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Off Topic Corpus Coranicum

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mrtn
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Fide Meister Moderator Blackwater Stammleser
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Safiya hat mich auf das wissenschaftliche Projekt Corpus Coranicum verwiesen. Da ich deren Arbeit hochinteressant finde, habe ich mal diesen Thread dazu angelegt.

https://corpuscoranicum.de/de

 

Was machen die Wissenschaftler bei Corpus Coranicum?

Das Vorhaben macht die frühen Handschriften in Bild und Text zugänglich. Parallel zur schriftlichen Textüberlieferung wird die islamische Lesartenliteratur systematisch dargestellt. Damit liefert Corpus Coranicum erstmals eine historisch gesicherte Textbasis. Aufbauend auf der historisch-kritischen Erschließung der Textgeschichte erstellt das Vorhaben einen chronologisch-literaturwissenschaftlichen Kommentar, unter Verwendung der Datenbank „Texte aus der Umwelt des Korans“ (TUK); so wird erstmalig die Entwicklung der islamischen Urgemeinde als Interaktion zwischen dem Propheten und ersten Adressaten in Mekka und Medina rekonstruiert.

Corpus Coranicum holt den lange versäumten Schritt der systematischen Auswertung der ältesten Koranhandschriften nach und stellt ihr die Dokumentation der Koranlesarten im islamischen Schrifttum zur Seite. Erstmals wird auch systematisch den Echos älterer Traditionen im Koran nachgegangen, indem theologische, poetische und epigraphische Zeugnisse der Umweltkultur in ihrer Originalsprache zugänglich gemacht werden (Datenbank „Texte aus der Umwelt des Korans“) Der Kommentar verfolgt das Ziel, den Text des Korans – als Niederschrift der vom Propheten zwischen ca. 610 und 632 in Mekka und Medina verkündeten Botschaften verstanden – „dynamisch“, d.h. der Chronologie ihrer Entstehung folgend, in seinem Wachstum und der Entwicklung seiner Diskurse verständlich zu machen. Der literaturwissenschaftlich an der Biblistik orientierte Kommentar versucht dabei, die Masse von jüdischen, christlichen, altarabischen und sonstigen Traditionen einzubeziehen, die in der kulturellen Umwelt der Zeit in Umlauf waren. Sie sind in der Datenbank „Texte aus der Umwelt des Korans“ einsehbar. Die enge Beziehung des Korans zu zahlreichen Umwelttexten und noch mehr der koranische Einsatz von aus diesen Texten ersichtlichen Argumentationsstrategien führt uns vor Augen, dass der Koran – in seinem Entstehungskontext betrachtet – nur als ein Text der Spätantike gedacht werden kann.

Grundlagenforschung: Da für die historische Erforschung des Korantextes keine Arbeitsinstrumente wie Handschriftenübersichten, Datierungsrichtlinien, Zettelkästen o.ä. vorliegen, musste das Vorhaben zunächst eine eigene textgeschichtliche Dokumentation aufbauen. Zur Auswertung der rund 12.000 Handschriftenphotos (Agfa-Film) aus dem Gotthelf-Bergsträßer-Photoarchiv wurde eine Datenbank im SQL-Format („Manuscripta Coranica“) aufgebaut, die Handschriftendaten und Transliterationen speichert. Um digital die Zeichen und Buchstaben des enthaltenen Textes aufzeichnen zu können, wurde ein eigenes Transliterationssystem (in XML) und ein spezieller Zeichensatz „Coranica“ erstellt. Corpus Coranicum hat den ersten Katalog von Koranhandschriften aufgebaut, der den systematischen, digitalen Standards der TEI (Text Encoding Initiative) und des Unicode-Konsortiums entspricht.     Naturwissenschaftliche Ansätze: Um die Datierung von Koranhandschriften besser zu bestimmen, hat Corpus Coranicum mehr als 100 Radiokarbonmessungen von Koranhandschriften aus Sammlungen in Berlin, Leiden, München, Sanaa, Tbilissi, Tübingen u.a. durchgeführt (in Zusammenarbeit mit Tobias J. Jocham). Naturwissenschaftliche Forschung wird auch bei der Tintenanalyse angewendet, so z.B. im deutsch-französischen Vorhaben „Paleocoran“ (ANR/DFG). Zusammen mit dem Bundesamt für Materialforschung (Berlin) ist ein eigener Drittmittelforschungsantrag zur naturwissenschaftlichen Tintenanalyse in Vorbereitung. Im Bereich der Lesarten (qirāʾāt) hat das Vorhaben eine historische Dokumentation von Lesarten aufgebaut, die in frühen islamischen Werken verzeichneten Textvarianten digital erschließt und darstellt.      Digitale Strukturen: Um die verschiedenen Sprachen aus den Texten der Umwelt des Korans (Hebräisch, Syrisch, Altsüdarabisch, Altäthiopisch u.a.) digital darstellen zu können, wurde ein eigener Font „Coranica“ entwickelt. Für die arabische Schrift selbst stellt „Coranica“ ein Novum dar, da der Font alle Zeichen der heute maßgeblichen Kairiner Druckausgabe und sämtliche koranspezifischen Zeichen der nordafrikanischen Druckausgaben des Korans bereitstellt. „Coranica“ kommt ebenfalls zum Einsatz bei der richtigen Darstellung aller für die Transliteration der ältesten Handschriften benötigten Zeichen.     Literaturwissenschaftliche Methoden: Der Kommentar orientiert sich an der Methodenfolge der Biblistik, indem er die Sure zunächst auf ihre Einheitlichkeit bzw. ihr graduelles Wachstum – „Literarkritik“ – ihre wiederkehrenden Strukturelemente – Formkritik – und ihre Komposition – Redaktionskritik – hin untersucht. Darauf aufbauend werden die strukturbildenden Versgruppen auf ihre semantische Aussage hin analysiert – beides Vorarbeiten für die Ermittlung der chronologischen Position der Sure im Gesamtkorpus. Schließlich werden die semantischen Inhalte in den Kontext der älteren Traditionen gestellt und auf ihre hermeneutischen Strategien der Aneignung und Substitution hin geprüft.


   
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