“Geld fällt nicht vom Himmel. Man muss es sich hier auf Erden verdienen”

– Margaret Thatcher

Dividendenstrategien sind seit vielen Jahren beliebt. Derzeit dürfte sich der Fokus aufgrund der steigenden Zinsen bei Einlagen etwas verschieben, aber der Grundgedanke bleibt: Viele Anlegerinnen und Anleger freuen sich über den regelmäßigen „Cash-Flow“ ihres Dividenden-Portfolios, andere sehen in Dividenden ETFs gar eine Alternative zu konservativen Anlagen wie Festgeld oder Staatsanleihen und eine Zeit lang wurde das ja auch genau so vermarktet, beispielsweise durch bekannte Promoter wie Luis Pazos.

Der Ursprung der Dividendenstrategie ist die alte Börsenlegende Benjamin Graham. Benjamin Graham war ein einflussreicher US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Investor. Er gilt als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse, die als Basis für das Value Investing gilt. Graham entwickelte in den 30er-Jahren eine simple, jedoch zugleich höchst effektive Strategie. Er kaufte jene zehn Dow Jones-Aktien, welche aus dem Index die höchsten Dividendenrenditen versprachen. Im nächsten Jahr evaluierte er seine Gewinne und investierte in die zehn Aktien, die nun die höchsten Dividendenrenditen aufwiesen.

Was ist eine Dividende?

Die Dividende ist der Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Eigentümer ausschüttet – also an die Aktionäre. Deshalb werden Aktien hin und wieder auch Dividendenpapiere genannt. Dividenden stellen damit eine Form der Gewinnausschüttung von Aktiengesellschaften dar. Unternehmen können eine Dividende an ihre Aktionäre zahlen, müssen dies aber nicht tun.

Wer entscheidet ob es eine Dividendenzahlung gibt?

Die Eigentümer selbst – auf der einmal jährlich stattfindenden Hauptversammlung ihrer Aktiengesellschaft. Vorher allerdings macht der Vorstand einen Dividendenvorschlag. Die Aktionäre stimmen diesem Vorschlag meist zu. Normalerweise wird die Dividende auch direkt am Tag der Hauptversammlung ausgeschüttet. Die Auszahlung erfolgt am sogenannten Ex Dividenden Tag. Seit Januar 2017 ist dies der dritte auf die Hauptversammlung folgende Geschäftstag. An diesem Tag kommt es zu einer Preiskorrektur des Aktienkurses. Das nennt man den Dividendenabschlag.

Was ist der Dividendenabschlag?

Als Dividendenabschlag bezeichnet man den aufgrund der Dividendenausschüttung zustande kommenden Kursverlust einer Aktie am Ex-Dividende-Tag (in Deutschland am Tag nach der Hauptversammlung, in den USA am Tag vor dem Record Date).

Warum kommt es zum Dividendenabschlag?

Schüttet ein Unternehmen eine Dividende aus, so verringert sich der Wert der Aktie um den Betrag der Dividende. Aus diesem Grund sind Anleger nicht bereit, am Ex-Tag den gleichen Preis für eine Aktie zu zahlen wie am Vortag, an dem sie noch von der Dividendenausschüttung profitiert hätten.

Der Dividendenabschlag einer Aktie kommt also durch das Verhalten bzw. die Orderanpassungen von Marktteilnehmern zustande und wird nicht durch die Börse veranlasst.

Wann kommt es zum Dividendenabschlag?

Zum Dividendenabschlag kommt es am Ex-Dividende-Tag, kurz: Ex-Tag. Dieser fällt nicht automatisch auf den Tag, an dem die Dividende tatsächlich ausgezahlt wird. Außerdem gibt es von Land zu Land Unterschiede. In Deutschland wird meist einmal jährlich eine Dividende ausgeschüttet. Der Ex-Tag liegt einen Tag nach der Hauptversammlung des Unternehmens. Die Auszahlung der Dividende erfolgt spätestens am dritten Geschäftstag nach der Hauptversammlung. In den USA wird die Dividende meist quartalsweise ausgeschüttet. Der Ex-Tag liegt einen Tag vor dem sog. Record Date und liegt zeitlich deutlich vor dem Zahltag der Dividende. Der Dividendenabschlag hat Einfluss auf den Aktienkurs.

Schon die Ankündigung einer Dividendenausschüttung kann zu einem Preisanstieg führen, wenn beispielsweise genügend Anleger bis zum Stichtag die Aktie kaufen, um sich die Ausschüttung zu sichern. Fällt die angekündigte Dividendenausschüttung allerdings niedriger aus als erwartet, kann es passieren, dass sich enttäuschte Anleger von der Aktie trennen und dann fällt der Kurs bereits vor dem Tag der Ausschüttung.

Sind Dividenden Halal?

Dividenden sind Gewinnbeteiligungen und somit zwar Kapitalerträge, unterscheiden sich aber von Zinsen! Aus islamischer Sicht ist der Besitz einer Aktie gleichzusetzen mit einer Musharakah-Beteiligung (was ist eine Musharakah-Beteiligung? – in unserer Community) , also einer Beteiligung am Gewinn und Verlust eines Unternehmens. Somit ist das Investieren in Aktien grundsätzlich erlaubt und auch der Erhalt er Dividende. Es muss aber beachtet werden, dass das Unternehmen nichts produziert oder Dienstleistungen erbringt, die aus islamischer Sicht verboten sind. Mehr dazu erfahrt ihr in unserer Community.

Welche Rolle spielt die Dividendenrendite?

Die Dividendenrendite ist der Prozentsatz, den ein Unternehmen jährlich an Dividenden pro investiertem Euro ausschüttet. Wenn die Dividendenrendite eines Unternehmens zum Beispiel 5 Prozent beträgt und Du Aktien im Wert von 10.000 Euro besitzt, würdest Du eine jährliche Auszahlung von 500 Euro oder vierteljährliche Raten von 125 Euro erhalten. In der Regel zahlen Unternehmen Dividenden auf der Grundlage der Anzahl der Aktien. Aus diesem Grund schwanken die Dividendenrenditen je nach den aktuellen Aktienkursen. Viele Tools zur Aktienanalyse listen die aktuellen Dividendenrenditen für Dich auf, aber Du kannst die Dividendenrendite auch selbst berechnen.

Und so wird die Dividendenrendite berechnet:

Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs

Blendet man Transaktionskosten (und Steuern) aus ist es egal, ob eine Aktie im Jahr …

  • um 8 Prozent im Kurs steigt und keine Dividende ausschüttet oder
  • um 6 Prozent im Kurs steigt und sich eine Dividendenrendite von 2 Prozent hinzuaddiert.

Aber, eine hohe Dividendenrendite ist für sich betrachtet auch noch kein Indikator für ein gutes Investment!

Gute Dividendenrenditen = Gesunde Unternehmen?

Gerade wenn Du eine Dividendenstrategie fährst, dürfte eine hohe Dividendenrendite sicherlich sehr verlockend sein. Allerdings solltest Du niemals nur aufgrund einer hohen Dividendenrendite Aktien kaufenDenn eine hohe Dividendenrendite ist nicht immer ein positives Zeichen. Eine unerwartet hohe Rendite kann sogar ein Warnsignal sein! Denn eine hohe Ausschüttungsquote kann allein daraus resultieren, dass der Kurs einer Aktie zuvor stark gefallen ist. Manche Unternehmen versuchen auch ihren Aktienkurs durch eine Erhöhung der Dividende anzukurbeln, um neue Investoren anzulocken. Beeindruckt von der hohen Dividendenrendite kaufen einige Anleger Aktien und treiben damit den Aktienkurs in die Höhe. Aber diese Dividendenausschüttung – und der gestiegene Aktienwert – sind möglicherweise nicht nachhaltig, wenn das Unternehmen finanziell nicht stabil ist. Manche Unternehmen entscheiden sich auch dafür, hohe Dividenden auszuschütten, da sie sonst nicht wissen, was sie mit dem Geld machen sollen. Insofern besteht ein Mangel an Alternativen, beispielsweise wegen eines gesättigten Marktes. Dadurch kann kaum Wertsteigerung des Unternehmens selbst entstehen und eine mögliche Folge auf langer Sicht ist eine unterdurchschnittliche Kursperformance der Aktie. Die isolierte Betrachtung der Dividendenrendite ist kein gutes Auswahlkriterium für Aktien!

Jacke wie Hose oder Gehopft wie gesprungen?

Natürlich heisst es “gehopst wie gesprungen“. Aber da meine griechische Frau immer “gehopft wie gesprungen” sagt, habe ich das aus Liebe zu ihr übernommen.

Fakt ist: Eine Dividendenausschüttung in Höhe von 1,00 Euro führt zu einem Preisrückgang der Aktie am Ex Dividenden Tag um ebenfalls 1,00 Euro. Statt einer bestimmten Menge an Aktien zu halten, um eine Dividende in Höhe von beispielsweise 500,00 Euro zu kassieren, könnte man auch einfach Aktienanteile im Wert von 500,00 Euro verkaufen. Das Ergebnis wäre das Gleiche. Wir können unsere Gewinnausschüttung durch den regelmäßigen Verkauf von Aktienanteilen auch einfach selbst „basteln“.

So wie frühe manche Menschen gerne ihr Geld zählten weil es sie zufrieden machte, so haben Dividenden heute einen enormen psychologischen Effekt bei vielen Menschen. Dieser Effekt geht sogar so weit, dass man Rendite zugunsten von Dividenden liegen lässt.

Warum lieben viele Privatanleger trotzdem Dividendentitel?

Aus den Erkenntnissen der “Prospect theory” von Nobelpreisträger Kahnemann und Tversky geht hervor, dass, auch wenn Dividenden kein Geldgeschenk ohne Zutun sind, trotzdem der Anleger es als solches wahrnimmt. Vielmehr liegt der Unterschied zwischen einem Teilverkauf oder bei der Dividendenzahlung darin, dass Anleger Angst vor dem Treffen von Entscheidungen haben. Wenn dadurch verhindert werden kann, dass Anleger bei einem Crash ihre Aktien behalten, so kann der psychologische Effekt durchaus ein Vorteil für den Dividendeninvestor sein.

Das hat überwiegend psychologische Gründe. Anleger beurteilen Gewinne und Verluste nicht gleichermaßen, denn während die Dividendenausschüttung wie ein (zusätzlicher) Gewinn daherkommt, fühlt sich der Verkauf von Aktien wie ein Verlust an. Dazu erfordert der Verkauf von Aktien um sich “die Ausschüttung zu basteln” eine bewusste Entscheidung. Viele Anleger drücken sich vor Entscheidungen aus Angst diese später zu bereuen. Außerdem, wer von Dividenden leben kann, braucht sich damit weniger Gedanken über sein Monatsbudget zu machen. Aber jeder Verkauf von Aktien ist hingegen eine Versuchung mehr auszugeben als vielleicht angebracht wäre. Aus der Bankenpraxis kann ich über Jahre eines eindeutig festhalten: gerade deutsche Anleger sind völlig verrückt nach Ausschüttungen/Dividenden. Mit Rationalität hat das sehr wenig zu tun, wie wir nun gesehen haben. Und aus diesem Grund werden Dividendenstrategien im deutschsprachigen Internet nach wie vor sehr erfolgreich beworben – teils mit völlig wirren Aussagen wie “Inflationsschutz” etc.

Die Nachteile von Dividendenstrategien

Es gibt auch steuerliche Nachteile. Dividenden werden im Moment der Ausschüttung an den Anleger in Deutschland mit der Abgeltungssteuer belegt. Diese beträgt 25 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag. Kursgewinne werden hingegen erst beim Verkauf von Anteilen besteuert. Daraus ergibt sich ein Steuerstundungseffekt, den Dividendensammler somit aufgeben.

Etwas anders verhält sich das bei ETFs/Investmentfonds, die seit 2018 einer reformierten Besteuerung unterliegen (kann man aber umgehen. Wie erfährst Du in unserer Community 😉)

Risiko von Dividendenaktien: Den Markt nicht schlagen

Ein weiteres Risiko von Dividendenaktien, dass entweder der Ansatz oder aber die Auswahl ein wesentliches Ziel verfehlt: den Markt zu schlagen. Im Endeffekt sollte es auch hierbei um einen Weg gehen, um eine bestmögliche Rendite zu erzielen. Der Benchmark ist stets der marktbreite Vergleichsmarkt und hier schaffen es Dividendenaktien bislang nicht diesen langfristig zu schlagen.

Risiko & Dividendenaktien: Die Kürzung

Ein Risiko, das man als Investor im Kontext von Dividendenaktien stets in seine Analyse miteinbeziehen sollte, ist die Möglichkeit einer Kürzung. Eine Dividende ist niemals garantiert. Das zeigt schon wie problematisch es ist eine Aktie nur wegen ihrer Dividende zu kaufen.

Nie war es einfacher Vermögen aufzubauen und zu managen. Alles in Echtzeit auf dem Smartphone, zugänglich für jeden. Und das bei einer minimalen Kostenquote von 0,2% p.A.

Einzelaktie oder ETF? Was schneidet in einem Langzeitportfoliotest besser ab? Verfolgt es HIER.

Umsetzung mit Dividenden ETFs sinnvoll?

Für wen ETFs mit Dividende sinnvoll sind, hängt vor allem von den Zielen des Anlegers ab. Wer eine Geldanlage mit regelmäßigen Erträgen sucht, um sich so ein passives Einkommen zu sichern, kann von der Investition in dividendenstarke Indexfonds profitieren. Für Anleger, die gerade erst mit dem Vermögensaufbau starten, sind ETFs mit Dividende dagegen weniger geeignet. In dieser Situation können Sie eher von ETFs mit größerem Kurspotenzial und niedrigeren Kosten profitieren. Bei ETFs können Sie zudem mit der konsequenten Wiederanlage etwaiger Dividenden – also thesaurierenden Indexfonds – einen Zinseszinseffekt erreichen. In den meisten Fällen sind Dividenden-ETFs allerdings ausschüttende Fonds, da sich die Anleger regelmäßige Auszahlungen wünschen. 

Quelle: Weltsparen.de

Da es verhältnismäßig wenig Dividenden ETFs gibt und diese meist auch noch etwas teurer als andere Aktien ETFs sind, macht es wenig Sinn solche ETFs zu kaufen. Von den überteuerten Fonds von Banken wie dem DWS Top Dividende fange ich erst gar nicht an – die Kosten (auch die jährliche Bestandsvergütung) sind enorm.

Dazu kommt, dass es unwahrscheinlich ist, dass Dividenden-ETFs vergleichbare „Standard“-Indizes auf lange Sicht outperformen. Insbesondere in der Ansparphase sollten sich Anleger auf die risikogewichtete Gesamtrendite konzentrieren, und nicht auf die Dividendenrendite. Der beste Weg, um eine attraktive Gesamtrendite bei möglichst niedrigem Risiko zu erreichen, ist und bleibt ein weltweit diversifiziertes, passiv gemanagtes ETF-Portfolio, so wie ihr das in vielen Blogartikeln hier auf Blackwater.live findet (und natürlich auch in unserer Community).

Die Idee mit der Dividendenstrategie ist zwar schon älter, aber es wird immer wieder revolutionäre Ideen geben, die dann angeblich viel besser als das Welt-Depot sind. Bislang blieb der Beweis dass dies so ist aber immer aus. Dazu kommt, ob die Umsetzung reproduzierbar für viele Menschen umsetzbar wäre und welche Kosten dadurch entstehen. Und zu komplex soll das Ganze schliesslich auch nicht sein, sonst bleibt kaum jemand dabei. Alleine wegen diesen Gesichtspunkten bleibt unser risikoadjustiertes Welt-Depot unsere Empfehlung Nummer 1.

“Kaufe nie eine Aktie, wenn du nicht damit leben kannst, dass sich der Kurs halbiert.”

– Warren Buffet