“Don’t get caught in a situation in which you can lose a great deal of money for a reason you don’t understand.”
― Bruce Kovne
Mit unserer neuen Kategorie “Investment Academy” im Blog wollen wir fachlich korrekt, fundiert und leicht verständlich Investment Regeln vorstellen. Es soll kurzweilig und für jeden nachvollziehbar sein. Solche Artikel werden auch nicht zu langatmig sein und keine tiefdeutigen oder theologischen Inhalte haben, wie ihr das sonst von Blackwater.live so kennt. 🙂
Die nächsten Jahre werden sicher eine große Herausforderung, in der aber auch eine riesige Chance steckt.
Baron Rothschild soll einmal gesagt haben: “Man muss kaufen, wenn in den Straßen Blut fließt“.
Dr. Mark Möbius von Templeton fügte vor vielen Jahren hinzu: “auch wenn es dein eigenes ist.”
Gilt das auch für ukrainisches Blut?
Das ist eine moralisierende Frage. Wie (eigentlich) auch in der Politik, sollte ein kühler Kopf bewahrt werden. Ganz praktisch: man kann ökonomisch sinnvoll handeln und gleichzeitig Menschen helfen, denen es schlecht geht.
Heute geht es also um die 2% Regel. Diese Regel aus dem Eigenhandel und Trading Desk von Investment Banken ist ein absolutes Basic, wenn man ein Portfolio handelt. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich dabei um Aktien, FX oder andere Assets handelt. Wie schon oft moniert, herrscht im deutschen Internet wie auch im echten Leben oft das Prinzip “stupid german money”. Geld gibt es in manchen Schichten noch genug, aber um die Finanzbildung ist es in Deutschland nicht so rosig bestellt und bestehender Wohlstand ist meist reiner Besitzstandserhalt. Das hängt auch damit zusammen, dass Vermögen hierzulande eher vererbt und nicht geschaffen werden. Daher ist tiefergehendes Finanzwissen eigentlich auch nicht notwendig um den Status quo zu halten.
Wir werden das nicht für Deutschland ändern, denn das ist nicht unser Problem. Aber wir werden das für unsere jungen und jung gebliebenen Leserinnen und Leser ändern.
Also schauen wir mal, was man im deutschen www zum Thema 2% Regel findet:



Das war natürlich zu erwarten. Bei 2% findet man als erstes das Volksthema Nr. 2 “Corona” (Stand März 2022) , dann Games und dann mit dem Zusatzbegriff Risikomanagement sogar die BaFin.
Aber was ist die 2% Regel denn überhaupt?


Was ist die 2% Regel?
Die 2% Regel ist ein Teil des Risikomanagements im Trading. Sie ist nicht nice to have, sondern ein absolutes Basic. Die meisten sind erstaunt wenn sie erfahren, dass es im Trading in erster Linie um Risikomanagement und Begrenzen von Verlusten geht. Als Teil des essentiellen Risikomanagements sorgt die 2% Regel für das Überleben eines Handelskontos, Depots oder Portfolios.
Die 2% Regel besagt ganz einfach, dass man niemals mehr als 2% seiner Kontogröße für eine einzelne Position riskieren darf. In dieser Berechnung kommt natürlich die Basiswährung des Kontos zur eigenen Währung und auch der Stop Loss zum Tragen.

So eine einfache Regel und doch den meisten völlig unbekannt. Leider ändert sich das oft erst später, wenn man sein Konto ausgelöscht hat oder ganz bankrott ist. 99% sind dann für immer mit dem Thema durch, die anderen 1% knien sich rein und starten eine Investmentkarriere. Meistens sind die 90%+ in den Warnhinweisen der Broker zu finden. “97% der privaten Anleger verlieren bei diesem Broker ihr Geld.” Wir kennen das.
Wenn die aktuelle (sich erst im Aufbau befindliche) Krise zu ihrem Höhepunkt kommt, wird diese Warnung noch aktueller sein.
Gerade weil die 2% Regel eigentlich zu den absoluten Basics des Risikomanagements gehört ist es so bitter, dass in tausenden deutschen Finanzblogs darüber nichts zu finden ist. Aber das kann ja noch werden und da ja gerne kreuz und quer kopiert wird, soll dieser Artikel der Startschuss sein. Das Vermehren gewonnener Erkenntnisse lässt auf die Entwicklung einer Schwarmintelligenz hoffen und stiftet damit gesellschaftlichen Mehrwert.
Warum denn nur 2% riskieren?
Genau genommen sind die 2% für Newbies schon sehr taff. Und ein grundsätzlich konservativer Anleger sollte eher bei 1% Risiko pro Position bleiben. Denn psychologisch gesehen sind die eintretenden Verluste bei 2% Risiko pro Position schwer zu verkraften. Insbesondere wenn (1) die Kontogröße einen nennenswerten Umfang hat (eine individuelle Frage) und (2) man als Newbie auch noch dauernd in den Account/das Depot reinschaut (ein weiterer typischer Fehler).
Ein Drawdown von 10 aufeinander folgenden Verlusttrades ist jederzeit zu erwarten und auch bei konservativen Handelsansätzen normal. Früher oder später tritt der Fall ein, das liegt an der sogenannten Ungleichverteilung von Zahlen. Man kann zu keinem Zeitpunkt sagen, wann eine Gewinn- oder Verluststrecke entsteht. Zu keinem!
Vergleichen wir einmal kurz den Handel mit 2% Risiko pro Trade und 10% Risiko pro Trade. Nur um ein Gefühl zu bekommen. Nicht dass in Zeiten von Cryptoscam und “werde reich über Nacht” Leute 10% ihres Kontos riskieren. Das macht bestimmt niemand. 😉
(und ich fände es traurig, wenn das unseren Stammleserinnen und Lesern passiert)


Ein Handelskonto von 20.000,00 USD wird bei einem Drawdown 30% Schwankung aufweisen. Bei 10% Risiko pro Trade ist es mit über 85% Verlusten ausgelöscht und man muss Geld nachschiessen, wenn man weiter arbeiten will.
Wohlgemerkt, das Risiko wurde auch noch immer an den jeweiligen Kontostand angepasst. Nach jedem Trade.
Jetzt stellt sich nur noch die Frage – ein Klassiker – wie lange es dauert, bis man wieder auf seinem Einstand ist? Das sieht man auf folgendem Bild. Für einen Verlust von 30% benötige ich 43% Gewinn, bei 50% Verlust entsprechend 100% Gewinn, um wieder auf meinem Einstand zu sein.

Die Anwendung von solidem Risikomanagement und der 2% Regel unterscheidet Trading von Gambling (Spielerei/Zockerei). Für den 0815-Michel, der einfach nur sein Leben “ablebt” ist das natürlich alles das Gleiche, auch wenn sich am Ende der größten Hausse aller Zeiten viele in die Aktien getraut haben. Falls das ein Investment über ETFs war und man immer mal wieder im Abschwung nach investiert, kann das langfristig sehr profitabel sein. Mit marktbreit gestreuten ETFs muss man sich keine Sorgen um das Risikomanagement innerhalb der Assetklasse machen.
Waren es Einzelaktien ohne Stop Loss, dann hoffentlich breit gestreut und mit angewandter 2% Regel. Das nächste Wirecard kommt bestimmt.
Eigenhandel oder Trading ist ein langfristiges Unterfangen.
Es geht nicht darum zu “zocken” und man wird auch nicht “reich über Nacht”. Es erfordert Geduld und auch bei der Anwendung eines soliden Risikomanagements gibt es auch schlechte Monate, Quartale oder Jahre.
Gewinne der Vergangenheit bedeuten nicht, dass man diese in der Zukunft auch zu erwarten hat. Und ein Handelsansatz der bislang schwach war, kann schon morgen seine Zeit haben und über Jahre positiv laufen. Mit diesen Unsicherheiten muss man umgehen.
Jedes Handelssystem und jede Assetklasse hat gute und schlechte Phasen. Ohne Ausnahme! Verluste müssen akzeptiert werden. Das ist wie Ein- und Ausatmen.
Wer Verluste aus welcher Assetklasse auch immer nicht akzeptieren oder verkraften kann, kann sich bei seiner regionalen Spasskass einen Bausparvertrag oder ein Sparkonto einrichten lassen!
Nächste Woche geht es mit dem Thema Compound Interest, also dem Zinseszins Effekt weiter. Wie kann dieser im Trading genutzt werden? Und warum sollte man einen ausreichend großen aber eben nicht zu großen Betrag im Trading einsetzen?
Danke für diese Einblicke.
Gruß
Lars und Sophia
Aus dem Jahr 2008, eine Notiz zum DAX, ein Auszug:
Bevor Sie jetzt weiterlesen, eine kurze Vorbemerkung: Diese Krise zeigt uns immer wieder, dass alles möglich ist. Auch Dinge, die bis vor Kurzem noch unvorstellbar waren, sind plötzlich bitterer Ernst. Beispielsweise, dass alle, aber auch wirklich alle Sektoren und Assetklassen in wunderbarem Einklang und völlig synchron gemeinsam in die Tiefe stürzen. Wo geht nur das ganze Geld hin? Alles in den Dollar? Auch so eine Sache, die eigentlich unmöglich ist. Trotzdem sieht es ganz danach aus…
Natürlich ist es deshalb auch denkbar, theoretisch allemal, dass der DAX jetzt schnurstracks die Tiefs aus dem Jahr 2003 ansteuert. Zur Erinnerung: Rund 2.300 Punkte waren das damals. Ein weiterer Verlust von 50 Prozent wäre das, ungefähr jedenfalls, aber was sind schon zehn oder 20 Prozent in diesen Tagen? Eben. Nach dem Motto: Wenn ein Index 80 Prozent gefallen ist, und er halbiert sich dann noch einmal, erst dann sind wirklich 90 Prozent des Ausgangswertes vernichtet.
Der alte Haudegen Dr. Mark Möbius, Emerging Markets Spezialist bei Templeton Investments, brachte es in dieser Woche auf den Punkt: „Man muss kaufen, wenn das Blut in den Straßen fließt – und wenn es das eigene ist“.
Rückwirkend ist es interessant solche Meldungen zu lesen. Und es hilft einem die richtige Perspektive zu behalten.