Bankraub: eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank.”

Berthold Brecht

In Deutschland kommen immer mehr Banken auf die Idee das sogenannte “Private Banking einzuführen, zuletzt vor allem Genossenschaftsbanken. Bei Privatbanken und Sparkassen gibt es das Private Banking meist schon länger. Da ich selbst vor einigen Jahren im Private Banking von einer Privatbank und einer Genossenschaftsbank gearbeitet habe, werde ich mit diesem Artikel erklären was Private Banking ist und was es eben nicht ist. Denn viele typisch deutsche Bankkunden (die sich auch auf unsere Seite ab und an verirren), haben eine Vorstellung von Private Banking, die wenig mit der Realität zu tun hat. Und es stellt sich auch die Frage, wer braucht überhaupt Private Banking außer der Bank selbst?

Private Banking ist zunächst ein unregulierter Begriff. Jede Bank kann sich damit schmücken und jeder Banker, der privat arbeitet, kann für sich dieses Label in Anspruch nehmen. Im Ursprung war Private Banking aber einmal wie folgt gedacht…

Was ist Private Banking?

Private Banking ist eine Form des Bankwesens, die sich an vermögende Privatkunden richtet. Diese Kunden erhalten eine individuelle und persönliche Beratung und Betreuung durch spezialisierte Bankmitarbeiter, die als Private Banker bezeichnet werden. Private Banking umfasst verschiedene Finanzdienstleistungen, wie zum Beispiel Vermögensverwaltung, Anlageberatung, Steuerplanung, Nachfolgeplanung, Stiftungsmanagement oder Immobilienfinanzierung. Private Banking bietet seinen Kunden einige Vorteile, wie zum Beispiel:

  • Eine ganzheitliche und bedürfnisorientierte Betrachtung des Vermögens und der finanziellen Ziele des Kunden.
  • Eine individuelle und maßgeschneiderte Anlagestrategie, die auf dem Risikoprofil, den Präferenzen und den Erwartungen des Kunden basiert.
  • Eine breite Palette von Anlageprodukten und -lösungen, die sowohl traditionelle als auch alternative Anlageklassen umfassen.
  • Eine hohe Qualität und Professionalität der Beratung und des Services durch qualifizierte und erfahrene Private Banker.
  • Eine langfristige und vertrauensvolle Kundenbeziehung, die auf Diskretion, Transparenz und Loyalität beruht.
  • Ein Zugang zu einem globalen Netzwerk von Experten und Partnern in verschiedenen Bereichen wie Recht, Steuern oder Immobilien.

So hört sich das erst einmal gut an und man könnte mit diesen Aussagen einen Flyer in Auftrag geben, den man dann im Foyer der Bank auslegt. Geschliffene Aussagen, das Versprechen für Service auf dem Niveau einer Boutique, wer will da schon nein sagen? Der entscheidende Punkt ist aber, ob das Vermögen des Kunden vermehrt (oder zumindest erhalten) wird oder nicht und vor allem zu welchem Preis? Denn schliesslich sind die Zielgruppe des Private Banking vermögende Privatkunden.

Private Banking Beraterin und Kunde – ein ungleicher Kampf. Für das im Idealfall gute Gefühl zahlt der Kunde einen enorm hohen Preis.

Nachteile des Private Banking

Neutral gesagt hat Private Banking aber auch einige Nachteile oder Risiken für die Kunden, wie zum Beispiel:

  • Hohe Kosten: Private Banking ist in der Regel teurer als andere Formen des Bankwesens. Die Kunden müssen hohe Gebühren für die Beratung, die Vermögensverwaltung oder die Transaktionen zahlen. Diese Gebühren können je nach Bank, Produkt oder Leistung variieren. Die Kunden sollten daher immer die Kosten mit dem Nutzen vergleichen und sich über mögliche versteckte Kosten informieren (machen die meisten nicht außerdem sind die Kostenstrukturen oft sehr intransparent).
  • Interessenkonflikte: Private Banking kann zu Interessenkonflikten zwischen der Bank und dem Kunden führen. Die Bank kann versucht sein, dem Kunden Produkte oder Lösungen anzubieten, die für die Bank profitabler sind als für den Kunden. Die Bank kann auch versuchen, den Kunden zu einer höheren Risikobereitschaft zu bewegen oder ihm nicht alle relevanten Informationen zu geben. Die Kunden sollten daher immer kritisch sein und sich eine zweite Meinung einholen (von einer anderen Bank? Meistens passiert das – genau mein Humor).
  • Mangelnde Kontrolle: Private Banking kann dazu führen, dass der Kunde einen Teil seiner Kontrolle über sein Vermögen an die Bank abgibt. Der Kunde muss sich auf die Kompetenz und Integrität der Bank verlassen und kann nicht immer alle Entscheidungen selbst treffen oder überprüfen. Der Kunde muss daher immer auf dem Laufenden bleiben und regelmäßig mit seinem Private Banker kommunizieren.

Diese Hauptpunkte sollten einem schon zu denken geben. Private Banking richtet sich in Deutschland bei VR-Banken, Apobank, Commerzbank, BBBank eG, Spasskass & Co. (und viele mehr) meistens an Kunden im Bereich des mittleren 6-stelligen liquiden Vermögens. Privatbanken wie die Deutsche Bank, Commerzbank & Co. haben meistens über dem Private Banking noch ein sogenanntes Wealth Management, was zu meiner Zeit ab 5 Millionen Euro liquiden Vermögen begann. Die Grenzen sind aber fliessend, da die einzelnen Vertriebsteams (und nichts anderes ist es) oft um die Kunden kämpfen, wie Hunde auf der Strasse um ein Stück Fleisch. Und so landen auch mal kleinere Kunden im Private Banking oder ein grosser Kunde wird aus dem Retail Banking nicht abgegeben, weil man das Geschäft für sich verbuchen will. Letztlich wird mit dem Private Banking dem Kunden eine Exklusivität vorgespielt, die ein Fake ist. Und zwar ein sehr teurer, wie wir noch sehen werden.

So bekommt ein Private Banking Kunde in Deutschland meist Produkte angeboten, die den normalen Filialkunden nicht zugänglich sind. Darunter eben andere Fonds und meistens geschlossene Beteiligungen an Immobilien, Schiffen oder ähnlichen Objekten. Und im Private Banking “darf” der Kunde auch mal einen ETF bekommen (das wird mit anderen Gebühren kompensiert), die die Bank 0815 Kunden niemals empfehlen würde – außer sie sind in einer Versicherungspolice enthalten, da kann man dann andere Kosten durchholen. Der Private Banking Kunde hat seinen hochkompetenten Berater als Ansprechpartner, nur darf dieser Berater nicht wirklich viel selbst entscheiden, er hat seine Vorgaben aus der erweiterten “Hausmeinung” (Anlageausschuss/Gremium) der Bank. Dazu kommt in den letzten Jahren, dass die Abschlüsse von Hochschulen der Finanzwirtschaft immer leichter zu erwerben waren. Die Bildungsinflation machte auch hier nicht halt vor den Hochschulen, die Titel auf Visitenkarten wurden immer mehr und wer sich mal auf Xing nach Bankern umsieht könnte meinen, er hat es nur mit Finanzgenies zu tun. Ein Titel hochtrabender als der andere – die Banken zahlen auch lieber mit der Befriedigung von Eitelkeiten statt in harten Euros.

Private Banking – die Realität

Die Realität des Private Banking ist, dass es 0815-Vertrieb wie im Rest der Bank auch ist. Nur ist dieser Inhalt zumeist etwas hübscher verpackt. Der Kunde hat seinen Ansprechpartner, wird auf “exklusive” Veranstaltungen eingeladen und man “kümmert” sich mehr um ihn. Vergessen wir nicht, dass es im Kern ja um vermögende Kunden geht und daher müsste Private Banking eigentlich am Kundenerfolg gemessen werden. Aber wie sieht denn dieser Erfolg in nackten Zahlen aus? Welche Gebühren fallen für den Kunden typischerweise so an? Schauen wir uns das anhand von zwei exemplarischen Beispielen an.

Private Banking BBBank eG

Die BBBank eG schreibt auf ihrer Homepage unter der Rubrik Private Banking: “Die ganzheitliche Beratung ist das Herzstück unseres Private Bankings” (…). Und “Mit der Weiterentwicklung Ihres Vermögens steigt vielfach auch dessen Komplexität. Geld- und Wertpapieranlagen, Beteiligungen, Immobilien, Vorsorge- und Versicherungslösungen sind zu berücksichtigen und erfordern maßgeschneiderte Konzepte.”

Hört sich schön an. Letztlich gibt es für die Bank nun zwei Konzepte, mit denen sie Geld verdienen kann. (1) Der Kunde wird in eine Vermögensverwaltung abgeschoben, dort fallen entsprechende Bestandsvergütungen an, die zwischen 1-2% p.A. für das verwaltete Vermögen liegen oder (2) dem Kunden werden aktiv Fonds und Beteiligungen verkauft und hier fallen Ausgabeaufschläge von bis zu 5% an (bei Beteiligungen oft noch mehr) und zusätzlich auch noch Bestandskosten durch die Fonds. Von Beratung kann man hier eigentlich nicht reden, außer man geht auch zum Autohaus zur “Beratung”. Soll meinen: es ist Vertrieb und sonst nichts. Aber braucht das ein Private Banking Kunde wirklich?

Die BBBank Vermögensverwaltung kostet übrigens laut Gebührenverzeichnis der BBBank 1,05% p.A. was sogar günstig ist. Sind dann darin nur ETFs enthalten? Oder sind es wieder die Union Investment Fonds, wo auf der Fondsebene dann eben auch nochmal bis zu 2% p.A. Verwaltungsvergütungen anfallen?

Private Banking Sparkasse

Es ist immer das gleiche Konzept, Banken haben einfach keine Phantasie. Aber schauen wir uns mal noch an, was die Sparkassenorganisation zum Thema Private Banking sagt. Auf ihrer Hauptwebseite fallen zunächst wieder die immer gleichen Begriffe auf: Nachhaltigkeit, Vermögensmanagement, Stiftungsmanagement, Anlagemanagement, Generationenmanagement. Überhaupt scheint “Management” ein Begriff zu sein, den Banken lieben. Den Eindruck bekommt man auch auf Xing. Jeder ist Manager für irgendetwas. Aber bleiben wir bei der Sparkasse. So heisst es weiter: “Private Banking bei der Sparkasse bedeutet Finanzdienstleistung auf höchstem Niveau. Wir bieten vermögenden Kunden und Kundinnen Beratung, die mehr kann als Vermögensverwaltung, denn unser Leistungsspektrum deckt Ihre Bedürfnisse vollumfänglich ab.”

Und was wird dann bei der Sparkasse im Private Banking so verkauft? Das findet man mit der Suchmaschine der Wahl schnell heraus und wie bei anderen Banken fallen einem sofort die Suchtreffer zu Gerichtsprozessen im Zusammenhang mit Fonds, Zertifikaten und geschlossenen Beteiligungen auf.

Aber wie schon oft geschrieben, der Bank/Sparkasse bleibt auch nichts anderes übrig. Es ist immer das gleiche Modell, entweder muss man an den Bestandsvergütungen verdienen oder man muss einmalige Ausgabeaufschläge reinholen. Oder beides.

Beraten und verkauft. Letztlich geht es nicht um den Kunden, sondern nur darum dass die Bank ihre Ziele erreicht. Der Interessenkonflikt ist auch im Private Banking so gross, dass man davon nur abraten kann.

Private Banking – braucht man das?

Ja, die Banken brauchen Private Banking als Ertragsquelle und daher bauen sie es aus. Selbst in kleinen Voba-Klitschen und der Spasskass-Hintertupfingen werden solche Private Banking Einheiten aufgebaut.

Aber braucht der Kunde Private Banking? Faktisch nein. Es mag psychologische Gründe geben, warum ein Kunde meint er braucht das. Eitelkeit, das angenehme Gefühl bauchgepinselt zu werden oder ähnliche Gründe mögen dieses Bedürfnis wecken. Letztlich muss man aber die einzelnen Bausteine des Private Banking auseinander nehmen und überlegen, was man davon braucht und wo man es transparenter und deutlich günstiger abdecken kann. Geht es um liquides Vermögen, ist es wissenschaftlich belegt, dass das Welt-Depot jedes Private Banking Depot im Ergebnis schlägt. Dazu gleich mehr. Braucht man Anwälte für das Generationenmanagement? Dafür finden sich Kanzleien, die darauf spezialisiert sind. Immobilienmanagement? Auch hierzu gibt es Experten. Im Private Banking der Banken/Sparkassen ist es letztlich so, dass diese Kooperationen eingehen um alles aus einer Hand bieten zu können. Ob das für den Kunden gut ist sei mal dahin gestellt. Es ist bequem, aber der Preis dafür ist hoch. Was die Geldanlage angeht, ist es schlicht weg überflüssig. Machen wir ein Beispiel:

Nehmen wir einen Kunden, der noch nicht einmal im Private Banking landen würde. Unser Kunde hat “nur” 100.000,00 Euro zum Anlegen. Schauen wir mal was dabei heraus kommt, wenn er diese 100.000,00 Euro anlegt wie eine Bank das tun würde und was dabei heraus kommt, wenn er es mit dem Welt-Depot selbst machen würde. Wir gehen zur Veranschaulichung mal davon aus, dass unser Kunde einen Anlagehorizont von 30 Jahren hat. Weiter sind wir so fair und lassen die Ausgabeaufschläge bei der Bank weg und sagen, dass beide Anlagen die gleiche langfristige Rendite von 7% p.A. erzielen. Das ist ein Zugeständnis für die Bank und zwar ein enormes. Denn normalerweise würde die Bank das Depot des Kunden X-fach im Laufe der Jahre “drehen” und Ausgabeaufschläge reinholen und der Kunde würde diese 7% p.A. im Durchschnitt niemals erleben. Bei den Bestandskosten gehen wir von 1,5% p.A. aus. Ist das Geld in einer Vermögensverwaltung, liegen die Kosten bei den meisten Banken zwischen 1-2% p.A., allerdings ist hier noch nicht berücksichtigt, dass sehr oft auch Fonds in der Vermögensverwaltung eingesetzt werden und hier auf Fondsebene auch nochmal bis zu 2% p.A. anfallen können.

Fall 1, “Bankberatung”

Fall 2, Welt-Depot

Der Unterschied beträgt 230.661 Euro im Endergebnis!

Diese Rechnungen kann und sollte man immer wieder machen und sich verinnerlichen. Und gerne auch mit den Summen im Private Banking. Man wird dann feststellen, dass 200.000 Euro im Endergebnis noch nichts ist! Viele Kunden werden im Laufe der Jahre Millionen Euro dank der tollen “Beratung” nicht verdient haben und viele hunderttausend Euro an Gebühren bezahlt haben. Von den Verträgen wie Riester und Co. fangen wir erst gar nicht an, da setzt sich das Trauerspiel fort.

Mit den Summen, die man sich einspart, kann man sich dann gerne eine echte Beratung bei Anwälten finanzieren, wenn es um Fragen zum Generationenmanagement, Erbrecht und mehr geht. Gleiches gilt für die Expertise bei Immobilien – auch hier gibt es echte Experten, die man nicht in einer Bankfiliale findet. Dadurch dass der Kern des Private Banking, das Vermögensmanagement, so schlecht gegen die passive Geldanlage mit ETFs abschneidet, wird auch der Rest obsolet und kann bei den richtigen Ansprechpartnern für diese Themen in Auftrag gegeben werden.

Letztlich ist es wie bei vielen anderen wichtigen Themen im Leben. Wenn man sich wirklich für eine Sache interessiert, dann investiert man etwas Zeit in eigene Nachforschungen. Wenn man zu Vermögen gekommen ist, dann sollte es einem die Angelegenheit wert sein, dass man ein paar Stunden investiert um ausreichend Wissen aufzubauen. Erst recht, wenn dieses Wissen kostenlos verfügbar ist und die Umsetzung kinderleicht ist. Das Welt-Depot setzt man einmalig um und dann läuft es auf Autopilot. Wir haben in unserer Community einige Threads dazu und viele Menschen, die gerne Fragen beantworten und diesen Weg schon selbst gegangen sind. Unsere Community ist kostenlos, aber sie hat unseren Mitgliedern schon tausende Euros eingespart und wird das auch weiterhin tun. Die Community ist für Menschen, die selbst die Verantwortung übernehmen möchten, auch bei Thema Vermögen. Wie lege ich mein Geld selbst mit ETFs an? Einer der vielen guten Threads zum Start in unserer Community:

Letztlich kann man sich sein eigenes “Private Banking” gestalten und Kunde bei einer sicheren Schweizer Bank werden, was alleine beim Thema Datenschutz im Vergleich zu deutschen Banken schon ein Gewinn ist. Und das alles mit dem Wissen, dass man mit dem Welt-Depot stets besser fährt als das was im deutschen Banking-Zirkus überteuert angeboten wird. Ein gutes Gefühl.

“Eigenverantwortung ist die einzige Art von Verantwortung auf die du dich verlassen kannst.”

– unbekannt