denken führte doch erst dazu, dass man heute über Nachhaltigkeit und Ethik nachdenken muss, weil die Grenzen erreicht sind. Das können wir Menschen sicher noch eine Weile länger ignorieren und weitermachen wie bisher, aber der Preis dafür wird bezahlt werden, ob wir es wollen oder nicht. Und nicht erst in einer zu erwartenden anderen Welt, sondern im Hier und Jetzt.
Dopamin
Von Rausch zu Rausch. Das westliche Lebensmodell hat nicht mehr viel mit den Gedanken der alten Griechen zu tun, die Wiege der Demokratie. Ihnen ging es um Freiheit des Denkens, nicht nur um triviale Vergnügungen.
Zum einen hat die Wertegemeinschaft ihre Werte durch Spass und Materialismus ersetzt, was nichts anderes als ein permanenter Dopamin Rausch ist. Dopamin ist das “Glückshormon” (Wikilink).
Zum anderen stösst dieses Modell nun an seine Grenzen, da es keine grenzenlose Selbstverwirklichung und kein grenzenloses Wachstum für alle gibt.
Persönlich halte ich das westliche Lebensmodell inzwischen für gescheitert. Es ist nur die Frage was “danach” kommt.
“Dieser Verlust an Freiheit führt zum Verblassen der menschlichen Werte im Leben, die für dieses von unschätzbarem Wert sind. Was bleibt, sind nur zwanghafte Arbeitsbedingungen und triviale Freizeitvergnügen.”
A.N. Whitehead


Gestatten: Konsument.
Was macht uns eigentlich noch aus? Lässt es sich daran ablesen, was wir unseren Kleinsten beibringen?

“Instagram Kultur”
Was als erstrebenswert und glücklich machend in dieser krank machenden Fake Welt vermarktet wird, dient nur reinem Selbstzweck.

“Nichts ohne Folgen”
Das Kausalprinzip scheint auch im Jahr 2022 schwer begreiflich zu sein. Meistens liegt es nicht an fehlenden kognitiven Fähigkeiten, sondern am fehlenden Willen.
Islamic Banking
Islamic Banking folgt den gleichen Grundsätzen des ethischen und nachhaltigen Bankings. Während ethisches und nachhaltiges Banking aber sozusagen nicht “gelabelt” ist, ist Islamic Banking ein fester Begriff.
Die Geschäfte die als verboten (haram) gelten sind diese:
- Zinsen
- Spekulation
- Glücksspiel
- Wetten
Hier ist insbesondere aber auch die Ausgestaltung und Definition von Begriffen zu beachten. Dazu kommen noch einige soziale und ethische Ausschlusskriterien. Unter anderem sind Investitionen in Unternehmen verboten, die Umsätze aus:
- Alkoholherstellung und -vertrieb
- Prostitution
- Pornografie
- Handel und Verarbeitung von Schweinefleisch
- Rüstung
- Tabakherstellung und -vertrieb
erwirtschaften. Damit man sich aber nicht im Detail mit jedem Unternehmen und jeder Investition beschäftigen muss, hat man eine Zertifizierung eingeführt. Die Halal-Zertifizierung.

Beim Lesen des Wortes „Halal“ ( حلال)kommt einem unmittelbar „Halal Fleisch“ in den Sinn oder das Gegenteil davon. Zum Beispiel ist Schweinefleisch nicht Halal. Auch das ist ein Faktum, welches bereits auf die alten hebräischen Schriften zurück geht (Jesaja 65:3-5, 66:15-17).
Halal umfasst nahezu alle Bereiche des muslimischen Lebens, wie zum Beispiel die Wahl der Kleidung, die Art des Spendens (Zakat ul-fitr, Zakat ul maal), die vorgeschriebene Verteilung des Erbes, der richtige Erwerb von finanziellen Mitteln und vieles mehr.
Losgelöst von vielen weiterführenden Gedanken für spätere Artikel zum Thema ist nun die Frage, was macht eigentlich Islamic Banking konkret aus? Wie generiert der prinzipienbasierte Investor einen Profit?
Islamic Banking erlaubt alle Vorteile aus Handels- und Beteiligungsgeschäften und verbietet jeglichen Vorteil aus der risikofreien Geldleihe. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emirate so ein starker Finanzstandort wurden. Aber es ist ein anderes Banking, welches mehr von Handel als von Zins gewachsen ist. Damit unterscheidet es sich fundamental von dem westlichen Bankensystem. Islamic Banking insgesamt ist im Prinzip ein sehr fairer und verantwortungsvoller Vermögensaufbau und Umgang mit Geld. Ein Investment mit einem Ertrag daraus ist immer möglich, die Ausbeutung von Schwächeren über ein Zinssystem dagegen verboten.
Seit es in der Euro Zone keine Zinsen mehr auf Guthaben gibt, sind viele Anleger sozusagen fast automatisch Halal bei der Geldanlage. Es wird nötig zu investieren oder Handel mit Wertpapieren und Derivaten zu betreiben. Derivate sind nicht per se Haram wie oft kolportiert wird, es hängt von der Ausgestaltung und der Art des Handels ab. Es darf keine “Zockerei” sein, es muss ein Handelsmodell sein. Das bestätigen alle islamischen Banken im Nahen Osten. Auch unser Broker IC Markets bietet islamische Konten an.
Letztlich führt Islamic Banking zu mehr Eigenverantwortung und mehr eigenen Handelsaktivitäten. Araber sind Händler und waren es schon immer, selbst zu vorislamischen Zeiten.
Leben alle Muslime nach Halal Prinzipien?

“Gott zu finden ist leicht. Menschen zu finden, die Gott gefunden haben ist schwer”
Ibn Arabi
Definitiv nein. Leben denn alle Christen nach der Bibel?
Diese Fragestellung habe ich bewusst in diesem Artikel aufgegriffen, weil ähnlich wie beim Christentum dann die Frage kommt: Wenn das alles so ist wie Du schreibst, warum ist die Welt dann nicht eine bessere?
Zu keinem Zeitpunkt der islamischen oder der christlichen Geschichte hat sich die Mehrheit der Menschen an das gehalten, was die eigenen Regeln und Glaubenssätze ausmacht. Meistens folgen Menschen anderen Menschen und deren Auslegungen oder ihrem eigenen Egoismus.
Die muslimische Welt heute müsste frei von Heuchelei (zweitgrößte Sünde im Islam), Prostitution, Rauschmitteln, Diebstahl, Mord und Krieg sein, wenn alle Menschen dort so leben würden, wie es islamische Grundprinzipien erfordern. Die islamische Welt müsste sozial stabil sein, ein wunderbarer Ort für Frauen, die dort sicher und beschützt leben würden. Rechte von allen Menschen würden geachtet werden, das Leben selbst ist heilig. Selbst für Tiere müsste es ein Paradies sein. Es gibt Unmengen an Aussagen und Anweisungen im Qur’an und der Sunna dazu, die einen verblüffen wenn man sie liest. Aber in diesem Fall ist es eben leider nicht anders wie in der christlichen Welt, auf die gleiches zutrifft. An den Schriften liegt es jedenfalls nicht, dass Menschen schlecht handeln. Man muss sie nur lesen, darüber nachdenken und sie ausleben. Aber es ist so viel einfacher Leuten zu folgen, die einem nur isoliert Teile daraus vorkauen und einseitig zum Nutzen von Machtstreben anderer auslegen.
Und so bleibt nur – wie eigentlich immer – Menschen zu suchen und zu treffen, die sich an diese Prinzipien halten, weil sie es aus tiefsten Herzen möchten. Dort kann man zumindest in kleinem Rahmen erahnen, wie es sein könnte.
Ist Islamic Banking etwas für mich?
Man muss kein Muslim sein, um die Prinzipien von Islamic Banking umzusetzen. Man muss auch kein Muslim sein, um eine Lebensweise auszuleben die muslimisch ist. Menschen denken heute oft nur noch in “Labels” und Schubladen. Alles wird schnell bewertet und irgendwo einsortiert. Aber die Wirklichkeit ist viel komplexer als man es auf den ersten, zweiten und sogar dritten Blick erahnt.


Menschen brauchen einen Mittelpunkt im Leben, das ist etwas uns angeborenes. Es ist unsere Entscheidung, was wir zur “Mitte” machen. Im Islam ist alles auf den Himmel ausgerichtet, auf Gott.
Das “Label”
La·bel
/ˈleɪbl̩/ Substantiv, Neutrum [das]WERBESPRACHE
- 1a. Etikett, das auf ein Produkt oder dessen Verpackung aufgeklebt wird
- 1b. Produktlinie einer Firma; Marke (2a)”die Produkte unter dem Label »Bio? – Logisch!« vermarkten”
Heute ist nahezu alles “gelabelt”, etikettiert sagte man früher. Das macht das Leben auch so viel einfacher. Man findet zum Beispiel Dinge schneller. Oder man weiss, das ist meine Marke, die mag ich, damit kann ich mich identifizieren. Selbst diese Seite wurde zu einer Marke und manche mögen die Marke, andere mögen sie nicht. Ein “Label” ist nichts neutrales, es ist im heutigen Beliebigkeitskult von “alles ist schön, supertoll, interessant und ja total nice und irgendwie gleich” eine Abgrenzung mit scharfer Kante.
Aber es werden auch Menschen “gelabelt”, etikettiert. Je nachdem was sie denken und besonders schlimm wird es, wenn sie auch noch sagen was sie denken. Könnte ja nicht konfliktfrei sein, was es unangenehm macht. Was fällt manchen Menschen auch ein anders zu sein?
Neben den Bildern, die manchen von uns nun durch den Kopf gehen mögen, denke ich an die Zeit… vor Corona. 😉
Da waren es Muslime die dauernd öffentlich “gelabelt” wurden. Das war besonders leicht, denn wer sich anders kleidet oder ein anderes Wertesystem lebt, fällt schnell auf. Und Verrückte gibt es überall, vor allem unter den Ungebildeten. Und so kann man sich immer Menschen rauspicken und sagen, die repräsentieren eine ganze Gruppe von Menschen, die immerhin 2 Milliarden Menschen mit hunderten von Kulturen ausmacht. Wie gesagt, Labels machen vieles leichter.
Falls es aber nicht nur um “leichter” geht, sondern um Fakten (wir erinnern uns, für die “Fakten” in den Fakten wird in Deutschland 2.0 ein eigenes Portal mit Angestellten betrieben), dann muss man sich eingehend mit einer Sache beschäftigen. In dem Fall mit dem Islam, den Muslimen, ihrer Kultur. Dabei muss man ihnen die gleiche Bandbreite an Meinungsvielfalt beimessen, wie man es in der christlichen Welt auch tut. Und man muss akzeptieren, dass es in der muslimischen Welt die gleiche Vielfalt an Menschen gibt, wie in der eigenen Kultur auch. Aus diesem Grund ist der Dönermann von nebenan für den Islam genauso wenig repräsentativ wie Osama bin Laden.
Wenn Menschen auf Werten basiert leben und eine Orientierung haben, ist das im Miteinander sicher besser als Ziellosigkeit, Desillusionierung und “Fähnchen nach dem Wind”. Ob das einen selber nun anspricht, weil man auf der Suche nach einem Sinn im Leben, Halt und Spiritualität ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Heute leben viele gläubige Menschen in dem Bewusstsein, dass sie eines Tages doch Rechenschaft für ihr Leben abgeben müssen. Das macht sie sicher nicht zu schlechteren Menschen, ganz im Gegenteil.
Für viele andere Menschen ist das Thema Gott und Spiritualität etwas, was sie verdrängen. Aber es liegt in der Natur des Lebens, dass es sie eines Tages einholt. Es gab vor einigen Jahren einen tragischen Fall, bei dem eine Mutter ihr kleines Kind verlor. Es ertrank in einem Überlaufkanal. Die Mutter musste das mit ansehen ohne helfen zu können, denn sie konnte nicht schwimmen. Sie rief verzweifelt um Hilfe. Zwei Männer kamen, konnten das Kind aber nur noch tot aus dem Wasser ziehen. Das Tragische war, dass das Wasser diesen beiden Männern nur bis zur Hüfte reichte. Das Kind ertrank also nur, weil die Mutter nicht wusste, wie tief das Wasser war. In bestimmten Bereichen des Lebens ist das Wissen um eine Sache wichtig und das Ignorieren und unwissend bleiben fatal. Möge uns das nie passieren.
“Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.”
Textbibel, Psalmen 90,12
„Dann kehrt der Staub zur Erde zurück, so, wie er gewesen ist, und der Geist selbst kehrt zu dem wahren Gott zurück, der ihn gegeben hat.“ Prediger 12:7
{إِنَّا للهِ وَإِنَّا إِلَيْهِ رَاجِعُونَ}
“Wir gehören Allah, und zu Ihm kehren wir zurück.”
Qur’an 2:156
@wuestenrose91 vom Wed Jan 12 2022 17:57:07
Noch ein Wort auf die These: “die Wissenschaft hat festgestellt, dass der Text XY aelter, juenger, unvollstaendig ist oder verfaelscht, – you name it – wurde”
Ja, unbedingt beachtenswert!
Noch besser: es GENAU zu verstehen. “Uff, muss das sein? Ich will doch nur schnell wissen, was jetzt stimmt?”
Also schauen wir uns die (berechtigte) Kritik an zB es gibt Johannes-Evangeliums-Abschriften, in denen kommt die Geschichte der ertappten Ehebrecherin nicht vor.
Zunaechst: damals wurden Abschriften von glaubens-staerkenden Texten fuer Gemeinden(Gemeinschaften von Glaubenden) erstellt und durch pers. Ueberbringer verbreitet. Diese Abschriften waren teuer(wertvoll) und dauerten schon ein paar Tage/Wochen. Dann wurden sie in den Gemeinden ggfs rotiert und verlesen.
Manche dieser Abschriften, der Abschriften, haben wir in Fragmenten heute zur Verfuegung. I.d.R. steht kein Datum auf den Abschriften oder es fehlen genaue Angaben zum Empfaenger oder zum Grund der Verbreitung. Alter wird indirekt an Hand von Indizien erforscht. Nun geht die Bibelwissenschaft vermutlich so vor (ich bin kein Bibelwissenschaftler):
These_1: das aelteste ist das kuerzeste; alles was laenger ist, wurde nachtraeglich eingefuegt
These_2: gab es vielleicht Gruende den Text fuer manche Empfaenger “entschaerft”/verkuerzt zu verschicken (spart Geld, Zeit und hat ein best. Ziel)?
Zu These_1: klingt plausibel, wenn unzweideutig die Abfolge der Abschriften bzw das Alter feststellbar waere (ist es oft nicht!); meistens ist es bestimmt die beste These.
zu These_2: joa, etwas weit hergeholt, aber warum nicht:
– “Nicht-Juden? oder Juden? pampern”: Eine Abschrift fuer eine Gemeinde, die zB den (juedischen) Brauch? der Steinigung von Ehebrecherinnen als voellig krude empfinden wuerde (zB aufgeklaerte, helenistische Staedter)? Hey, so wichtig ist das auch nicht, gibt ja andere Stellen, die das goettliche Prinzip: Gott liebt jeden Menschen gleich und jeder ist schuldig vor ihm (im Sinne von: muss automatisch die Konsequenzen fuer seine Taten tragen).
– Seelsorgerlich: “Wir schreiben das ja fuer die Gemeinde Hinterdupfingen ab, und ja, stimmt, die leitenden Brueder haben gerade ihre Frauen verloren (hedonistischer Sonder-Kult?), die fuehlen sich gescheit betrogen, ob die nicht mit der Geschichte ganz schoen emotional aufgewuehlt werden? Es soll ja keine Panik entstehen?”
– Law&Order-Zielempfaenger: Oh, oh, da werden leichtfertig Ehebrecherinnen begnadigt, das ist wider die oeffentliche Ordnung! Das muss leider gecancelt werden 😉
Letztlich: ich weiss nicht, wie es war (war nicht dabei). Aber das tangiert jetzt meine Beziehung zu Gott nur peripher 😉
Die Geschichte scheint mir pers. zu plausibel, als dass sie unwahr/nachtraeglich eingefuegt wurde. Sie passt auch fuer mich in den bibl. Gesamt-Kontext. Wahrscheinlicher/menschlicher scheint mir die Zensur dieser “empoerenden” Geschichte (cancel-culture) in manchen Abschriften?
LG Joerg
@Manfred,
ich mache mal einen neuen Faden auf zu deiner berechtigten Kritik an “was Menschen anderen Menschen im Namen der Religion angetan haben”.
In der Diskussions-Struktur waren wir im anderen Faden dabei:
Oberste Ebene:
Zielsetzung/Ueberschrift/Mantra?
– Islam: “Gott ist Einer und Mohammed sein Prophet”
– Christentum: “Gottes Wesen ist Liebe” oder “Gott liebt alle Menschen”
– Atheismus: “Es gibt keinen Gott”
Naechste Ebene:
Welche Hauptregeln bestehen fuer Glaubende?
– Muslime: die Fuenf Saeulen des Islams: “Ableistung des Glaubensbekenntnisses, Fasten im Monat Ramadan, die Pilgerfahrt nach Mekka, Gebet, Entrichtung einer bestimmten Form von Almosen”
– Christen: “Liebe Gott und deinen Naechsten wie dich selbst”.
– Atheisten: Beliebig, da nicht EXTERN (an Gottes Offenbarung) verankert (“beliebig” halte ich fuer gefaehrlicher als “geoffenbart”?)
Auf dieser Ebene hatten Martin u.an. diskutiert, hier war meine kritische Anfrage an den Ramadan (als zentrale Religions-Regel im Islam) angesiedelt.
Naechste Ebene:
Wie sieht die Glaubenspraxis als Gemeinschaft aus (also nicht Individuum, sondern Gruppe, Gemeinschaft, Denomination)
Auf dieser Ebene hast du zu recht kritisiert. Allerdings, hier spielen dann sehr viele Faktoren hinein, die wenig an einer persoenlichen Beziehung zu Gott des Einzelnen ALLEINE liegen.
Bsp: herzzerreisende Misstaende gibt es leider in jeder sozialen Gruppe (Familie, Dorf, Clan, Verein, Partei, Unternehmen, Kirche, Umma, etc).
Wieso eigentlich, ist denn der Mensch nicht gut von Jugend auf? (die Bibel sagt nein: 1. Mose 8,21).
Die Philosophie sagt: “Der Mensch ist des Menschen Wolf”.
Ob da atheistische Gruppen insgesamt besser wegkommen?!
“Death counts”: da fallen mir ein Hitler, Stalin, Mao, … waren jetzt eher Atheisten, oder?
LG Joerg
PS: deine Behauptung, dass erst seit 100 Jahren “Jesus liebt dich” herrscht, teile ich nicht! Falls dich die christliche Kirchengeschichte interessiert, kann ich den Podcast Wort und Fleisch empfehlen. Da wird ungeschminkt, kritisch durch die Jahrhunderte gallopiert (https://wort-und-fleisch.de/)
“Ableistung des Glaubensbekenntnisses,”
Der Beginn der “Rettung” aus muslimischer Sicht. Intressanterweise ist es aber kein Bekenntnis zu einer Religion, sondern nur das Bekenntnis dass es nur einen Gott gibt. Wie im Judentum auch.
Der zweite Teil des Bekenntnisses (zusammen findet man es gar nicht im Koran) sagt dann, “und Mohammed ist sein Prophet”. Die Aussagen Mohammeds sind aber nichts neues, nur eine Wiederholung alter Grundsätze.
Das Leid welches Christen über die Welt jahrhundertelang gebracht haben ist historischer Fakt. Dass Atheisten mit Hitler, Stalin und Mao das noch übertroffen haben, ein anderen Thema. Finde ich jetzt nicht so ok einfach beiseite zu wischen. Wo war da die Liebe?
Gruss von einem liberalen Muslim 😉
Ist doch interessant, dass auch das Bekenntnis gleich ist:
Juden: Gott ist einer….
Wir: Gott ist einer….
Auch bei den Kindern Israels gehört das Bekenntnis dass Gott EINER dazu und ist kein Ableisten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael
Das hebräische EINER אחד ist unserem Arabischen
أَحَدَAhad fast gleich im Klang. Es kommt sogar fast 900 Mal in Alten Testament der Bibel vor und sagt niemals eine Pluralität aus. Habt ihr das gewusst???
Moin @Mo
zu “Das Leid welches Christen über die Welt jahrhundertelang gebracht haben ist historischer Fakt. …Wo war da die Liebe?”
Ich versuche es nochmal zu erklaeren:
Du kennst das vielleicht von dir selber: Menschen die du liebst (Frau, Kinder, Eltern, Freunde, etc) behandelst du manchmal in Gedanken, Worten oder Taten unangemessen/ungeduldig/ungerecht. OBWOHL du sie eigentlich liebst. Hinterher tut es dir vielleicht Leid. Im Idealfall schaffst du es, dich zu entschuldigen. Manchmal aber faellt es sehr schwer. Es kann (hoffentlich nur bei anderen?) sogar eskalieren, ein ernstes Zerwuerfniss kann entstehen. Vertrauen ist weg, man ist verletzt. Man redet nicht mehr, man geht sich aus dem Weg, es kann eine Abwaertsspirale entstehen, usw.
Das alles kann passieren, obwohl sogar ALLE Glaubende sind. WIESO? Was ist deine Hypothese dafuer? Glauben sie verkehrt? Glauben sie nicht genug?
Wenn du Jesus Christus gewahr bist (der durch den Heil.Geist in dir wohnen will), der dir dann leise zu fluesterst: “Willst du jetzt wirklich den ersten Stein werfen?” Hast du eine Hilfe vorher abzubiegen oder deinen [winzigen ;-)] Schuldanteil an der Sache zu erkennen. Eigene Kraft (Gutmenschentum) versagt frueher oder spaeter fast immer, bei fast jedem!
Gott kann in der Tiefe unsere Beziehungen heilen, in dem wir erkennen: “Ich bin trotzdem von Gott geliebt, er vergibt mir trotzdem und deshalb vergebe ich meinen Naechsten, sogar “Feinden” (trotz erlebter Verletzungen)”.
Schoenes Wochenende, Joerg
@christian banking
Was meint Ihr Christen? Wie saehe “christliches Banking” aus?
Mir faellt dazu diese Geschichte ein:
Johannes 8
1 Jesus aber ging an den Ölberg.
2 Und früh am Morgen kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie.
3 Da brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ergriffen worden war, stellten sie in die Mitte
4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist während der Tat beim Ehebruch ergriffen worden.
5 Im Gesetz aber hat uns Mose geboten, daß solche gesteinigt werden sollen. Was sagst nun du?
6 Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!
8 Und er bückte sich wiederum nieder und schrieb auf die Erde.
9 Als sie aber das hörten, gingen sie – von ihrem Gewissen überführt – einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Ältesten bis zu den Geringsten; und Jesus wurde allein gelassen, und die Frau, die in der Mitte stand.
10 Da richtete sich Jesus auf, und da er niemand sah als die Frau, sprach er zu ihr: Frau, wo sind jene, deine Ankläger? Hat dich niemand verurteilt?
11 Sie sprach: Niemand, Herr! Jesus sprach zu ihr: So verurteile ich dich auch nicht. Geh hin und sündige nicht mehr!
Meine pers., subjektive Interpretation: Bei Geldgeschaeften und ueberhaupt mit allem im Leben geht es nicht um einzelne Regeln/Gesetze, sondern um dein Gegenueber bzw um Menschen. Weil, Gott liebt Menschen und zwar jeden gleich:
Nicht betruegen, den anderen wertschaetzen, ihm helfen, ihn lieben. Jeder sollte sich eingeladen fuehlen sich mit seinem ganzen Leben nach Gott auszurichten.
Einzelne Regeln sind Bloedsinn und fuehren zu einem Dickicht und unentwirrbaren Gestruepp. Die “Regel” kann in dem einen Fall gut scheinen und im anderen Fall ist sie brutal, hart und von Gott-wegfuehrend, so gar ins Gegenteil verkehrend.
Nur in der innigen Verbindung zu Gott [fuer mich: Jesus Christus, Vater und Heiliger Geist ;-)] koennen wir in diesem Leben zwischen “Pest und Cholera” entscheiden, aber als “Raedchen im Getriebe” werden wir immer ungenuegend bleiben und brauchen Gottes Barmherzigkeit, Liebe und Vergebung, jeder.
So, ungefaehr?
LG Joerg
PS: also Erdogan sollte versuchen zu tun, was dem ganzen Volk, vor allem den Armen und Schwachen mittelfristig am meisten nuetzt. EGAL was im Koran steht.
In der hebraeischen Bibel stand auch, dass die Suenderin gesteinigt werden muesste, aber Jesus zeigt auf: Meine Liebe ist groesser als das Gesetz!
“und ueberhaupt mit allem im Leben geht es nicht um einzelne Regeln/Gesetze, sondern um dein Gegenueber bzw um Menschen. ”
Ja und auch nein. Wie gut das mit freiwillig und alles ist egal außer Liebe klappt siehst du doch selbst in der Christenwelt.
Ein Beispiel soll das beten sein. Wir sollen 5 Mal am Tag beten. Christen müssen gar nicht, sondern sie können so oft sie wollen. (wir können das auch)
Wenn ich meine christliche Kommilitonen frage wie oft sie heute schon gebetet haben, kommt meistens….. *Trommelwirbel* : 0 Mal.
Bibel lesen? Och, letztes Jahr mal…
Also, Regeln sind wichtig und helfen. Aber Herz soll immer dabei sein.
Ansonsten war Jesus, Frieden und Segen auf ihm, auch unser Prophet. Und er hat gut gehandelt und geredet. Schöne Texte von dir, danke!
Hallo Jörg, schöner Bericht aus der Bibel, es ist aber umstritten ob diese Passage selbst in den ältesten Kopien der Kopien so vorhanden ist. Schau mal nach… Gerade bei Johannes fehlen selbst die gr Quellen oder es sind nur Fetzen vorhanden.
Aber es könnte so gewesen sein.
Ansonsten sind Regeln nicht Quatsch, ohne Regeln können Menschen gar nicht friedlich zusammen leben. Und viele Regeln helfen auch Menschen bestimmte Gewohnheiten zu entwickeln, die sie sonst nicht entwickeln würden.
@safiya,
natuerlich brauchen wir Regeln und WOLLEN Sie aus Liebe zu Gott und den Menschen halten, damit das Zusammenleben funktioniert.
Jesus definiert hier aber die Regel: “du musst getoetet werden als Tatfolge deiner Vergehen” zu Gunsten von Begnadigung um: “OK, du hast es kapiert, Ich(+Gott?) vergebe dir, ehebreche ab jetzt nicht mehr.
Das ist revolutionaer. Erstens hebt Er ein Gesetz der Tora(von Gott selbst eingegeben!) auf und zweitens vergibt er der Suenderin (das kann nur Gott?) und drittens scheint die Suenderin von der Begegnung so geflasht zu sein, dass sie Jesus als Gott erlebt (Anrede HErr) und DESHALB ihr Leben aendert(aendern will)?
Wer mit Gott eine (Liebes)Beziehung lebt, haelt mit ihm innerlich Zwiesprache (Gebet=Hoeren und Reden) und WILL Gottes Gebote halten.
Andererseits halten vermutlich viele Glaeubige Dinge, die Gott gar nicht von ihnen verlangt hat (starre Pflichtgebete? Pilgerreisen? Fastenzeiten? Reinigungsbraeuche? Kleiderordnung?) oder kasteien sich oder legen sich Versprechen zur Wiedergutmachung auf (und sind dabei bitter, ungluecklich und ungeniessbar).
Jesus erlaubt uns zwar religioese Gebraeuche, aber ruft uns dazu auf, sie dann moeglichst vor anderen geheim zu halten; damit nicht Stolz passiert: “Seht her, was fuer ein guter Glaeubiger ich bin”.
Matthäus 6:6-13 SCH51
“Du aber, wenn du betest, geh in dein Kämmerlein und schließ deine Türe zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten öffentlich. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört um ihrer vielen Worte willen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen! Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, ehe ihr ihn bittet.”
Lukas 18:
9 Er sagte aber auch zu etlichen, die auf sich selbst vertrauten, daß sie gerecht seien, und die übrigen verachteten, dieses Gleichnis:
10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.
11 Der Pharisäer stellte sich hin und betete bei sich selbst so: O Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da.
12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme!
13 Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir Sünder gnädig!
14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt in sein Haus hinab, im Gegensatz zu jenem. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Wer fuehlt sich jetzt noch mit “seinem” Glauben ueberlegen, der trete hervor 😉
LG Joerg
Yes, yes, die Bibel zeigt wieder ihre Überlegenheit und vor allem unser Herr Jesus. Wenn ich das lese könnte ich weinen, weil unser Gott Mensch wurde um uns zu verstehen und ein Vorbild zu sein. Er ermöglichte christliche Freiheit und Rettung. Unsere Sünden sind schon vergeben, ehe wir etwas tun. Ich bete Muslime mögen den Herrn auch erkennen und annehmen.
Zum Artikel: gut geschrieben, aber Islam ist für mich einfach nicht akzeptabel. Dafür ist Christus nicht gestorben.
Wenn ich mein Leben nehme, ich war drei mal verheiratet bis ich erkannte, dass ich eigentlich Männer mehr mag. Das hat sicher viel Schaden angerichtet. Aber ich weiss, meine Sünden sind vergeben. Das zeigt schon wie überlegen das Christentum ist.
Wer den Heiligen Geist nicht hat sollte sich schon m.E. nicht zu diesem Thema äußern. Daher sind muslimisch Kommentare obsolet.
Diesen Kommentar habe ich nur zu “Lehrzwecken” freigegeben, sonst landet so etwas direkt im Abfalleimer.
Es scheint typisch in sektiererischen Kreisen zu sein, sich anzumassen darüber zu urteilen, wer “Gottes Geist” oder sein Wohlwollen hat. Wenn ich der christlichen Argumentation folge und Jesus für alle gestorben ist und wir bereits errettet sind etc., dann ist Jesus wohl sicher auch für Muslime gestorben. Vor allem weil viele von ihnen in ihrem Leben Gott mehr an die erste Stelle setzen, als ich es von vielen Anhängern von Kirchen und Sekten kennen gelernt habe.
Er ist nicht dafür gestorben dass Christen Spass haben können und ein Leben jenseits von allen Grundsätzen führen können, die Jesus selbst lehrte. Das ist nicht nur unlogisch, sondern auch unbiblisch.
Moin Jörg! Diese Bibelpassage ist eine meine liebsten aus dem neuen Testament. Aber wie auch Safiya schon sagte, leider nicht “safe”. Sie kommt in den ältesten Funden leider nicht vor. In der Schlachter Studienbibel wird das auch angemerkt. Hier handelt es sich um eine spätere Einfügung.
Im Prinzip so etwas wie ein schöner Hadith. Lehrreich ja, zum Nachdenken ja, aber eben nicht als authentisch zu betrachten.
Danke, @Martin,
es gibt mehrere Geschichten im Neuen Testament, die sich mit Regelbruechen der von Gott eingesetzten? Gesetze befassen. Deshalb ist die Geschichte von der (Nicht)Steinigung der Suenderin authentisch/stimmig? Wer kann denn die von Gott eingesetzten (v.a. religioesen Regeln) brechen ohne ein Gotteslaesterer zu sein? Nur Gott selber, oder? Menschen oder Propheten waeren ja dann Haeretiker.
Jesus hat das reihenweise getan:
Matthaeus 12
1 Zu jener Zeit ging Jesus am Sabbat[1] durch die Kornfelder; seine Jünger aber waren hungrig und fingen an, Ähren abzustreifen und zu essen.
2 Als aber die Pharisäer das sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat zu tun nicht erlaubt ist!
3 Er aber sagte zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren?
4 Wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote aß, welche weder er noch seine Gefährten essen durften, sondern allein die Priester?
5 Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, daß am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen und doch ohne Schuld sind?
6 Ich sage euch aber: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel!
7 Wenn ihr aber wüßtet, was das heißt: »Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer«,[2] so hättet ihr nicht die Unschuldigen verurteilt.
8 Denn der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat.
Auch hier wieder: Jesus rueckt Gesetze/Regeln in die Rangfolge des Liebesgebotes (“liebe Gott und deinen Naechsten wie dich selbst”) zurecht. Es geht nicht um die Regelerfuellung sondern zuerst um Gott und seine Beziehung zum Menschen!
Bin gespannt was Gott im Himmel mal zu Ramadan mit all seinen (negativen?) Auswirkungen (Tote und Verletzte bei Unfaellen wegen Dehydrierung und Hunger) sagen wird? Ich glaube, ER heult manchmal darueber, um all der Armen und Schwachen willen, die sich dadurch Leid zufuegen?
LG Joerg
Jesus erklärte den tieferen Sinn hinter dem Gesetz. Beim Sabbat wird das deutlich (der Sabbat ist für den Menschen da nicht umgekehrt). Nachdem das (ewige) Gesetz Mose gegeben wurde bis hin zu Jesus sind fast 2000 Jahre vergangen. Zwischendurch gab es auch Propheten, die immer wieder versuchten auf die Fehler und Abweichungen das Volk Israel aufmerksam zu machen. Meistens endete das bitter, Jesaja wurde sogar zersägt. Warum? Das Volk und die Führung sahen diese als Ketzer und Häretiker. Nicht Neues unter der Sonne.
Deine Argumentation, dass Jesus Gott ist weil er bestimmte Dinge tat würde Sinn ergeben, wenn Jesus nicht selbst die Erklärungen für seine Taten lieferte. Und die hiess immer gleich: Die Macht und Befugnis habe ich durch den, der mich gesandt hat. Ich kann NICHTS aus mir selbst tun. Steht auch in Deiner Bibel. Wer Gott ist erklärte Jesus auch mehrfach.
Regelerfüllung ohne Herz ist sinnlos. Ohne die richtige Absicht allemal, da sind wir uns einig.
Aber das lehrt der Islam auch, gerade das Thema “Absicht” ist dort so fest verankert, dass es einem ins Auge sticht.
Dass bei fast 2 Milliarden Muslimen auch Unmengen an zweifelhaften Lehrern und Auslegungen dabei sind, überrascht Dich doch nicht wirklich? Das ist doch bei der etwa gleichen Anzahl an Christen weltweit das Gleiche.
Nehmen wir Dein Beispiel, den Ramadan:
Der Ramadan ist u.a. dazu gedacht zu verzichten um zu lernen, wie es Armen geht. In dem Monat soll man Armen helfen, das ist laut Qur’an höher angesehen als das Fasten selbst. Weil es um den tieferen Sinn geht! Des Weiteren geht es um Dankbarkeit. Die Dankbarkeit die man selbst für eine Dattel empfindet wenn man tagsüber nichts isst, führt einem das Konzept deutlich vor Augen. Und genau an dieser Dankbarkeit mangelt es doch so vielen Menschen in der Konsumgesellschaft heute. Unglücklich sein in Folge von Undankbarkeit – die typischen Folgen hedonistischen Handelns.
Für das Fasten selbst gibt es unzählige Ausnahmen mit der im Prinzip jeder sagen kann, ich faste nicht, weil… xyz. Und niemand wird das anklagen, so meine Erfahrung. Wenn ich zu Muslimen in der Moschee sage Leute ich faste nicht, weil es geht mir nicht gut, stellt das niemand in Frage.
Aber gerade hier kommt doch der Punkt ins Spiel: Eigenverantwortung und Absicht. Jeder ist für sich selbst verantwortlich und steht vor selbst vor Gott. Das übernimmt kein anderer. Du weisst in Deinem Herzen selbst ob Deine Handlungen ehrlich sind oder nicht.
Niemand muss dehydriert umfallen, Schwangere und körperlich Arbeitende müssen nicht fasten, gesundheitlich eingeschränkte Personen so oder so nicht.
Dass es Menschen gibt die das trotzdem tun ist ein ganz anderes Thema und eine Nebelkerze wie der Verweis auf Typen wie Erdogan. Ich beurteile die christliche Religion auch nicht ausschliesslich daran, was sie die letzten 1900 Jahre getrieben haben. Und das obwohl Jesus genau das sagte: An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Also geht man auf die Ebene Mensch und Individuum. Und hat nicht Jesus genau das gemacht?
Wenn also ein Mensch intensiv zu Gott betet und mit ihm täglich lebt (was viele Muslime tun), dann ist das wohl kaum falsch zu bewerten. Schon gar nicht im Vergleich mit zig Leuten die emotional “Jesus liebt mich” postulieren und ansonsten einen Sch… darauf geben was Gott will und seine Gesetze mit Füssen treten.
Gott, wenn es ihn denn gibt, heult sicher über das was Menschen anderen Menschen im Namen der Religion angetan haben. Und auf dieser Liste steht das Christentum ganz oben. Was den reinen Deathcount angeht, aber auch bei den grausamen Perversitäten: Zwangbekehrungen ganzer Kontinente unter Folter und Mord, Kreuzzüge, Inquisition, Kriege, Ausrottung Andersglübiger.
“Jesus liebt dich” ist eine neue Erscheinung (ca. 100 Jahre) von evangelischen Christen, die das Ganze verklärt sehen wollen. Die Menschen der Jahrunderte davor hat Jesus/Gott jedenfalls nicht geliebt. Die muss er gehasst und verachtet haben.
Über Christensekten gibt es gute Dokumentation im ÖR. Mediathek oder youtube. Vielles kommt auch dort ans Licht.
Danke, @Martin, einverstanden: die Haltung beim Ramadan ist wesentlich und Sensibilitaet, um nicht als “Glaubens-Held” die anderen beeindrucken zu wollen 😉
zu “Deine Argumentation, dass Jesus Gott ist weil er bestimmte Dinge tat würde Sinn ergeben, wenn Jesus nicht selbst die Erklärungen für seine Taten lieferte. Und die hiess immer gleich: Die Macht und Befugnis habe ich durch den, der mich gesandt hat. Ich kann NICHTS aus mir selbst tun. Steht auch in Deiner Bibel. Wer Gott ist erklärte Jesus auch mehrfach.”
Genau. Mir scheint: Jesus ist wahrer Mensch (da stimmst du zu) UND wahrer Gott (da nicht), WEIL die Bibel insgesamt und im Kontext diese Interpretation fuer mich schluessig macht.
Du kaempfst (aus meiner Sicht) gegen die “Jesus ist wahrer Gott”-Zeugnisse in der Bibel an (obwohl sie doch nur? deshalb noch heute da ist, weil genau das Leute glauben – sonst macht eine “neue Religion” keinen Sinn). Aber wegerklaeren kannst du sie (meiner Meinung nach) nicht schluessig.
Ich lasse die “Jesus ist wahrer Gott”-Stellen einfach stehen, bedenke mein Unvermoegen, auch andere Aspekte von Gottes Groesse nicht erfassen zu koennen (als Sein Geschoepf) und mache mir es leicht:
“Ich bin nur Gottes Schaf und versuche Seiner Stimme zu folgen”. Wenn ich bei Glaubensdingen etwas nicht logisch aufloesen kann, ist es meine Erfahrung, dass es besser ist, erstmal alles vertrauensvoll stehen zu lassen, als mich in etwas zu verrennen.
Wer bin ich, Gott vorschreiben zu wollen, wie er gleichzeitig in Jesus wahrer Mensch wurde und trotzdem in Jesus wahrer Gott blieb? Ob jetzt als Person/Erscheinungsform aufgeteilt oder nur als unberechenbare Zustandsform, wieso sollte ich Gott an meinem kleinen Verstand begrenzen? Das ist ein bisschen wie klassische Physik und Quantenmechanik: man denkt zuerst (klass.Physik) es kann nur bekannte Zustaende geben und alles berechnen, bis man lernt: nee, ist komplexer, da gibts noch viel mehr Zustandsformen und wir koennen nicht mal genau sagen, welche, wann, wie genau vorherrscht … Wenn Gott uns schon dieses Bsp in seiner Schoepfung gibt … bitte, wie kleinlich zu verlangen, dass alles was du nicht verstehst, darf es nicht geben? Holst du Gott damit nicht auf dein Niveau runter und fesselst Ihn dort?
Wenn du offen, ehrlich, neugierig, fragend bist und dir Gott trotzdem nicht zeigt, dass er in Jesus Christus Mensch geworden ist, um der Welt zu zeigen “ich habe dich lieb”;
hey, ist voll OK fuer mich! (nicht ich oder andere duerfen deine Offenheit beurteilen, das macht Gott, der dich liebt)
LG Joerg
Moin Jörg,
Kaffee ist da, ich bin wach, los geht’s.
Zitat: Genau. Mir scheint: Jesus ist wahrer Mensch (da stimmst du zu) UND wahrer Gott (da nicht), WEIL die Bibel insgesamt und im Kontext diese Interpretation fuer mich schluessig macht.
Du kaempfst (aus meiner Sicht) gegen die “Jesus ist wahrer Gott”-Zeugnisse in der Bibel an (obwohl sie doch nur? deshalb noch heute da ist, weil genau das Leute glauben – sonst macht eine “neue Religion” keinen Sinn). Aber wegerklaeren kannst du sie (meiner Meinung nach) nicht schluessig.
Ob ich sie wegerklärten kann oder nicht, ist eine Perspektivenfrage. Sonst würden nicht Millionen Menschen Dir zustimmen und Millionen andere mir. Aus Deiner Perspektive kann ich es nicht, weil Du eben Deinen Glauben hast und daran fest hältst.
Die Jesus ist wahrer Gott Zeugnisse tauchen in der Bibel vor allem ab Johannes auf, wenn man sie denn so interpretieren will. Jetzt ist es aber so: Du sagst die Bibel ist Gottes Wort (insgesamt, 66 Bücher) und unverfälscht. Ich habe mich lange damit beschäftigt um das für mich zu klären und bin anderer Auffassung. Gerade was das NT angeht. Es gibt hervorragende Literatur dazu, bei Bedarf gib mir Bescheid. Das NT ist massiv politisch-kirchlich beeinflusst und wie schon oft erklärt, fehlen sämtliche Originale. Das sprachliche Problem der Evangelien ist so massiv, dass es lohnt, sich mit aramäisch-griechisch mal neutral zu beschäftigen. Die Entstehung des NT solltest Du unbedingt erforschen. Wenn Du das aufrichtig tust, wird das diese “das ist Gottes Wort” These umwerfen, es ist pure Kirchengeschichte ab Johannes.
Zitat: Ich lasse die “Jesus ist wahrer Gott”-Stellen einfach stehen, bedenke mein Unvermoegen, auch andere Aspekte von Gottes Groesse nicht erfassen zu koennen (als Sein Geschoepf) und mache mir es leicht:
“Ich bin nur Gottes Schaf und versuche Seiner Stimme zu folgen”. Wenn ich bei Glaubensdingen etwas nicht logisch aufloesen kann, ist es meine Erfahrung, dass es besser ist, erstmal alles vertrauensvoll stehen zu lassen, als mich in etwas zu verrennen.
Gott ist ewig, allmächtig und allwissend. So definiert sich Gott selbst und wird auch intuitiv von Menschen definiert, die nicht vorgebildet sind. Zum Beispiel von Kindern, selbst wenn sie in Japan oder Korea aufwachsen (Studien dazu gibt es), was ja bekanntlich keine Länder der Buchreligionen sind.
Infolge dessen kann Gott auch Jesus sein, wenn er es wollte. Denn er ist allmächtig. Keine Frage.
Aber: Dann haben wir ein massives Problem mit der Glaubwürdigkeit Gottes, seinen Aussagen im AT. Und das Thema Götzendienst ist so massiv erklärt, dass es da keinen Zweifel geben kann. Du sagst es ist besser dann “sich nicht zu verrennen”, verrennst Dich aber in einer nachweislich von Menschen erfundenen Lehre, der Trinität. Für mich ist das Thema Monotheismus so evident durch die Fundamente der drei Buchreligionen belegt, dass ich mir in diesem Kern sicher bin.
Ist für Dich in Deiner Christengemeine/Freikirche denn offenes Denken und Forschung möglich? Oder gehen alle mit einer Prämisse an das Bibellesen?
Das ist nicht böse gemeint. Ich weiss aus persönlicher Erfahrung (möchte ich im Detail nicht öffentlich erklären) wie solche Gemeinden “ticken” und was unter Bibelstudium verstanden wird. Für mich hatte das nichts mit ergebnisoffenen und demütigen Forschen zu tun. Das tue ich heute.
Wie gesagt, Gott ist nicht begrenzt. Aber wenn wir dem AT noch irgendwo Wahrheitsgehalt unterstellen wollen, ist eine Jesus=Gott Annahme sehr dünnes Eis. Aber lassen wir selbst das aussen vor, einverstanden.
Was Gott sich von den Menschen wünscht, wie er mit reinem Herzen angebetet werden möchte, das ist durch die ganze Bibel deutlich. Und das wird von Menschen unabhängig ihres Wissensstandes und einer “Etikettierung” erfüllt. Ich habe genau an dieser Stelle Vertrauen in Gott.
Unsere persönliche Verantwortung vor Gott bemisst sich nach unserem Wissen über ihn, nach unseren persönlichen Umständen und vielen weiteren Faktoren. Er kennt uns und weiss genau wer wir sind.
Ich persönlich Jörg, ja ich habe nach meinem Kenntnis- und Wissensstand und meinen Erfahrungen eine Präferenz was Religion angeht. Aber ich sage nicht “the only one” und schliesse nur wenig aus. Gesetzt ist nur der Monotheismus. Und aus dem Grund bin ich dem Islam oder selbst dem Judentum natürlich sehr viel näher, denn bei den Christen ist “mein” einziges Dogma ein No-Go. 🙂 Und Christen hassen andere Christen schon für viel weniger als das, wie wir beide wissen. Nicht nur historisch.
Das ist ok für mich. Wenn ich das AT und den Qur’an lese, merke ich dass es ein und der selbe Gott ist. Das sticht ins Auge, weil der Charakter einfach der gleiche ist. Auch wenn Gott so übermächtig und unerreichbar scheint, hat er auch im AT immer wieder deutlich gemacht: Ich bin der Vergebende, kehrt doch um. Ich will euch segnen und nie vergessen, ihr seid mein Augapfel. Folgt doch nur meinen Geboten, es ist zu eurem Nutzen und nicht schwer. Wenn ihr mich sucht, lasse ich mich finden. Ich könnte fortfahren…
Im Qur’an ist Gott auch der, der reuelose Sünder bestraft. Hier ging es stets um wirklich krasse Dinge!! und das Menschen NICHT umkehren und uneinsichtig sind. Wie im AT. Aber er ist auch der der sagt: Ich bin der Allbarmherzige, Vergebende. Kehrt um, vergesst mich nie in eurem Leben. Ich lasse mich finden und bin euch ein Belohner (Paradies).
Ganz abgeklärt und neutral betrachtet: Wenn ich nun Muslime nehme, so habe ich einen entscheidenden Kern mit ihnen gemeinsam. Ich bin mir auch nicht mit allen 2 Milliarden Muslimen einig, das sind sie selbst untereinander nicht und es gibt eine wahnsinnige Bandbreite!! an Glaubensansichten unter ihnen, auch wenn das Fernsehen es gerne anders darstellt. Aber ich kann in eine Moschee gehen und weiss wir glauben beide an den selben, einen, ewigen Gott. Und alles was Mohammed sagte bzw. im Qur’an zu lesen ist, widerspricht im Wesentlichen nicht dem was ich aus dem Kontext des AT/jüdischen kenne. Alles was darüber hinaus geht, kann ich mit ihnen besprechen, diskuttieren und wir müssen nicht einig werden. (ich meine normale Moscheen, keine IS Buden vgl. Evangelikale bei den Christen). Insofern empfinde ich den Islam als eine sehr persönliche Verbindung zu Gott, gerade im Gebet. Das ist das, was Du für das Christentum reklamierst.
Das ist alles ok Jörg. Ich stand auch schon auf der ganz christlichen Seite. Habe also belegt, dass ich mein ganzes Leben ändern würde, wenn ich zu einer besseren (weil nach langer Prüfung sinnvolleren Erkenntnis komme.) Nur wenn Du dazu bereit bist kannst Du sagen, es geht Dir um die Wahrheit. Sonst ist es nur Sozialisierung und Indoktrination, oder psychosoziale Effekte weil die Gemeinde so nett ist. Darum geht es aber nicht. (und es ist nicht so, dass Du nicht tonnenweise Liebe von Muslimen bekommst, wenn Du auf sie zugehst, aber erst mal geht es um die Theologie und danach kommt das Baklava)
Danke Martin, alles OK,
zu: “Ist für Dich in Deiner Christengemeine/Freikirche denn offenes Denken und Forschung möglich? Oder gehen alle mit einer Prämisse an das Bibellesen?”
Ja, klar, niemand exkommuniziert mich oder aechtet mich. Wir sind unterschiedlichster Auffassung in vielen DETAIL-Fragen (Homosexualitaet, Frauen in Leitung, Krankenheilung, Wirkungen des Heiligen Geistes, wann kommt Jesus wieder(vor oder nach der Entrueckung?), werden ALLE Menschen irgendwann erloest oder manche eher nicht? …).
Im Zentrum des Glaubenden steht jedoch die tatsaechliche Beziehung zu Gott (dieses Zwiegespraech, Gebet, subjektive Erfahrungen: da habe ich Gottes Liebe gespuert, da hat er geholfen, da ist Freude darin Ihn anzubeten, da bin ich Ihm dankbar,…).
Nur so ist doch zu erklaeren, warum die Urchristen singend in die Arena in ihren Tod gingen, warum Stephanus und andere Maertyrer zum Todeszeitpunkt “den Himmel offen sahen”, warum Menschen sagen: “mir ist Jesus im Traum erschienen, jetzt will ich Ihn suchen und fortan in einer Beziehung mit ihm leben”.
Es ist diese lebensveraendernde Kraft und Liebe Gottes die durchtraegt. Die Bibel ist ein Baustein, aber nicht das Zentrum. Das Zentrum ist die lebendige Beziehung.
Wie du richtig schreibst, dauerte es Jahrzehnte, bis biblische Schriften so waren, wie wir sie heute haben. Zwischenzeitlich haetten doch alle “vom Glauben abfallen” muessen, wenn nur bruchstueckhafte oder gar weniger “heilige” Schriften zur Verfuegung gestanden haetten? Das haette doch im Sande verlaufen muessen, es gab anfangs auesserlich betrachtet, keine Vorteile, nur Nachteile fuer Glaeubige (wie auch heute noch in vielen Laendern, opendoors.org).
Ueber Jahrhunderte war die Bibel dem einfachen, glaubenden Volk nicht zugaenglich (weil in anderer Sprache oder wegen Analphabetentum und heute unter Verfolgung).
Die Bibel ist nicht DAS Zentrum sondern ein zentraler Aspekt!
zu “Und Christen hassen andere Christen schon für viel weniger als das, wie wir beide wissen.”
Das faellt m.E. wieder in diese dritte Kategorie. Sie hassen sich nicht wegen unterschiedlicher Meinungen in ihrem Glauben.
Sie hassen es, wenn der andere sie durch seine andere Meinung in Frage stellt. Sie nehmen das persoenlich.
Oder sie haben nicht verstanden, dass Gott fuer Gottes Ehre SELBER zustaendig ist und nicht sie hier Vollstrecker Gottes sein brauchen (Mohammed-Kritik?).
Das hat alles vielmehr mit Charakterbildung und persoenlicher Reife zu tun, als mit persoenlichem Glauben?
Das ist jetzt auch nicht besonders fuer religioesen Glauben, schauen wir die ideologische Entzweiung an Hand von Corona-Massnahmen oder Energiewende oder Rassen-/Gender-Themen oder politischer Extremfluegel an?
Nicht der Glaube an die eigene Ideologie ist schuld am Krieg sondern der tatsaechliche Umgang mit dem Naechsten.
So kommen wir wieder zu: “Liebe Gott mit ganzem Herzen und deinen naechsten wie dich selbst”. Man kann es nicht aus eigener Kraft aber mit der Brille Gottes auf den anderen (deshalb Feindesliebe nur bei Christen!?).
Wir alle sind arme, bedauernswerte, verletzte, unreife, beziehungsgestoerte Kreaturen (aus Gottes Sicht). Wir koennen unseren Naechsten oft nicht lieben, weil wir uns selbst nicht lieben koennen, weil wir nicht Gottes Sicht auf uns einnehmen (der uns “trotzdem” liebt), sondern unsere eigene (ungnaedige)?!
LG Joerg
@Martin Natürlich gibt es das…❤️🤲🏽🌙
Dann heißt es halt nicht Zins sondern Handelsaufschlag, Gewinnaufschlag oder Leasinggebühren. Was ist daran schöner?
Nichts. Im Kern geht es darum Arme nicht zu benachteiligen, sie sollen nicht ausgebeutet werden. In dieser Absicht soll gehandelt werden. Viele verstehen das, manche nutzen es aus. So sind Menschen.
Wer fremdes Geld oder fremdes Kapital (Mietwagen, Mietwohnungen, Maschinen) nutzt, muss immer dafür bezahlen. Das ist nicht böse. Ungerecht ist doch, dass sich Kapital so schnell vermehrt, wenn man es erst mal hat.
@islamic banking
Versteht Erdoğan den Koran falsch?
zeit.de/wirtschaft/2022-01/waehrungskrise-tuerkei-lira-inflation-recep-tayyip-erdogan
“Um seine Niedrigzinspolitik zu verteidigen, verweist Erdoğan unter anderem auf den Koran. Der Islam verbietet Zinssätze oder Wucher.”
Wie saehe jetzt Eurer Meinung nach eine islam-konforme Zentralbankpolitik in der Tuerkei aus?
LG Joerg
Erdoğan ist einfach ein Politiker, der die Religion für seine Zwecke missbraucht. Genug folgen ihm. Soll es bei Christen auch geben. 😉
Leider eine sehr billige aber wirksame Methode.
“Wie saehe jetzt Eurer Meinung nach eine islam-konforme Zentralbankpolitik in der Tuerkei aus?”
Um islam-konform zu sein müsste sich mehr ändern als nur die Zentralbankpolitik.
Erdogan nutzt Religion um Macht über Menschen auszuüben und ihm ist jedes Mittel recht. Er hat viele Fans.
Es gibt auch andere Länder in denen das so ist. Aber eines kann gesagt werden: Es gibt kein Land in dem wirklich islamische Gesetze vollständig angewendet werden. Nur was passt nutzt man, den Rest lässt man weg.
Danke, für diesen Artikel und überhaupt die Arbeit, die Du leistest.
BismiLLAH mit «im Namen» zu übersetzen ist nicht korrekt. «Im Namen» bedeutet im Auftrag oder in Vertretung zu handeln. Weder haben Muslime solch eine Vollmacht noch denken sie dies (jedenfalls die absolute Mehrheit).
«Im Namen» passt zum christlich-westlichen Way of Life, nicht zum islamischen. Korrekt ist «mit dem Namen» und steht in keinem Widerspruch zum Inhalt Deines Artikels, im Gegensatz zu «im Namen».
Dieser Übersetzungsfehler ist typisch bei christlich-geprägten Sprachen. Im Türkischen sagt man «ALLAH’ın adıyla» (mit) und nicht «ALLAH’ın adına» (im).
Obwohl ich sowohl Deutsch als auch Türkisch fließend spreche, ist mir das früher nicht aufgefallen, bis mich ein Araber darauf aufmerksam machte. Aber da sind wir wieder bei «Es gilt immer möglichst reflektiert durch das Leben zu gehen.»
Alles Gute für 2022.
Danke für Deine wertvolle und wichtige Ergänzung! Scheinbar kleine Details mit einer aber sehr grossen Wirkung!
Als alter Finanzblogopa und Stammleser von Schwarzwasser und anderen Finanzblogs kommentiere ich erstmals auf ein nicht-Finanzkommentar.
Die Fragestellung:
Sind dann alle in Wikipedia genannten-verlinkten Quellen auch falsch? Ich will es nur verstehen. Sinn ergibt die Aussage durchaus. Sprachlich dürfte die Linie aber weniger entlang des Grabens Christen/Muslime gehen, eher indogermanisch, turk- semitische Sprachen. Die Unterschiede waren vor dem Islam auch schon da.
Dass insbesondere das eher einfache Türkisch (soll keine Abwertung sein) hier nur ansatzweise die Tiefe von semitischen Sprachen aufweist wäre mir neu.
@cc
Ja, in der Tat ist sowohl der deutsche als auch der englische Wikipedia-Artikel falsch, was das angeht. Der türkische nicht und ich vermute, der indonesische oder bosnische, auch nicht. Für Präzision braucht es nicht unbedingt eine komplexe oder tiefe Sprache, und dass Wikipedia-Artikel nicht fehlerfrei sind, sollte nicht überraschen.
Diese Fehler zu korrigieren, stelle ich mir allerdings als nicht so einfach vor, weil sie so verbreitet sind und viele Muslime es ja auch falsch nutzen – wie bspw. in dem von @Mo verlinkten Artikel oder ich selbst in der Vergangenheit. Man übernimmt ohne zu hinterfragen und darüber nachzudenken.
Das ist oft beim Übersetzen der Fall; man nimmt aus einer Sprachwelt und setzt es über in eine andere Sprachwelt. Und im Deutschen ist nunmal «Im Namen des Vaters, …» bekannt.
Daher schreibe ich Sprachwelt, weil Sprache nie ohne die jeweilige Kultur und Religion betrachtet werden sollte. So ist zwischen den Welten nicht immer Kongruenz möglich und Fehler sind auch keine Seltenheit. Selbst bei Welten, die miteinander verwand sind. Bspw. ist die Bedeutung vom englischen social in «social media» nicht sozial, sondern gesellschaftlich.
Im Band 1 der Islamologischen Enzyklopädie steht dazu im Glossar:
«Die Übersetzung von „bismil-laah“ mit „im Namen ALLAAHs“ ist islamologisch höchst problematisch, da eine Handlung, hier die Rezitation, weder „in ALLAAHs Auftrag“ noch „in ALLAAHs Vertretung“ erfolgt, wie der Ausdruck „im Namen“ suggeriert. Die Präposition b in bismil-laah deutet nach Meinung aller Quraan-Exegeten auf „Begleitung bzw. Bitten um Unterstützung“ hin, so bedeutet bismil-laah: „ich rezitiere begleitet mit ALLAAHs Namen“ oder „ich fange an und bitte um Unterstützung mit ALLAAHs Namen“.»
Wenn ich das so lese bin ich froh und beseelt, dass wir unseren Herrn Jesus anrufen können der uns liebt und für uns starb. Dazu muss man nicht viel verstehen, nur die Liebe annehmen. Dafür braucht man keine komplizierten Auslegungen.
Zum Artikel: ❤️❤️❤️🤲🏽🌙❤️ aber weisst du Mrtn. Brauchst du Bilder, ich bin da.😂
@Christ: Wir beten keine Menschen an. Daran ist doch nichts kompliziert. ?!
Diese Erklärung von Cusn ist gut, aber nicht so wichtig dass man dadurch nicht versteht was Islam ist. Es geht um Absicht. Wenn etwas nicht perfekt ist aber die Absicht stimmt, Gott weiss alles und kennt uns.🤲🏽 Ich schreibe extra Gott, bevor jemand noch denkt Allah swt wäre jemand anderes. Passiert manchmal.
Vielleicht eine islamische Quelle dazu, man muss sich nicht so um Sprache streiten. Richtig liegt man immer mit der entsprechenden Absicht und in dem Fall wenn man weiss, dass nichts mit Gott vergleichbar, ihm gleich oder beigesellt ist. Also spricht man in der Absicht niemals für Gott, aber in dem Bewusstsein, dass er allmächtig ist. Das hilft vielleicht etwas den christlichen Lesern hier. Was cusn schreibt ist richtig, aber wird so oder so mit dem muslimischen Gottesbild klar. Bei uns ist Gott kein Mensch. (Jesus)
Hier eine schöne Quelle: https://www.islamaufdeutsch.de/index.php/glaubenswahrheiten/glaube-an-gott-tauhid/1680-das-erste-wort-im-namen-gottes-bismillah
Nebenbei, ein bewegendes Teilzitat:
Am Anfang wurde gesagt: Die gesamte Existenz spricht nonverbal den Namen Gottes (bismillah). Wie ist das zu verstehen?
…
Genauso handeln alle Dinge im Namen Gottes, sodass winzig kleine Samenkerne und Körner riesige Bäume, deren Gewicht gleich Bergen ist, auf ihrem Haupte tragen. So spricht jeder Baum „Bismillah“; er füllt seine Hände mit Früchten aus der Schatzkammer der Barmherzigkeit und serviert sie uns.
Jeder Garten spricht Bismillah, er wird zu einem Kessel in der Küche der Allmacht, in dem die vielfältigsten Arten köstlicher Speisen zusammen zubereitet werden.
…
Islam ist eine sehr persönliche Verbindung in Dankbarkeit zu unserem Schöpfer. Und der ist in seinen Eigenschaften klar beschrieben. Durch Arbeitskollegen kenne ich natürlich auch das christliche Gottesbild. Aber ich empfinde es als sehr widersprüchlich, weil Gott dauernd rumswitcht. Mal Gott, mal Mensch, mal Geist, mal Jawe dann Jesus. Es widerspricht sich auch von der alten Bibel zu den neuen Texten massiv. Jeder kann glauben was er will, aber wenn man ernsthaft sucht gibt der Islam klare Antworten. Zwei meiner christlichen Kollegen kommen mit mir inzwischen ab und zu in die Moschee. Nur (danke für diesen Artikel Blackwater, Stichwort Medien!!!) haben sich Angst es ihren Familien zu sagen. So viel dazu.
Ich versuche mich heute auch mal in der Community anzumelden. Dann kommt mal ein Türke und Muslim dazu.😂
@Blackwater: Dass du dich mit dem Islam beschäftigst und schon so viel Vorbildung dazu hast, ist für viele meiner Landleute eigentlich beschämend. Ich werde dich weiter empfehlen, auch wegen Artikeln wie diesem!
Wieder ein Artikel mit einem Blick über den Tellerrand. Besten Dank dafür!
Nicht mein Thema, alles was mit Religion, Christen, Moslems und Co. zu tun hat. Aber ich zolle deiner Arbeit Respekt, der Artikel ist gut geschrieben. Wie fast alle Artikel. Das wollte ich einfach mal als Kompliment da lassen.
Das war echt nervig dieses WordPress Konto zu machen, aber es musste sein. Du hast so schön geschrieben und ich wollte das einfach liken. Dieser Artikel und der mit den Frauen, viele andere habe ich noch nicht gelesen. Es ist soooo viel zu lesen, aber es liest sich gut und macht Spass. Ich bin sehr glücklich diese Webseite gefunden zu haben, auch mit der Community und ich habe auch auf Telegram geschrieben wenn du es gesehen hast. So ein tolles Projekt, möge Allah dich dafür segnen! Ich bin richtig verliebt in alles hier❤️. Am Anfang dachte ich erst, okay, etwas speziell die Seite. Aber in einem positiven Sinn.😍
Islamic Banking hat ein paar nette Ideen. Aber im Grunde ist es doch wie mit Maultaschen: man versteckt das Fleisch als Mus in einer Teighülle. Es gibt zwar keine Zinsen, aber dann nennt man es halt Leasing. Denn mal ehrlich: wer lässt denn gerne fremde Leute seine Resourcen wie Maschinen, Autos usw. kostenlos nutzen? Wer gibt denn fremden Leuten eine Wohnung, ohne Miete zu nehmen? Denn Miete für Maschinen, Mietwagen und Wohnungen ist genau das gleiche wie Kreditzinsen: das sind Gebühren dafür dass man fremdes Kapital zum eigenen Wohl nutzen darf.
Im Islam ist die Intention Ausschlag gebend dafür, wie eine Tat gesehen wird. Ich stimme zu, man kann fast alle Regeln im Islam “legal” umgehen. Wie die Gottesbescheisserle im Schwabenland (ich arbeite beim Daimler). Aber wenn man es ernst nimmt, wird man es nicht tun. Es hängt vom Einzelnen ab.
Heissen die nicht Herrgottsbescheißerle?
http://stephan-fuhrer.de/maultaschen/
Lass mich, ich bin Türke.😂
@Mo (kann nicht direkt auf Deinen Kommentar antworten)
“Lass mich, ich bin Türke.”
Like! Hab herzhaft gelacht.
Grüße von ner Schwäbin
“Im Islam ist die Intention Ausschlag gebend dafür, wie eine Tat gesehen wird.”
Puh, das ist starker Tobak, denn ihr wisst nicht, womit der Weg zur Hölle gepflastert ist.
PS: mit vielen guten Absichten. Hat sogar einen Wikipediaeintrag https://en.wikipedia.org/wiki/The_road_to_hell_is_paved_with_good_intentions
@presskoppweg Das soll nicht heissen es ist egal was getan wird oder nicht. Nur wenn etwas nicht klappt, man etwas nicht schafft oder mal stolpert, Allah(swt) kennt unsere Herzen und vergibt. Oder etwas ist gut gemeint, aber niemand weiss es oder sieht es, Allah sieht alles und ein Belohner. Das ist das was etwa gemeint ist🌙 🤲🏽
@Frau B aus N: Die Schwaben sind mir die liebsten Deutschen! Gibt es noch die berühmte schwäbische Hausfrau?
@Mo
“Gibt es noch die berühmte schwäbische Hausfrau?”
Sie sterben aus, wie auch der schwäbische Dialekt. Meine Neffen/Nichten können ihn schon nicht mehr 🙁
Wenn man will kann man immer betrügen. Aber darum geht es nicht.
Es ist im Islam ganz normal, dass sich jemand bei einer Bank einen Kredit für ein neues Auto beschafft. Und es ist ganz normal, dass er diesen Kredit nicht geschenkt bekommt. Er bezahlt natürlich mehr Geld als wenn er den Kredit nicht aufnehmen würde. Insofern ist die Schummelei doch eingebaut ins System.
Es gibt dafür extra islamische Lösungen. Bei weitem nicht alle Muslime nutzen das, in Deutschland eher eine Minderheit. Und ich halte mich auch nicht für streng nach Sunna lebend.
https://www.inaia.de/service/islamic-finance-blog/die-islamkonforme-finanzierung/
Streiten über Sinn und Unsinn von manchen Lösungen kann man. Aber die Idee hinter Islamic Banking ist eine ethische und schöne. Und darum geht es. Daran kann man sich eine Scheibe abschneiden und mal überlegen, warum es zum Beispiel ein Zinsverbot gibt.