Versicherungen, das ist doch ein Thema 😉
ich denke dass niemand auf der Welt so viele Versicherungen abschließt wie die Deutschen. Zumindest ist mir auf meinen Reisen sehr oft aufgefallen, dass in anderen Ländern mehr gelebt & genossen wird und man sich nicht so viele Gedanken über mögliche Risiken macht - man lebt einfach!
In Deutschland ist es ganz anders, da sollte man möglichst alles versichern (Achtung Ironie).
Vielleicht hilft es weiter, ein Versuch eines Überblickes:
Sehr wichtig, unbedingt:
- Private Haftpflicht - wenn man jemand einen Schaden (Sachen/Gesundheit) zufügt, bezahlt diese Versicherung. Man zahlt Beiträge und die Versicherung entschädigt andere.
- Berufsunfähigkeit – wenn man nicht mehr arbeiten kann (durch Krankheit/Unfall) bezahlt diese Versicherung. Man zahlt Beiträge und diese Versicherung zahlt eine monatliche Rente an einen selbst.
- Auslandsreisekranken – hilft dir bei Krankheit / Unfall im Ausland bei allen deinen Reisen und übernimmt idealerweise die Krankheitskosten die du oft sonst nicht zahlen kannst.
Wichtig, aber Kosten – Nutzen abwägen:
- Auto -a) Haftpflicht (muss man versichern) -b) Kasko (kann man versichern)
- Hausrat – man bekommt Entschädigung (Geld) wenn der eigene Besitz beschädigt/zerstört wurde
- Gebäude - man bekommt Entschädigung (Geld) wenn der eigene Besitz beschädigt/zerstört wurde
- Rechtsschutz – man kann sich einen Anwalt leisten, wenn es (wichtigen/teuren) Streit gibt
- Risiko Leben – man zahlt Beiträge und die Versicherung zahlt eine Summe an dir wichtige Menschen die du versorgen musst (willst) wenn du stirbst.
Nice to have – nicht unbedingt nötig, aber wenn man noch keine 10 Versicherungen bezahlt sollte man überlegen noch eine abzuschließen (Achtung Ironie)
- Unfall – man zahlt Beiträge und die Versicherung zahlt dir Geld nach einem Unfall bei bleibenden gesundheitlichen Schäden
- Kranken (zusätzlich) – man zahlt Beiträge und die Versicherung erstattet dir Kosten die du zuzahlen musst (Zahnersatz, teure Behandlung)
Was man nicht braucht – oder wo ist der Nutzen?
- Rente (privat zusätzlich) – man zahlt Geld ein und bekommt es mit Glück später von der Versicherung wieder ausgezahlt. Wenn man in der Vertragszeit stirbt, gibt es für die Erben überwiegend nur die Beiträge zurück.
- Leben (als Sparvertrag) - man zahlt Geld ein und bekommt es mit Glück später von der Versicherung wieder ausgezahlt. Wenn man in der Vertragszeit stirbt, bekommen die Erben die vereinbarte Summe ausgezahlt.
- Leben (Fondgebunden) - man zahlt Geld ein und bekommt es mit Glück später von der Versicherung wieder ausgezahlt. Wenn man in der Vertragszeit stirbt, bekommen die Erben die vereinbarte Summe ausgezahlt.
- Reisegepäckversicherung – man zahlt Geld ein und die Versicherung sollte Entschädigung zahlen wenn man sein Gepäck verliert, vergisst, es gestohlen oder zerstört wird
- … hier ist noch Platz, mir ist keine mehr eingefallen
Fazit: Meine Beschreibung ist fast neutral ohne Wertung, die einzige Wertung ist die Einordnung nach von mir empfundenen Wichtigkeit. Jede & jeder hat andere Lebensumstände, daher sind die Gründe sich zu versichern vielfältig. Was für den einen Quatsch ist kann für jemand anders sinnvoll sein
Wir haben jetzt eine Basis als Diskussionsgrundlage.
Klasse Liste! Deine Nr. 8 (Risiko-LV) gehört für mich zu den must-haves, sofern man eine Familie (mit-) versorgt!
Außerdem ist sie sehr günstig aus meiner Sicht: Ich zahle unter 13 € für 250000€. Das reicht, damit meine Familie den Lebensstandard hält und die Ausbildung gesichert ist, ohne mehr arbeiten zu müssen, falls ich „vom Hocker falle“. Für mich eine enorme Beruhigung!
Ich teile die Einschätzung zur Risiko-LV, auch wenn wir unsere gerade haben auslaufen lassen.
Die grundsätzliche Leitfrage sollte immer lauten: Würde mich ein Schaden an dieser Sache ruinieren? Ist die Antwort ja, dann kann eine Versicherung Sinn ergeben. In die Antwort dürfen gerne „weiche“ Faktoren einfließen, also beispielsweise ein ebenfalls berufstätiger Partner. Je mach persönlichem Risikoappetit höher oder niedriger gewichtet.
Genau so ist es! Dass ihr eure auslaufen lasst, spricht dafür, dass ihr älter seid als wir :-). Unser Kleiner ist vier und damit ja noch viele Jahre von uns abhängig! In der Situation ist die Risiko-LV Pflicht für den Preis.
Viel schwieriger finde ich die Beurteilung der Berufsunfähigkeitsversicherung - einfach weil sie unfassbar teuer ist, aber eben auch sehr sehr wichtig! Ich habe mich gegen sie entschieden und weiß, dass wir damit und mit dem Aufbau von Vermögen ein hohes Risiko fahren. Ich fühle mich im Beruf sehr wohl und lebe gesund. Dass damit das BU-Risiko nicht bei 0 liegt, weiß ich, aber der Preis ist fast pervers, wenn ich eine angemessene BU-Rente möchte. 🙁
Berufsunfähigkeit
In der Theorie wichtig, aber in der Praxis hat sie leider viel zu viele Probleme:
- selbst für Büroangestellte unverhältnismässig teuer
- die Personen, welche die BU statistisch am ehesten bräuchten, können sie sich überhaupt nicht leisten (Handwerker / körperlich arbeitende Berufe)
- im Leistungsfall wird sich die Versicherung querstellen und alles in die Wege leiten, damit nicht gezahlt werden muss
- ich kenne im direkten Bekanntenkreis zwei Fälle, in denen nicht gezahlt wurde (weil unter 50% Einschränkung, in einem Fall waren es 48%)
- am besten parallel dazu eine Rechtsschutzversicherung abschliessen bei einer anderen Versichung, da viele Ansprüche erst auf dem Gerichtsweg geltend gemacht werden können
- die BU wird meist auch nicht lebenslang gezahlt, sondern stetig wieder überprüft
- ich denke, ein genügend grosses Finanzpolster ist besser, und selbst mit BU notwendig. Wenn man sich erst 2 oder 3 Jahre vor Gericht rumärgern muss, muss man genügend Geld in der Hinterhand haben.
Rechtsschutz
Aus eigener Erfahrung: zahlt nicht, wenn es drauf ankommt. In diesem Fall war es eine Miet- und Immobilien-RS, welche im Kleingedruckten stehen hatte, dass Neubauten davon ausgenommen sind. Zwei Jahre lang einen mittleren dreistelligen Betrag umsonst bezahlt.
- selbst für Büroangestellte unverhältnismässig teuer
Sie ist teuer, weil sie häufig gebraucht wird. Die Risikolebensversicherung ist günstig, weil sie selten zum Tragen kommt.
Natürlich kannst Du den Monatsbeitrag zurücklegen als persönliche Risikovorsorge, aber in den ersten zwanzig Jahren wirst Du damit nicht weit kommen und zudem ist das Versicherungskollektiv günstiger als die Einzelvorsorge, das ist ja der Grund, weshalb Versicherungen überhaupt "erfunden" wurden.
- die Personen, welche die BU statistisch am ehesten bräuchten, können sie sich überhaupt nicht leisten (Handwerker / körperlich arbeitende Berufe)
Derselbe Grund: Hier wird sehr häufig geleistet, deshalb teuer. Da hilft nur, früh (niedriges Einstiegsalter) anzufangen und ggf. das Endalter herunterzusetzen (mit dem Gedanken, dann in den letzten, teuersten Jahren vom eigenen Vermögen zu leben). Ggf. kann man auch statt BU eine EU abschließen, die ist günstiger und sichert zumindest den Totalausfall ab.
- im Leistungsfall wird sich die Versicherung querstellen und alles in die Wege leiten, damit nicht gezahlt werden muss
Versicherer sorgfältig auswählen. Gesundheitsfragen mit professioneller Hilfe korrekt ausfüllen. Abschluss im Internet ist hier einfach nicht die richtige Vorgehensweise.
Ich habe in meinem Umfeld (leider) mehrere Fälle erlebt, und dort wurde anstandslos gezahlt.
- die BU wird meist auch nicht lebenslang gezahlt, sondern stetig wieder überprüft
Eine BU wird nie lebenslang gezahlt. Sie hat ein im Vertrag vereinbartes Ablaufdatum. Man braucht sie ja auch nicht lebenslang, denn wenn man Altersrente bezieht, braucht man die BU-Rente nicht mehr.
Die Überprüfung bedeutet nur: Wenn sich der Gesundheitszustand bessert, entfällt die Bedingung für die BU-Leistung. Das kommt gar nicht mal so selten vor. Und dann sollte sich der Betroffene doch freuen, dass er wieder arbeiten kann.
Eine BU wird nie lebenslang gezahlt.
Ok, ich hätte es genauer formulieren sollen: laut Bund der Versicherten dauert eine Berufsunfähigkeit im Durchschnitt drei Jahre. D.h. wenn man sich erst 2 oder 3 Jahre vor Gericht rumstreiten muss, ist die BU evtl. schon wieder vorbei.
Natürlich ist das der Schnitt, und es gibt Menschen die nicht wieder arbeiten können.
Versicherer sorgfältig auswählen.
Wie wählt man diesen aus? Wer kann mir heute sagen, welche Versicherung in fünf oder zehn Jahren gute Konditionen hat und die BU auszahlen wird?
Wie wählt man diesen aus? Wer kann mir heute sagen, welche Versicherung in fünf oder zehn Jahren gute Konditionen hat und die BU auszahlen wird?
Man kann durchaus schauen, wie die Versicherer in den vergangenen 10-20 Jahren bewertet wurden. Wer nur nach Preis geht oder nur die Versicherung nimmt, die dieses Jahr bei Warentest gehypt wird, findet keinen verlässlichen Vertragspartner. Ich hab das damals leider (noch unwissend) bei meiner privaten Krankenversicherung nicht beherzigt.
Die grundsätzliche Leitfrage sollte immer lauten: Würde mich ein Schaden an dieser Sache ruinieren?
Top, das ist vielleicht der wichtigste Satz auf der ganzen Seite!
Ich frage mich, wann realistisch der Zeitpunkt gekommen ist, seine BU „abzuwerfen“. Da wir ja nichts versichern sollten, was uns nicht existenziell bedroht, müssen wir uns irgendwann eingestehen, dass auch eine etwaige Berufsunfähigkeit darunter fällt. Blöd gesprochen: wer im halben Jahr vor seinem Renteneintritt noch BU zahlt, hat was falsch gemacht. Aber wie lang ist der Zeitraum? Ein Jahr? Zwei? Fünf?
Hier kommt das Konzept der finanziellen Unabhängigkeit ins Spiel. Wenn ich in meine General-Excel schaue, dann sehe ich, dass mein Kapitalvermögen (also alles, was sich schnell zu Geld machen ließe) eine Reichweite von rund drei Jahren hat: Ich könnte die Ausgaben von drei Jahren aus ihm bestreiten. Die Cash-Position reicht rund ein Jahr weit. Das wäre mir, wäre ich allein, vielleicht schon genug, aber mit Familie ist das noch nicht in einem Bereich, den ich mir wünschen würde. Mein Gefühl sagt mir, dass die Cash-Position ca. 5 Jahre weit reichen sollte - bei 15% Anteil im Portfolio wäre das allerdings ein Gesamtvermögen von rd. 1,8mEUR. Diese Rechnung würde ich als Alleinverdiener annehmen. Sobald meine Frau wieder anfängt zu arbeiten, wäre ich auch mit drei Jahren zufrieden, also rd. 1,1mEUR. Das… wird auch noch dauern. Ich denke, ich lege mir das Thema BU mal für den 50. Geburtstag auf Wiedervorlage…
Es gibt hier nicht alles-oder-nichts. Du kannst die Höhe Deiner BU-Rente ja kürzen, das wirkt sich auch auf den Beitrag aus.
Denkt halt dran, wenn der Partner wieder arbeiten muss, braucht Ihr evtl. jemanden, der Euch tagsüber betreut. Kostet auch.
Berufsunfähigkeit – wenn man nicht mehr arbeiten kann (durch Krankheit/Unfall) bezahlt diese Versicherung. Man zahlt Beiträge und diese Versicherung zahlt eine monatliche Rente an einen selbst.
Habe ich mir tatsächlich gespart und brauche sie auch nicht mehr. Aus heutiger Sicht würde ich sie abschließen.
@all
Wow, ich hätte nicht gedacht dass meine kleine Übersicht gleich so einen angeregten Austausch anstoßen würde 😉 Danke!
Die meisten haben zur Berufsunfähigkeit als Risiko geantwortet.
Wollen wir die Berufsunfähigkeit als Thema hier herauslösen und das in einem extra Thread beleuchten? Was meint ihr, oder lassen wir es wie es ist und diskutieren hier weiter?
Bei der BU gibt es viele Probleme, besonders mit den Gesundheitsfragen. Ein eigener Thread wäre schon optimal.
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