(1) Do the right things (2) long enough, (3) consistently

Das Konzept “Ein Depot – die ganze Welt” ist nicht neu. Aber dennoch gibt es drei Gründe, warum Menschen es nicht umsetzen. Der erste Grund ist ein bitterer und zutiefst trauriger. Die meisten Menschen auf diesem Planeten haben schlichtweg zu wenig Geld, um monatlich zu sparen und ein Depot aufzubauen. Das ist ein Fakt, den man sich unbedingt bewusst machen sollte. Monatlich Geld übrig zu haben und dieses sparen zu können, ist ein Privileg. Damit gehört man unverdienter Weise zu den sehr reichen 10% (oder weniger) der Weltbevölkerung. Man wurde sehr wahrscheinlich in einem Teil der Welt geboren, in dem es eine funktionierende Wirtschaft gibt und ein größerer Teil der Bevölkerung davon auch einen finanziellen Vorteil hat. Dass beides nicht zwingend zusammen hängt, beweisen leider einige Länder dieser Welt.

Die zweite Gruppe von Menschen hat monatlich ausreichend Geld zum sparen übrig, aber es fehlt die finanzielle Allgemeinbildung um das Konzept Welt-Depot zu verstehen. Gehört man zu dieser Gruppe ist es ebenfalls sehr wahrscheinlich, dass man in einem Teil der Welt geboren wurde, in dem es vielen Menschen finanziell sehr gut geht und insgesamt der Lebensstandard ein höherer als in anderen Teilen der Welt ist. Es ist auch Bildung im Allgemeinen vorhanden, nur eben nicht in finanziellen Dingen. Man lebt aus der Substanz, die vergangene Generationen aufgebaut haben. Wenn das auf das Heimatland zutrifft ist die Wahrscheinlichkeit, dass man in Deutschland lebt, sehr hoch. Denn speziell in Deutschland ist Finanzbildung nicht besonders weit verbreitet, was viele Quellen belegen (Hier, hier und hier. Es gibt viele Beispiele mehr) und hinreichend bekannt ist. Dazu kommt eine nur sehr stiefmütterlich ausgeprägte Aktienkultur.

Dann haben wir noch eine dritte Gruppe von Menschen, hier würde ich mal das weite Feld anderer Gründe zuordnen die erklären, warum Menschen nicht in ein Welt-Depot monatlich sparen oder eine Einmalanlage darin tätigen. Vielleicht besitzen sie schon ein erhebliches Vermögen, sind kognitiv definitiv nicht in der Lage die Materie zu verstehen oder es ist zu spät, weil man bereits 90 Jahre alt ist und drei Herzinfarkte hatte. Weitere Gründe kann man nach Belieben hier gerne hinzufügen.

In diesem Artikel soll es aber nun um die zweite Gruppe von Menschen gehen. Und das dürften in Deutschland im Jahr 2022 zig Millionen Menschen sein. Da diese Menschen nach dem Winter nicht wie von einem Ex-Banker angesagt alle geimpft, genesen oder tot sind, sondern irgendwann mal Richtung Rente gehen, ist das Wissen um das Welt-Depot von enormer Bedeutung. Und mit diesem Wissen spart man sich viele tausende Euros an Provisionen ein, denn eine Bankberatung zur Geldanlage ist so unnötig wie ein Esel im Steingarten.

Wem das alles dann zu einfach klingt, der sollte sich lieber ein Hobby suchen, anstatt sein Depot zu verschlimmbessern.

„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ‘ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen“, Naina. Vor ein paar Jahren hat der Tweet einer Kölner Schülerin für heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit gesorgt. Zum Positiven verändert hat sich seit dem – wie so oft – fast nichts.

Vermögensaufbau

… eine Notwendigkeit. Und eine Verkaufsmasche.

Der private Vermögensaufbau ist eine absolute Notwendigkeit. Es ist zwar bekannt, dass die Rente in Deutschland sicher ist. Aber das ist sie in Russland auch. Viele Russen gehen ein Mal im Monat einen Wodka damit trinken, für mehr reicht es nicht.

In Deutschland werden Millionen von Menschen in Zukunft als Rentner in der Grundsicherung landen (eine von vielen Quellen). Die Politik hat das vor Jahren zwar erkannt, aber nur für eine massive Subvention der Versicherungsindustrie und Carsten Maschmeyer genutzt: die Riester-Rente wurde geschaffen. Hunderte Millionen an Provisionen flossen seit dem in völlig überteuerte und intransparente Produkte der Finanzwelt. Manche Anbieter wollten es zumindest besser machen, aber die Geschichte endete wie bei dem Fair-Riester. Und wenn es nicht der Riester-Vertrag ist, dann werden andere unverschämt teure Anlageprodukte wie Aktienfonds und Versicherungen an den Verbraucher verkauft. Dabei könnte es so einfach sein. Nur wie immer gilt: Follow the money. Und wenn es nichts zu verdienen gibt, gibt es meistens auch keine Lobby. Also bleiben ein paar Blogger, die dank Pölsterchen mit Morgenmantel und Kaffee da sitzen und Artikel darüber schreiben. Auch das ist ein Privileg, aber auch eine Pflicht.

Deutschland, Deine Probleme: Niedriges Medianeinkommen. Und das trotz Unmengen an sozialen Fantasien und einem riesigen Umverteilungssystem.

Deutschland, Deine Probleme: Demografischer Wandel. Immer mehr Rentner und Transferleistungsempfänger, immer weniger Nettozahler.

Laut einer Studie von Emnid ist das Thema Finanzbildung in 10 Jahren sehr wichtig, heute erachten nur 11% der Bevölkerung das Thema für wichtig. In 10 Jahren? Wenn manche so langsam laufen wie sie denken, könnte man deren Schuhe beim Laufen neu besohlen.

Deutschland hat viele echte Probleme, aber meistens geht es um etwas anderes. Und während man die Zeit verplempert und in Talkshows sitzt, wachsen die Probleme mehr und mehr.

Über den notwendigen Vermögensaufbau könnte man ganze Bücher schreiben und das wurde auch bereits getan. Nur werden diese meist von Menschen gelesen, die sich damit ohnehin schon beschäftigen oder eine Affinität dazu haben.

Altersvorsorgeberechnungen mit Rentenbescheiden kann man auch massenweise durchführen. Nur, so vermute ich, sind diese Bescheide in einigen Jahren nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Die sogenannte Vorsorgelücke berechnet man am besten mit dem Worst-Case Fall: Komplette Eigenverantwortung, kein Nanny-Staat der hilft und auch der Nachbar ist nicht schuld, wenn man es nicht auf die Reihe bekommt. Nein, so wie einst die Höhlenbewohner vor Millionen von Jahren (mal ein Beispiel für agnostisch-atheistische Leser), ist man selbst dafür verantwortlich, dass man abends Feuer und Felle hat und ein Stück Mamutfleisch zum Essen. Wenn man sich diese Grundeinstellung aneignet, ist der nächste Schritt gar nicht so schwer.

Man löscht von seiner biologischen Gehirn-SSD alle Begriffe wie Riester, Rürup, Vorsorgeberatung, Bankberatung, Versicherungsbüro, Experten für Vorsorge, Bonusrente, Indexrente, Fonds, Fondspolice…. (…) und wendet sich einem einzigen Gedanken zu: Dem Welt-Depot. Ein Topf der besten und ertragstärksten Unternehmen, immer automatisch auf dem aktuellen Stand. Die beste langfristige Geldanlage und Altersvorsorge!

Das Welt-Depot

“Es ist kein Verbrechen volkswirtschaftlich ungebildet zu sein, alles in allem ist es ein spezialisiertes Lehrfach und eines, welches die meisten Leute als »schwarze Wissenschaft« ansehen. Aber es ist ganz und gar unverantwortlich eine laute, lärmende Meinung zu ökonomischen Fragen zu haben, während man sich in diesem Zustand der Unwissenheit befindet.”

Murray Rothbard: Egalitarianism as a revolt against nature, and other essays, Mises Institute, Zweite Auflage, Auburn 2000, ISBN 0-945466-23-4, S. 202

Das Welt-Depot kann bespart und von 0 an aufgebaut werden, es ist die Antwort auf die Frage nach einer langfristigen Geldanlage für nahezu jeden Betrag, man kann es zu jeder Bank auf der ganzen Welt hin umziehen, es ist immer diversifiziert, flexibel und in vielen Ländern der Welt sogar steuerfrei. Gerade letzteren Gedanken sollte man mal gehört haben, als Rentner muss man sein Leben nicht zwangsweise in Deutschland verbringen. Wer vielleicht schon vorher gehen will, hier ein etwas älterer aber ermutigender Artikel dazu: Geo-Arbitrage und Du. Den Artikel hatte ich im August 2020 für die Zeit nach Corona geschrieben. Da es durchaus möglich ist, dass Corona in vielen anderen Ländern endet, während man in Deutschland weiter im Status “Angst vor allem” verbleibt, muss man vielleicht einfach mal woanders hinfahren. Oder Social Media und den Fernseher ausschalten. 😉

Aber wenden wir uns dem Welt-Depot wieder zu.

Das Welt-Depot ist eigentlich für jeden zu verstehen und wie eine Leserin neulich schrieb, in wenigen Minuten sogar dem Nachbarn im Hausflur zu erklären. Ich versuche es heute auch mal wieder so einfach wie mir möglich. Wenn ihr eine noch gängigere Erklärung habt, schreibt sie einfach in den Kommentarbereich.

Man hat einen ETF (wie eine Art “Korb”) in dem man alle Aktien der erfolgreichsten Unternehmen weltweit hat. Diese werden automatisch aktualisiert, schlechte fliegen raus, gute kommen dazu. Das läuft über die Indizes automatisch (DAX, S&P500, MSCI etc.) Diese Aktien hat man im Idealfall physisch in dem ETF. Sie sind also wirklich vorhanden und keine Wette oder nur synthetisch hinterlegt. Es gibt diesen ETF als ausschüttenden ETF, man erhält also Dividenden und Erträge auf das Konto ausgeschüttet, oder als Thesaurierer, die Erträge werden automatisch neu angelegt. Im Prinzip ist das Geschmacksache, aber es empfiehlt sich die Ausschüttung weiter anzulegen, außer das Depot ist entsprechend gross geworden und man ist nicht auf weiteres Depotwachstum angewiesen.

Doom-Szenarien und die Angst vor dem Kursrutsch

Viele warten auf den richtige Zeitpunkt zum Kauf. Den gibt es aber nachweislich nicht. Da aber die Psychologie eine grosse Rolle spielt, können Sparpläne oder eine Aufteilung der Anlage in 3-4 Tranchen helfen.

Wenn man etwas Cash in der Hinterhand hat, ist es immer gut. Dann kann man nachkaufen, wenn es schlechte Börsenjahre gibt.

Und wie teilt man bei einer Einmalanlage das Geld richtig auf? Was ist mit der persönlichen Risikoneigung?

Dazu schau einfach mal hier rein: Blackwater’s Portfolio.

Es ist definitiv für jeden machbar, sein Depot danach aufzubauen und sich Banken, Versicherungen, “Anlageberater” und teuere Seminare zu sparen.

Solche Welt ETF’s gibt es eine ganze Menge und von vielen verschiedenen Emittenten. Ein beliebter Klassiker ist der Vanguard All-World, aber es kann auch ein anderer sein. Wichtig ist darauf zu achten, dass die Aktien physisch vorhanden sind und es wirklich ein weltweit anlegender ETF ist, der also den MSCI-World Index als Referenz hat. Die Gesamtkostenquote sollte nicht mehr als 0,3 – 0,5% p.A. sein. Die meisten ETF’s sind günstiger. Der Vanguard All-World liegt derzeit bei 0,22% p.A. und ist einfach einer der Klassiker unter den Welt-ETF’s (ISIN IE00B3RBWM25, WKN A1JX52). Weitere Details hier: justetf.com.

Keine andere Form der Geldanlage bietet eine so gute Risikostreuung und fair begründete Renditeerwartung, wie ein Welt-Depot. Und keine andere Form der Geldanlage ist so transparent und kostengünstig.

Der Klassiker unter den ETF’s und eine gute Wahl für das Welt-Depot.

Immobilien, FX, Ro(h)ststoffe, Investmentideen, Guru’s, Krypto, Alpha-Fonds von fliegenden Teppichen – das kann man alles machen. Aber ZUERST sollte man das Welt-Depot aufgebaut haben. Und dazu ist im Prinzip nichts weiter notwendig, wie ein Sparplan auf einen ETF wie den Vanguard All-World. Es wird gute und schlechte Aktienjahre geben. Das schreibe ich ganz bewusst, weil viele derer die heute um die 30 Jahre (oder jünger) alt sind, nur eine Richtung am Aktienmarkt kennen. Das wird nicht immer so bleiben und Aktien sind kein Spielzeug. Sondern es geht um ein solides Investment mit einem persönlichen Plan. Man übernimmt die Verantwortung für sein Leben, indem man Vermögen aufbaut und unabhängig wird.

Und was kommt dabei heraus? Die langfristige Aktienrendite wird ja meistens mit 6% p.A. im 30 Jahresschnitt angegeben. Dank Asset-Inflation und anderer Faktoren liegt sie inzwischen höher. Im Wesentlichen kommt es aber auf diese langjährige Durchschnittsrendite an, auf die Dauer des Sparens und eure Disziplin an dieses Geld nicht heran zu gehen. Das muss nach dem Prinzip “Set and Forget” ablaufen, so und nicht anders. Als Banker und Trader kann ich sagen, gerade das dürfte für viele das Hauptproblem sein: Selbstbeherrschung. Aber man kann es lernen. Schauen wir aber erst einmal, was bei so einem Sparplan oder einer Geldanlage heraus kommen kann. Drei klassische Situationen:

Jemand spart jeden Monat 200,00 EUR über 40 Jahre für seine Altersvorsorge. Viele Faktoren sind hier nicht berücksichtig, da sie individuell verschieden sind. Grundsätzlich sollte man versuchen die Sparrate nach und nach zu erhöhen und auch mal Einmalzahlungen zu machen.
Ein weiterer Klassiker ist die Einmalanlage. 100.000,00 EUR einmalig angelegt auf 15 Jahre. Millionen Deutsche haben diese Gelegenheit die letzten 20 Jahre schlicht weg verpennt und das Geld liegt noch heute auf Sparkonten herum.
Hier werden 100,00 EUR monatlich für das Kind gespart, dass diesen Sparplan mit 18 Jahren dann einfach übernimmt. Mit 100,00 EUR monatlich muss sich das eigene Kind später schon keine Gedanken mehr um die Rente machen.

Diese Beispiele verdeutlichen eines: Die Macht des Zinseszinseffekts über lange Zeit. Dieser Effekt übersteigt oft unsere Vorstellungen, da die meisten von uns nicht so lange Zeiträume überblicken oder durchdenken können. Umso wichtiger ist das “Set and Forget” Prinzip. Den Sparplan oder die Anlage starten und “vergessen”. Nicht mehr reinschauen. Eine gute Empfehlung ist es auch, so einen Sparrechner selbst einmal zu nutzen und Laufzeit, Sparrate und Einmalanlagebetrag anzupassen. Das Ergebnis wird viele verblüffen. Einen guten Rechner, der auch die Quelle meiner Beispiele ist, findet ihr hier: Zinsen-berechnen.de

Geld anlegen. Machen!

“… und noch etwas. Legen Sie Geld regelmässig zur Seite. Und gehen Sie nie ran, für niemanden!”

Zitat aus dem Film “Spy Game”

Heute ist es so einfach und so günstig wie niemals zuvor, das Thema Vermögensaufbau & Altersvorsorge in die Hand zu nehmen.

Nur leider lassen sich viele verunsichern. Durch Freunde und Familie, Bekannte, den Finanzberater, die Politik und ihre verunsichernden Aussagen. Aber eines ist sicher: Egal wie jung wir uns jetzt fühlen und denken dass wir ewig Zeit haben, es ist definitiv nicht so. Wir haben nicht ewig Zeit, wir haben aber einen mächtigen Gegner: Die Macht der Verdrängung. Und die gewinnt regelmässig und Menschen kommen in eine Situation in der sie sagen: “Ach, hätte ich doch nur.”

Da Deutschland inzwischen zu einem sehr lethargischen Land geworden ist, in dem man gerne Probleme verdrängt oder ignoriert, ist die Gefahr umso grösser, dass man von diesem Virus infiziert wird. Wichtiges wird von unwichtigen Dingen nicht mehr unterschieden, alles wird schon irgendwie gut.

Aber irgendwie und von alleine wird gar nichts gut. Man muss etwas dazu tun. Und eine wirklich gute To Do Liste hat den Vermögensaufbau ganz oben auf dieser Liste. Übrigens, zu dem Zeitpunkt der Niederschrift dieses Artikels, sind die weltweiten Märkte mal endlich wieder in einer Korrektur. Leider nicht so stark wie erhofft, aber es tut sich etwas. Das ist immer ein guter Zeitpunkt zum Nachkaufen. “Set and Forget”, nachkaufen und danach sich nicht weiter darum kümmern. Für Kurseinbrüche kann man sich in vielen Finanzapps Kursalarme stellen. Sobald es also mal wieder nach unten geht und man etwas Geld übrig hat, ist der richtige Zeitpunkt für einen Nachkauf. Das Wichtigste aus psychologischer Sicht ist aber, sonst sich nicht weiter darum zu kümmern. Man kauft keinen marktbreiten ETF um dann danach rumzudoktern!

Das Welt-BIP. Partizipieren wir vom langfristigen Wachstum der Weltwirtschaft oder sind wir nur Arbeitssklaven?

Was muss passieren, damit wir mit dem Vermögensaufbau und der Geldanlage beginnen?

Vielleicht wollen wir das ja schon lange tun und haben vor Jahren darüber nachgedacht. Aber nichts ist passiert, die Zeit ist schnell vergangen. Und wie schnell.

Was hilft gegen dieses Aufschieben?

Wenn wir heute nicht beginnen, dann können wir uns die Gründe aufschreiben. Und einen neuen Termin setzen. Sagen wir zum 01.01.2023. Schreiben wir auf, warum wir dann starten werden und was unsere Gedanken heute dazu sind.

In fast einem Jahr erst zu starten ist zwar ein weiteres Jahr, was wir verloren haben. Aber mit der beschriebenen Methode ist es eben auch nur eines und nicht weitere 2, 4, 10 Jahre.

Aufschreiben hilft! Ziele muss man definieren und terminieren!

Geldanlage & Geduld

Geduld und Ausdauer

“You can’t produce a baby in one month by getting nine woman pregnant”

Oft fragen sich Anleger, ob sie einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF kaufen sollen. Oder bei welcher Bank sie den ETF kaufen sollen. Oder ob sie ein oder zwei ETF’s kaufen sollen. Und was ist mit den Steuern? Und im Todesfall? Und und und…

Das Wichtigste nach dem “machen” ist aber ein ganz anderes Thema, was 90% von allen Anlegern unterschätzen. Und das ist keine Übertreibung. Es ist menschlich.

Die meisten Menschen können sich beim Thema Geduld, Ausdauer und vor allem der eigenen Psychologie NICHT richtig einschätzen. Sie denken es wäre kein Problem für sie, wenn sie in ihr Konto oder Depot dauernd reinschauen, sie halten das aus. Es werden keine Zweifel entstehen, kein Zorn und Wut wenn es in Minus rauscht und keine Freude und Überschwänglichkeit, wenn man Gewinne macht. Das ist – mit Verlaub – totaler Schwachsinn. Denn dazu muss man enorm (1)trainiert, (2)abgebrüht oder (3)ein emotionsloser Soziopath sein.

In den vielen Jahren als Banker und Trader erlebe ich diese Geschichte der Selbstüberschätzung immer wieder aufs neue.

Man ist auch kein “toller Hecht”, wenn einem das nichts ausmacht. “Ein toller Hecht” (oder Miezekatze, ihr wisst schon) sein wollen und “Recht haben wollen” sind übrigens zwei Eigenschaften, die beim eigenen Trading zu 100% früher oder später in den Totalverlust führen. Ähnliches gilt im Unternehmertum, was recht interessant ist. Von diesem Mindset muss man sich unbedingt trennen, wenn man langfristig Erfolg haben möchte.

Am besten findet man für “Set and Forget” einen Weg, damit umzugehen. Man muss sich das selbst auferlegen. Es gibt KEINEN Grund bei einer Geldanlage, bei der man nicht selbst aktiv handelt, dauernd rein zu schauen. Nur bei einer Neuinvestition, einem manuellen Nachkauf oder weil man ein mal im Jahr die Unterlagen für die Steuer benötigt, sollte man in das Konto oder Depot reinschauen. Punkt. Das ist eine der wichtigsten Regeln für den langfristigen Erfolg. Und niemand von uns hat ein Leben lang Zeit herauszufinden, ob diese Aussage von mir stimmt. Daher am besten einfach machen, Nachteile kann es keine haben. Das wird klar, wenn man das Anlagekonzept verstanden hat, ansonsten “springe zu Punkt 1”. 😉

Im Übrigen schont es auch einfach die Nerven. Wer gerne an Dingen rumtüftelt oder zu viel Zeit übrig hat, kann sich ein Hobby dafür suchen. Oder ein Haustier. Das ist ein durchaus ernst gemeinter Rat.

Das Thema Welt-Depot werde ich immer mal wieder aufgreifen, auch wenn es nichts neues ist. Aber nach wie vor ist das Wissen darum nicht weit genug verbreitet, wie man auch in den Medien immer wieder sehen kann. Dabei ist es so wichtig, sich um den Vermögensaufbau zu kümmern. Je früher desto besser!

«Der Zinseszinseffekt ist das achte Weltwunder. Wer ihn versteht, verdient daran, alle anderen bezahlen ihn.»

– möglicherweise von Albert Einstein

15 Kommentare zu „Ein Depot – die ganze Welt

  1. Der Artikel sagt alles was man zu dem Thema wissen muss. Der Grund warum es immer noch teuren Finanzvertrieb gibt:

    1. Unwissenheit (kann beseitigt werden)
    2. Dummheit (dagegen hilft nichts, Bodensatz ist zu akzeptieren)
    3. Bequemlichkeit (der Finanzonkel kümmert sich um alles, kostet nur 5%p.a.)

    Danke für die stets unermüdliche Aufklärung!

  2. Eine unermüdliche Aufklärung und dafür danke ich euch. Die Webseite wird weiter empfohlen. Allerdings sind “dicke Bretter” zu bohren. Die ganzen Werbe- und Abzockseiten machen viel mehr Werbung und sind auch auf Instagram überall angezeigt. Vielleicht solltet ihr mal überlegen auch dorthin zu gehen.

    1. Nein, bitte kein Instagram, Frazebook und HirnAusNetzwerk mit KlickiKlickiBildchen. Das wäre wie Perlen vor die Säue. Der Exklusivstatus ist gerade richtig. Wer keine Texte lesen will, der kann sich woanders “bilden”.

      1. Exakt. Ich finde es auch besser, wenn die Seite ein Insidertipp bleibt. Es gibt genug Finanzblogs für die Masse. Zwar bin ich ausdrücklich kein Freund der “Gott-Themen” hier, aber es sorgt dafür dass der Blog klein und besonders bleibt. Und insofern ist mir das dann auch wieder recht.

  3. Kleiner Einwand ohne wahres Urteilsvermögen dazu und Bangen, es möge nicht so sein:
    Alles gut sofern sich nicht herausstellen sollte, dass wir Gruppe “Verschworener” hier uns während der letzten Jahre zu drastisch überhöhten Preisen eingekauft haben…

  4. Niemand braucht mehr als einen World-ETF. Diese Erkenntnis musste bei mir fast 20 Jahre reifen. Es funktioniert einfach. Und warum? Schauen wir uns die Zusammensetzung an:

    Der World-Index besteht aktuell aus diesen Branchen

    18,1% Financials
    16,8% Information Technology
    11,76% Health Care
    12,26% Consumer Discretionary
    11,62% Industrials
    9,04% Consumer Staples
    6,32% Energy
    5,25% Materials
    3,11% Real Estate
    2,97% Utilities
    2,77% Telecommunication Services

    Der Emerging-Markets-Index setzt sich wie folgt zusammen:

    27,6% Information Technology
    24,41% Financials
    9,79% Consumer Discretionary
    7,32% Materials
    7,03% Energy
    6,22% Consumer Staples
    5,24% Industrials
    4,62% Telecommunication Services
    2,83% Real Estate
    2,67% Health Care
    2,27% Utilities

    Einen ETF wie den Vanguard All-World kann jeder kaufen. Das spart Zeit und Ärger, weil man sich wie von Schwarzwasser beschrieben gleich den ganzen Krempel wie Riester oder Bankprodukte spart. Und mehrere tausend Euros Provision gleich dazu.

    1. Das sagte Finanztip schon 2017 dazu. Das gilt 4 Jahre später umso mehr. Und passt perfekt zur Aussage des Artikels: Machen! Nicht warten!

      Finanztip berechnet MSCI-World-Rendite: Rund 8 Prozent waren durchschnittlich drin

      Berlin, 31. Januar 2017 – Wer in Zeiten von Niedrigzinsen etwas mehr Rendite haben möchte, kommt am Aktienmarkt nicht vorbei. Dabei gilt: Je breiter eine Aktienanlage über Länder, Branchen und Währungen streut, umso geringer ist das Verlustrisiko. Das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip hat sich deshalb den Weltaktienindex MSCI World genauer angeschaut. Das Ergebnis: Langfristig hätte ein Anleger knapp 8 Prozent Rendite im Jahr gemacht.

      https://www.finanztip.de/presse/pm-finanztip-msci-world-rendite/

  5. Was liest man so alles im Internet:

    4 Erkenntnisse nach 6 Börsenjahren. (meine Anmerkung: Welche Erkenntnisse? Es geht immer nur aufwärts, hahaha)

    Ein anderer ist Ingenieur mit Opa-Weste, ganz neutral und schlau. Und verkloppt dann Alpha-Fonds. (meine Anmerkung: Suchmaschine. Ah, der war bei yahoo im Marketing)

    Eine andere vertickert für fünfstellige Kohle Mentorings an Frauen, natürlich nur um zu helfen. (meine Anmerkung: Berliner links-grüne Marketing GmbH mit Sales)

    und-und-und

    Man kann nicht so viel essen wie man kotzen will. Ich hoffe dieser und eine Hand voll anderer Blogs bleiben wie sie sind. Unabhängig.

    Schönen Tag euch!

  6. Hiiiiii! Heyyy ihr seit der Hammer ich immer ungeduldig warten auf die neuen Artikel ❤️ auch wenn ich nicht verstehen viel. Also ich lese langsam und 4-5mal.

    Ich hätte nicht frage bzw brauch ich eure Hilfe. Bunq ist für mich so viel geld, ich bin 19 und verdiene nur bei Onkel im Laden. kann ich dann Revolit als Konto nehmen? Oder ist das schlecht? Ich spare schon jeden Mont 100 euro und schon ein jahr. Aber noch kein eft. dkb hat mich nicht genommen. Wo kann ich noch hin??????

    seit nicht böse ich bin erst 2 jahre da aus Syrien. Helfet mir bitte, ja??? ich will besser die sprach lern und mehr wissen.

  7. Einfach Mega. Dankeschön. Das macht deine Seite so besonders. Eine gute Mischung an Themen. Mal kritisch, mal zynisch oder sarkastisch, dann Artikel über Spiritualität und Religion und dann wieder ein Finanzartikel. Einer meiner Lieblingsblogs. Weiter so!

  8. Das kann ich alles nur bestätigen. @Leserinnen, Frauen, meldet euch in der Community an. Dann kann ich euch auch helfen, ich habe selbst ohne Wissen bei 0 angefangen. Ihr könnt es auch!

  9. Hallo Martin, hallo an Alle, die hier mitlesen,

    ich bin kein Banker, sondern nur ein wirtschaftlich und an Finanzthemen interessierter Laie im fortgeschrittenen Alter von 68 Jahre. Trotzdem ist es mir gelungen zu den genau gleichen Einsichten zu kommen, die hier im Beitrag so anschaulich beschrieben werden.

    Am Anfang meiner “finanzielen Reise” (ab 1990)waren es noch Bundesschatzbriefe, dann Festgeldanlagen und schließlich teure, aktive Aktienfonds und auch ein paar offene Immobilienfonds. Schließlich dann (endlich) die ersten ETF´s als Sparpläne. Sehr viel kostengünstiger und bei immer mehr Brokern. Natürlich habe ich alle Fehler und Stolperfallen auf diesem Wege “mitgenommen”. Die Idee mit (einem) Weltfond erwies sich für mich als richtige Entscheidung (nach vielen Fehlversuchen, wie vorher beschrieben). Und trotzdem: Es hat sich am Ende ausbezahlt durchzuhalten. Ich kann deshalb allen, die eventuell noch zweifeln nur sagen: Es funktioniert wirklich!

    Deinen Rat und die Warnung:

    “Die meisten Menschen können sich beim Thema Geduld, Ausdauer und vor allem der eigenen Psychologie NICHT richtig einschätzen. Sie denken es wäre kein Problem für sie, wenn sie in ihr Konto oder Depot dauernd reinschauen, sie halten das aus. Es werden keine Zweifel entstehen, kein Zorn und Wut wenn es in Minus rauscht und keine Freude und Überschwänglichkeit, wenn man Gewinne macht. Das ist – mit Verlaub – totaler Schwachsinn. Denn dazu muss man enorm (1)trainiert, (2)abgebrüht oder (3)ein emotionsloser Soziopath sein.”

    kann ich nur dick unterstreichen, denn diese “Anfechtungen” werden jeden Anleger immer mal wieder heimsuchen und es dauert seine Zeit, um sich hier nach und nach ein “dickes Fell” zuzulegen.

    Grüße
    Gerhard

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