Warum ich kein Christ mehr bin - von Blackwater.live
Im Laufe der letzten Monate habe ich immer wieder private Mails bekommen die sich direkt oder indirekt um die Frage drehen, warum ich kein Christ bin. Manchmal kommt auch die Frage, warum ich die Bibel lese und schätze (vermutlich weil ich viel aus ihr zitiere), aber mich nicht zum christlichen Glauben bekenne. Und heute ist ein guter Tag, um das einmal zu beantworten.
Zweifellos könnte ich darüber den längsten Artikel meines Lebens schreiben oder ein Buch, wie es mir manche schon geraten haben. Vielleicht werde ich das auch eines Tages tun. Aber vorab will ich das einfach mal mit der Blackwater Gemeinde teilen. So kurz wie möglich, so lang wie nötig. Und möglichst auch für alle verständlich, die kein theologisches Wissen haben.
Alles was ich nun schreiben werde, könnte ich mit hunderten Texten und Quellen belegen und wenn es jemand interessiert, dann einfach nachfragen. Das ist kein Problem.
Also, nun der unvollkommene Versuch das zu erklären:
Ich bin in der Mitte meines Lebens angekommen und weitestgehend christlich sozialisiert. Als Europäer und Kind der 80er Jahre bekommt man das sozusagen mit der Muttermilch verabreicht. Es gibt im Christentum heute allgemein eine Bandbreite von Mainstreamchristentum wie Evangelisch oder Katholisch bis hin zu Derivaten davon oder Sekten wie bestimmte Freikirchen oder Zeugen Jehovas und adventistische Kirchen. Durch mein eigenes Leben, Bekannte und Freunde habe ich im Laufe meines Lebens die meisten Strömungen kennen gelernt und auch den Wahrheitsanspruch, den sie alle haben. (wie absurd dieser aufgrund von Sozialisierung und dem Zufall des Geburtsortes ist, das hatte ich schon des öfteren erklärt)
Ungeachtet dessen, dass man die einzelnen Gruppen sehr gut mit der Bibel selbst "zerlegen" kann, da sie alle Zusatzlehren implementiert haben um ihre Lehre zu stützen, gibt es aber ein viel größeres Problem dahinter. (falls jemand aufrichtiges Interesse hat warum eine bestimmte Gruppe nicht den Aussagen der Bibel entspricht, dann einfach gerne die Fragen in den Thread posten. Ich bin nicht "erleuchtet", ich nutze einfach nur die Bibel. Die stärkste Waffe gegen diesen ganzen Sumpf)
Aber nun zu dem größeren Problem dahinter: Es ist die Bibel wie wir sie heute kennen selbst. Wer sich mit der Entstehung der heutigen Bibel beschäftigt wird merken, dass es massive Überlieferungsprobleme gibt. Vor allem in dem sogenannten neuen Testament (NT). Es wurde in griechisch geschrieben, gesprochen haben Jesus und seine Jünger aber aramäisch. In den Synagogen wurde hebräisch benutzt. Wer sich mal kurz mit griechisch und den semitischen Sprachen beschäftigt weiss, dass dazwischen ein riesiger Unterschied liegt. Das sind nicht nur zwei verschiedene Sprachen, die ganzen Bedeutungen hinter den Worten sind komplett andere. Beispielsweise (eines von 1000den Beispielen) die Bezeichnung "Sohn". Jemanden "Sohn" zu nennen kommt in semitischen Sprachen oft vor. Man nennt jüngere Menschen Sohn oder Tochter. Beispielsweise würde mich Safiya's Vater oder jeder andere arabische Vater den ich besuche durchaus "mein Sohn" nennen. Oder ich würde jeweils ältere Menschen als Mutter/Tante oder Vater/Onkel in semitischen Sprachen bezeichnen. Das ist eine Respektsbekundung. Auch kulturell liegen Lichtjahre zwischen der aramäischen und griechischen Kultur. Die Griechen kannten das Weltbild dass die Götter Söhne hatten, im semitischen Kulturraum kennt man das bis heute nicht. Das NT ist eine griechische Aufzeichnung beeinflusst durch die griechische Kultur. Evangelien wie das Hebräerevangelium (nicht der Hebräerbrief) oder das Ägypterevangelium sind verschwunden. Wir wissen nur durch Bezugnahmen der Kirchenväter, dass es diese überhaupt gab. Die Kirche wollte hebräische Einflüsse zurück drängen und letztlich ist die Kirche die Geberin der heutigen Bibel**. Der erste vollständige Kanon wurde 357 n.Chr. von ihr zusammengestellt. Das bedeutet, wer die Bibel wie wir sie heute kennen vollständig als Gottes Wort sieht akzeptiert, dass die Kirche von Gott geleitet wurde. Das anzunehmen ist spätestens ab dem Jahr 150 und danach absurd. Dazu muss man sich nur die Zustände innerhalb der Kirche zu dieser Zeit anschauen. Anzunehmen, dass Gott so etwas akzeptieren oder gar segnen würde lässt sich unmöglich mit dem Gott des alten Testaments der Bibel vereinen.
Anmerkung: Alle Sekten wie Zeugen Jehovas, Adventisten und Co. müssen mit der Aussage dass die Bibel "Gottes Wort" ist automatisch akzeptieren, dass die damalige Kirche von Gott inspiriert wurde. Das ist eines der vielen massiven Fehlkonstruktionen in der Lehre dieser Gruppen, denn sie bezeichnen diese Kirche als Abfall und falsche Religion.
** Die oft angeführte Septuaginta ist NICHT der BIBELKANON, sondern nur die älteste griechische Übersetzung des hebräischen Teils der Bibel (AT)
Auch bei den vorhandenen Evangelien (NT) kann man durch die heutige Forschung ganz klar folgendes sehen: Wir wissen nicht mit Sicherheit, wer die Autoren sind. Wir wissen mit Sicherheit, dass die ältesten Aufzeichnungen davon sind Fetzen, oft nur 1-2 Verse. Die meisten vollständigen und zusammenhängenden Abschriften (keine Originale) sind aus dem Zeitraum 400 und später nach Christus.
Aber selbst wenn ich die synoptischen Evangelien Matthäus, Markus, Lukas so nehme wie sie sind und als Gottes Wort sehe, dann habe ich folgendes Problem.
In den synoptischen Evangelien ist im Wesentlichen das Leben Jesu und seine Aussagen aufgezeichnet. Man kann auch an den heutigen vorhandenen Evangelien (wie gesagt, sie sind unvollständig. Ich rede hier nicht von den Apokryphen, sondern von fehlenden Evangelien!!) einiges sehr deutlich erkennen, was zu massiven Problemen mit dem christlichen Glauben und allen Derivaten führt. Das lässt sich mit einigen Fragen sehr schnell rauskristallisieren:
Was sagte Jesus darüber, wie man "gerettet" wird, also in das Himmelreich/Paradies kommt?
Was sagte Jesus darüber, wer Gott ist?
Was sagte Jesus darüber, wie man Gott anbeten sollte?
Was sagte Jesus darüber, was wahrer Glauben/wahre Religion ist? Gründete Jesus eine Religion?
Was sagte Jesus über Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?
Was sagte Jesus darüber, wie man Sünden vergeben bekommt?
Spätestens nach den drei synoptischen Evangelien Matthäus, Markus, Lukas folgt der Bruch in der Kontinuität der Bibel, auch als Exaltation Christi bezeichnet. Jeder, der die Evangelien aufmerksam liest merkt, dass Jesu Rolle immer weiter verändert wird und wir mit Johannes einen Bruch erleben. Hier ist er kurz davor Gott selbst zu sein. Es folgt die Apostelgeschichte und die Konstituierung und Ausbreitung des Christentums sowie die Briefe des Paulus, Petrus und Johannes. Abgeschlossen wird mit der Offenbarung.
Das Problem dieses Teils der Bibel ist evident: Es widerspricht den Aussagen Jesu, was man anhand der von mir aufgelisteten Fragen für sich selbst erarbeiten kann. Paulus selbst hat Jesus nie kennen gelernt. Er legitimiert sich damit, dass ihm Jesus angeblich erschienen ist. Das sollten in den 2000 Jahren nach ihm noch viele Menschen behaupten und Millionen in die Irre führen, ob es nun direkte Jesus Erscheinungen oder Inspirationen sind. Man muss also schon ab der Apostelgeschichte glauben, dass Jesus seine Meinung geändert hat und als Erscheinung dies dann äußert.
Das Problem auch hier: Der Jesus der Evangelien ist der Gesandte Gottes des alten Testaments (AT) und sagt dies auch immer wieder deutlich. Er gibt alle Ehre Gott, verweist darauf, dass nur Gott der EINE angebetet werden darf. Erklärt, dass nach ihm falsche Propheten kommen und woran diese zu erkennen sind (siehe Lukas Evangelium). Wenn man tut was Jesus tat, tut was Jesus sagte, dann ist man ein sozusagen Nachfolger Jesu und tritt in seine Fusstapfen. Etwas was Jesus gebot. Aber man ist sicher kein Christ.
Denn wer nach heutigem Verständnis Christ ist, der folgt einer anderen Lehre. Bestenfalls der des Paulus, aber in den meisten Fällen nicht einmal das. Denn in den vergangenen 1900 Jahren sind tausende neue Gruppierungen und Sekten entstanden. Alle beziehen sich auf Jesus, aber keine lebt was er vorlebte. Wie das funktioniert wird sich der theologische Laie nun fragen?
Das funktioniert, indem man behauptet Jesus ist einem erschienen. Indem man behauptet, man wäre von Gott oder Jesus geleitet und inspiriert. Oder ein Kanal Gottes, wie es die Leitung mancher Sekte behauptet. Oder die Braut Christi, wie es die katholische Kirche sagt. Man gibt eigene Schriften raus wie den Katechismus, den Wachtturm oder was es sonst an Zusatzschriften gibt. Diese enthalten zusätzliche Lehren. Die Geburtsstunde der Bibel UND Religionen. Dabei ist die heutige Bibel selbst schon ein Problem. Dass nach 1900 Jahre Irrtum mit der Folge von Millionenfachen Leid durch das Christentum keiner auf die Idee kommt, dass diese Religion schlicht weg ein Irrtum ist, das lässt sich nur aus der Perspektive der Macht erklären, nicht aus der der Wahrheit. Denn um Wahrheit geht es nicht. Mit Wahrheit lässt sich keine Kirche oder Organisation aufbauen und kein Geld machen. Wahrheit würde ja auch bedeuten, dass jeder Mensch vor Gott selbst verantwortlich ist. Das ist ganz nebenbei bemerkt genau die Aussage der Bibel.
Natürlich werden jetzt die Vertreter der jeweiligen Glaubensrichtungen sagen, dass ich verloren bin, weil ich nicht ihrer Lehre folge, die ja angeblich die "Wahrheit" oder die Lehre Jesu ist. An der Stelle will ich sagen: "Read, don't follow Idiots." Lest einfach die Evangelien und lasst auf euch wirken, was Jesus wirklich sagte. Das ist einfach und klar selbst unter dem Fakt, dass es griechische Abschriften sind und die originale Denkweise Aramäisch war. (Aramäisch ist wie alle semitische Sprachen blumiger, bildlicher und reicher an Erzählungen, ein Jammer dass wir dieses Original nicht kennen)
Oder wenn euch das nicht reicht, dann lest das Alte Testament (AT) und denkt mal darüber nach, was Gott über falsche Propheten sagte oder darüber, wie er angebetet werden möchte. Der Gott, der sich nicht ändert, der ewige und allmächtige. Ich glaube nämlich genau das: Dass er sich nicht ändert und er sich von jedem finden lässt der ihn wirklich sucht und er gerne Sünden vergibt und segnet, wenn wir nur darum bitten. Auch das sagte Jesus übrigens.
Aus diesem Grund ist jemand der im Namen Gottes spricht auch stets daran erkennbar, dass er nichts sagt, was über diese alten und ewigen Grundsätze hinaus geht. Jesus ist sicher das herausragendste Beispiel dafür. Denn er hat die alten Gesetze wiederholt und auch die Grundsätze dahinter erklärt. Dass hinter allem ein Prinzip steckt und das es in Wirklichkeit um den Beweggrund und Liebe geht.
Das Christentum aber ist eine Lehre, die manches davon rausgepickt hat, anderes entsorgt und wieder anderes verdreht hat. Das ist die Geschichte des Christentums. Es ist auch die Geschichte wie Menschen andere Menschen verführt haben. Verführer und Verführte.
Ein paar Zeilen an all die, die gläubig sind. (an dieser Stelle: Danke an meine atheistischen und agnostischen Leser für unseren Austausch hier im Forum. Ich schätze euch sehr und auch eure Argumente nehme ich ernst und durchdenke sie. Das wollte ich schon länger mal sagen)
Als Menschen die wir an Gott/Elohim/Allah glauben - wenn wir es denn wirklich tun - muss es bei der Wichtigkeit dieses Themas immer um die Wahrheit gehen. Nicht um Traditionen, Familie oder Bequemlichkeit. Es gibt einen Satz, der jegliche Forschungsarbeit in der Theologie auf den Punkt bringt: Der Irrtum hat die Wahrheit zu fürchten, nicht die Wahrheit den Irrtum.
Man kann aus den verschiedensten Gründen einer Religion oder eine Glauben anhängen, aber nur einer zählt: Gott. Darum geht es ausschliesslich. Jeder andere Grund ist nicht ausreichend um das wertvollste was wir jetzt haben zu vergeuden: Unsere Lebenszeit.
Jesus selbst sagte dass es eine Zeit geben wird, in denen sozusagen die Wahrheit allen klar werden wird. In Matthäus Kapitel 7 zu finden: Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: "Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!"
Das ist nur ein Beispiel von vielen in der Bibel welches zeigt, dass man auch auf dem falschen Pferd sitzen kann in dem festen Glauben, es wäre das richtige.
Aber eigentlich ist es nicht so kompliziert. Alles was es braucht ist dies:
"Gerechtigkeit und Recht zu üben" (Gen 18,19)
»Er hat dir mitgeteilt, Mensch, was gut ist. Und was fordert der HERR von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und einsichtig zu gehen mit deinem Gott?« (Micha 6:8)
Quertexte dazu: (5Mo 10,12; Spr 21,3; 1Petr 5,5)
Vieles andere hatte ich im Laufe der letzten 2 Jahre in Artikelform auf dem Blog veröffentlicht, unter anderem in Weihnachtsartikeln wie diesem hier:
https://blackwater.live/2020/12/18/sichtbar-aber-ungeschaut/
Jetzt mag der ein oder andere noch einwenden: Aber wenn so viele studierte Kirchentheologen etwas anderes sagen, dann kann nicht stimmen was du sagst!
Dazu folgendes: Ich sage nicht, dass Du meiner Argumentation folgen sollte. Ich sage, lies es selbst nach. Informiere Dich selbst, bilde Dich selbst! Es ist Dein Leben, Dein Glauben und Deine Verantwortung!
Schlussendlich der Klassiker: "Cui Bono?" Wem nützt es, wer hat einen Vorteil davon?
Wenn Du den Kirchen und Sektenführern folgst, haben die definitiv einen Vorteil davon. Deine Arbeitskraft, Dein Geld, Deine Unterstützung. Wenn Du aber dem folgst was Jesus sagte, hast nur Du einen Vorteil davon. Du wirst frei. Und eines ist nach allem was wir aus den Schriften wissen sicher: Der Himmel freut sich.
Das als möglichst kurze Erklärung dazu, warum ich kein Christ mehr bin aber die Aussagen Jesu enorm wichtig und lehrreich sind. Und auch wenn wir vieles heute nicht mehr mit Sicherheit bestimmen und sagen können, so ist es doch der"rote Pfaden" durch alles was wir an Schrift finden können klar: Es gibt nur den EINEN Gott und es gilt diesen zu suchen und zu finden. Das ist etwas anderes, wie in einen "Verein" einzutreten. Und es erfordert mehr Glauben als Massenveranstaltungen und ekstatische Gottesdienste mit Psychoeffekten zu besuchen.
Das Problem ist vielleicht oft das, was Ibn Arabi (1165-1240) beschrieb:
"Gott zu finden ist leicht, aber Menschen zu finden die Gott gefunden haben ist schwer"
Anbei ein paar Quellen zum weiteren Studium:
(die meisten der Bücher gibts bei Amazon)
Der Kanon des Neuen Testaments. Entstehung, Entwicklung, Bedeutung. Bruce Metzger
Wer schrieb die Evangelien? (falls es schnell gehen soll als Video)
Und noch in verkürzter Version, wie man sich jede Kirche/Sekte schönreden kann. Man muss nur ein paar Begriffe austauschen, es hört sich bei allen gleich an:
Das bedeutet, wer die Bibel wie wir sie heute kennen vollständig als Gottes Wort sieht akzeptiert, dass die Kirche von Gott geleitet wurde. Das anzunehmen ist spätestens ab dem Jahr 150 und danach absurd. Dazu muss man sich nur die Zustände innerhalb der Kirche zu dieser Zeit anschauen. Anzunehmen, dass Gott so etwas akzeptieren oder gar segnen würde lässt sich unmöglich mit dem Gott des alten Testaments der Bibel vereinen.
Wie hier schon mitgeteilt, habe ich vor ca. 3 Monaten angefangen die Bibel zu lesen (gemeinsam mit meiner Lebenspartnerin). Davor hatte ich so meine eigene Vorstellung vom Wesen und Handeln Gottes. Ich muss sagen, ich habe mir Gott irgendwie "gütiger" vorgestellt, als das, was ich im AT gelesen habe. Wir beide sind schon der Meinung, dass das alte Testament eine der brutalsten "Geschichten" hervorbringt, die wir je gelesen haben. Vielleicht sehen wir das auch nur so, weil wir vieles falsch interpretiert haben. Es bleibt spannend und ich für meinen Teil werde das Buch der Bücher auf jeden Fall weiterlesen.
@himself63 Ja, das würde ich auch unbedingt empfehlen. Es wird nicht weniger interessant dadurch und es gehört aus meiner Sicht unbedingt zur Allgemeinbildung und Herzensbildung die Bibel gelesen zu haben. Nur dann merkt man auch, was da überhaupt in der Geschichte passiert ist, wie es zu diesem "Bruch" kam.
"Jesus verkündete das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“ Zitat des französischen Theologen Alfred Loisy (1857-1940)
Ich muss sagen, ich habe mir Gott irgendwie "gütiger" vorgestellt, als das, was ich im AT gelesen habe. Wir beide sind schon der Meinung, dass das alte Testament eine der brutalsten "Geschichten" hervorbringt, die wir je gelesen haben. Vielleicht sehen wir das auch nur so, weil wir vieles falsch interpretiert haben.
Damit hast Du einen entscheidenden Schlüssel entdeckt: Die Persönlichkeit Gottes im AT ist nicht die Persönlichkeit Jesu.
Etwas, was in christlichen Kreisen oft untergeht, das dass AT stiefmütterlich behandelt wird. Meistens werden NT Texte zitiert und am aller meisten natürlich: Johannes. 😉
Das AT zeigt ein Bild von Gott auf - allmächtig, allweise, streng gerecht und der übermächtige Schöpfer - welches sich im Qur'an fortsetzt. Es ist wirklich fast 1:1 das gleiche Geistwesen.
Es ist weder im AT noch im Qur'an so, dass Gott nicht bereit ist zu vergeben wenn wirklich bereut wird. Aber die Reue muss echt sein um man muss aufrichtig um Vergebung bitten. Gebete werden erhört und Gott ist mit denen, die ihn suchen. Aber klar, er ist nicht Jesus oder der "Mann in den Wolken", der einfach nur liebt, egal was wir Menschen tun.
Letztlich ist für mich ein Punkt entscheidend: Wenn es Gott gibt (wovon ich überzeugt bin), dann ist er wie er ist und nicht wie wir wollen.
Diese Prämisse ist erst einmal wichtig, sonst kann ich mir eine nette Mickymaus-Figur in Garten stellen und die anbeten. Der ist es egal was ich tue, die lächelt immer.
Also unbedingte Empfehlung: Weiterlesen und offen sein. Also das Buch wirken lassen und nicht mit irgendwelchen Zusatzerklärungen und Heftchen von Glaubensgemeinschaften arbeiten. 😉
Ich bin gespannt wie ihr es dann empfindet, wenn ihr die Evangelien durch habt und bei der Apostelgeschichte seid. Bis dahin ist es eigentlich recht stimmig.
Ein bemerkenswertes Statement, meinen Respekt!
Ich kann dich gut verstehen, auch wenn ich mich nicht so tief mit diesen Themen beschäftigt habe wie du. Dass vieles einfach eine Frage der Sozialisierung ist habe ich spätestens gelernt, als ich meine Frau kennen lernte. Sie ist Tunesierin und Muslimin. Die Familie war offen genug mich aufzunehmen, obwohl ich aus einem christlichen Haus komme aber zu dem Zeitpunkt agnostisch war. Mein Frau war es, die mich sehr zum Nachdenken über Gott brachte. Ich sehe mich heute nicht als Christ aber auch nicht als Agnostiker. Ich bin auch nicht konvertiert, obwohl ich ab und an in eine Moschee zum beten gehe. Der Glaube an Gott ist mir wichtig aber ich glaube auch nicht dass Jesus Gott ist. Sondern Gott ist Gott. Und das fühlt sich sehr richtig an und wenn ich deine Texte so lese, scheint es mehr als logisch zu sein.
Jesus verkündete das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“ Zitat des französischen Theologen Alfred Loisy (1857-1940)
Das Zitat kannte ich bis heute nicht, kann dem aber zu 100% zustimmen. Scheint ein kluger Mensch gewesen zu sein der Herr Loisy.
Letztlich ist für mich ein Punkt entscheidend: Wenn es Gott gibt (wovon ich überzeugt bin), dann ist er wie er ist und nicht wie wir wollen.
Da erwischt sich glaube ich jeder von uns hin und wieder. Bequemlichkeit ist schon was schönes. 😉
Diese Prämisse ist erst einmal wichtig, sonst kann ich mir eine nette Mickymaus-Figur in Garten stellen und die anbeten. Der ist es egal was ich tue, die lächelt immer.

Stimmt.
Erklärt, dass nach ihm falsche Propheten kommen und woran diese zu erkennen sind
„Also ich wollte sagen, dass etwa zu dieser Zeit die Verwirrung durch die ähm... und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen; niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist; und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge die jene Väter erst um 8 Uhr am vorhergehenden Abend dorthin gelegt hatten, kurz vor Glockenschlag.“
@ikigaimondai Iki, ich verstehe was Du damit meinst 😉 , aber das ist nicht der Kernpunkt dabei gewesen:
Die Kernaussagen waren immer die gleichen: Bereut, kehrt um, betet nur Gott an (Monotheismus). Massstab war stets das Gesetz Mose, die berühmten 10 Gebote, wobei diese Gesetze schon viel älter sind.
Es ging hier nicht um Hokuspokus. Sofern Berichte überliefert sind in denen übernatürliches erwähnt wird, war das zur Bekräftigung des Gesagten gedacht. Als Skeptiker kannst du das gerne weg lassen oder überlesen.
Klar wird jedenfalls bei der Gesamtbetrachtung, dass es einen roten Faden gibt. Dieser wurde in den letzten 1900 Jahren aller meistens verlassen und fertig ist die Welt der 100.000 Kirchen & Sekten.
Das Thema Anbetung des EINEN ist im Vergleich zu allem anderen sehr nüchtern wenn man so will. 😉
Gott gibt es, das denke ich auch. So schrieb C. S. Lewis (bekennender Atheist) in einem seiner Bücher: „Angenommen, es gäbe keine Intelligenz hinter dem Universum, keinen schöpferischen Plan. In dem Fall hätte niemand mein Gehirn zum schöpferischen Denken geschaffen. Die Atome in meinem Gehirn würden sich – aus physikalischen oder chemischen Gründen – einfach so bewegen und arrangieren, dass es mir als Nebenprodukt das Gefühl gibt, das ich Gedanken nenne. Aber warum kann ich dann meinem eigenen Denken vertrauen, dass es wahr ist? Das ist so, als wenn man einen Kessel Milch ausschüttet und hofft, dass sie einem eine Karte von London gibt. Aber wenn ich meinem eigenen Denken nicht trauen kann, kann ich natürlich auch den Argumenten nicht trauen, die zum Atheismus führen. Darum habe ich keinen Grund, Atheist oder sonst etwas zu sein. Wenn ich nicht an Gott glaube, kann ich meinem Denken nicht trauen. Darum kann ich nie das Denken benutzen, um Unglauben zu beweisen.“
Das heisst aber noch lange nicht, dass Religion „wahr“ ist. Deinen Thread finde ich daher mehr als sinnvoll.
Hallo Martin,
vielen Dank fuer deine offene Darstellung.
Vielleicht magst du folgende Fragen beantworten:
"Warum ich kein Christ MEHR bin"
Mich interessiert das Wort "mehr". Warst du denn schon mal ein Christ?
Was macht es denn fuer dich aus, ein Christ zu sein? Wann ist jemand Christ und wann nicht?
Du schreibst viel ueber christl. Gruppierungen (Geld, Gier, Macht), Entstehung des Neuen Testaments, dogmatische Ansichten, was alles deiner Meinung nicht sein kann oder anders gewesen sein muss ...
Ich finde keinen Hinweis auf pers. Glauben, pers. Beziehung (Gebet, Zwiesprache mit Gott, Glaubensgemeinschaft mit Gott und Menschen)?
Da ist keine uebersprudelnde Freude, kein tiefer Friede, kein Lachen und Gluecklichsein, keine Erloestheit in deiner Rechtfertigung?
Hast du den lebendigen Jesus Christus vielleicht nie kennengelernt?
Wie waere es mit einem einfachen, ehrlichen Gebet: "Herr Jesus Christus, wenn du auferstanden bist, lebendig bist, ich eine Beziehung zu dir in meinem Herzen haben kann, dann zeige es mir, Martin, so, dass ich es unzweifelhaft verstehen kann"?
Dann wartest Du einfach ab. Und wenn nix passiert, alles gut: du hast einen kleinen Zacken weniger in deiner Krone (fuer die temporaere Unterwerfung) aber du hast es wenigstens ehrlich probiert! Dann liegt der Ball in Gottes Spielfeld 😉
LG Joerg
Wieso denkst du, dass C.S.Lewis bekennender Atheist war?
zB amazon.de/Pardon-ich-bin-Christ-übersetzt/dp/3038480886
Er war bekennender Christ, ich mag seine intellektuell vortrefflichen Buecher und seine Phantasy-Uebertragungen (Perelandra ist spitze) de.wikipedia.org/wiki/Perelandra-Trilogie
LG Joerg
Finde ich sehr logisch und für mich soweit nachvollziehbar, auch wenn ich die Bibel nicht so gut kenne wie du. Aber gerne lerne ich dazu und neugierig bin ich auch.
@Joerg: Mal zwei Fragen:
1. Was heisst es Christ zu sein? Also wie definierst du es?
2. Also nehmen wir mal an es ginge. Wieso soll Jesus erscheinen wenn man etwas anderes tut als er sagte? Wenn er erscheinen könnte, dann sicher um einen mal zu wach zu rütteln.😉
3. Viele Menschen machen Erfahrungen mit Gott (wir sagen Allah). Wie erklärst du dir das dann?
LG
Marwa
Dann liegt der Ball in Gottes Spielfeld
Also ich weiß wirklich nicht viel über Religion, aber aus verschiedenen vorhergehenden Threads habe ich mitgenommen, dass das so nicht funktioniert. 😉
Hallo Marwa,
Fuer mich heisst Christ-Sein, wenn ich Jesus Christus ehrlich von Herzen nachfolge (es versuche).
Joh.10 (ruhig das ganze Kapitel lesen?)
bibleserver.com/ELB/Johannes10
dann Vers 27 "Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir;"
Das ist ganz praktisch gemeint:
Ich gebe/weihe mein Leben Gott (Jesus Christus, denn er ist EINS mit dem Vater) und nehme sein Versoehnungswerk fuer mich persoenlich an (dann bin ich versoehnt mit Gott, alle Suende ist abgewaschen, da ist keine Trennung zwischen Gott und mir und ich WEISS dass ich in Ewigkeit bei IHM sein werde.
Ich bin nicht AENGSTLICH vor nix, pure Freude und Glueck und Dankbarkeit).
Jesus Christus nimmt in mir Wohnung im Heiligen Geist. Dann lebe ich in Ewigkeit in Beziehung mit ihm.
Ich hoere seine feine Stimme in mir und ER ist mein Hirte. Ich versuche ihm zu folgen in Gedanken (was willst Du HErr?) in Worten (was soll ich sagen, HErr?) in Werken (was soll ich jetzt gerade tun, HErr?). Das bestimmt im Idealfall (leider vergesse ich es manchmal, mein Ego bricht ab und zu durch) mein ganzes Alltags-Leben bis in Ewigkeit.
Die Ewigkeit beginnt jetzt sofort im diesseitigen Leben. Ich bin bereits hier versetzt in das unsichtbare Reich Gottes.
bibleserver.com/ELB/Kolosser1
Vers 13 er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
14 In ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden.
zu "Viele Menschen machen Erfahrungen mit Gott (wir sagen Allah). Wie erklärst du dir das dann?"
Ich weiss es nicht, ich kann nur ueber meine Erfahrung sprechen. Ich weiss nicht, wie andere Ihre Erfahrung mit Gott empfinden Link entfernt Ich bin ja nicht sie.
Gott ist viel groesser als ich denken kann. Wer weiss, wer spaeter im Paradies alles auftaucht ...
Fuer mich ist Christ-Sein das richtige.
Glaubensrichtungen bei denen ich ANGST vor Gott habe oder tiefe UNSICHERHEIT empfinde (ob er mich liebt, ob ich genuege, ob ich gerettet bin), bei denen ich FREUDLOS oder GESTRESST bin (habe ich richtig gebetet? habe ich mich Gott richtig genaehert? bin ich rituell rein genug? habe ich alle Bedingungen erfuellt? habe ich keine Fehler gemacht?) oder von ANDEREN abhaenge (Leiter, Ausleger, Seelsorger) oder davon, die SCHRIFTEN auch richtig und tief genug zu interpretieren? sind nix fuer mich.
Ich bin nur ein kleines Schaf ich hoere seine Stimme und folge meinem Hirten.
Mehr ist nicht noetig, es ist ganz einfach und fuer viele schwer (wer will schon SEIN Schaf sein und sich selbst/sein Ego dem unterordnen, die Bibel sagt "sterben"?)!
LG Joerg
Dann liegt der Ball in Gottes Spielfeld
Also ich weiß wirklich nicht viel über Religion, aber aus verschiedenen vorhergehenden Threads habe ich mitgenommen, dass das so nicht funktioniert. 😉
Die Hoffnung stirbt zuletzt 🤣
Wie hier schon mitgeteilt, habe ich vor ca. 3 Monaten angefangen die Bibel zu lesen (gemeinsam mit meiner Lebenspartnerin). Davor hatte ich so meine eigene Vorstellung vom Wesen und Handeln Gottes. Ich muss sagen, ich habe mir Gott irgendwie "gütiger" vorgestellt, als das, was ich im AT gelesen habe. Wir beide sind schon der Meinung, dass das alte Testament eine der brutalsten "Geschichten" hervorbringt, die wir je gelesen haben. Vielleicht sehen wir das auch nur so, weil wir vieles falsch interpretiert haben. Es bleibt spannend und ich für meinen Teil werde das Buch der Bücher auf jeden Fall weiterlesen.
Ich freue mich sehr, dass Du die Bibel liest!
Ich hoffe, Du wirst, wenn Du ein-, zwei-, dreimal durch bist, erkennen, mit wieviel Geduld und Güte und Gnade Gott immer wieder neu anfängt mit den Menschen.
Barmherzig und gnädig ist der Ewige, langsam zum Zorn und reich an Gnade. (Psalm 103,8)
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